Filmkomödie

„Ein Mann namens Otto“: Ein Eisberg taut auf

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Unvermutet wird der Miesepeter Otto (Tom Hanks) zum Babysitter der neuen Nachbarskinder.

Unvermutet wird der Miesepeter Otto (Tom Hanks) zum Babysitter der neuen Nachbarskinder.

Foto: Sony

„Ein Mann namens Otto“ ist das Remake eines schwedischen Kinohits. Mit Tom Hanks als Grantler. Aber kann man ihm das wirklich abnehmen?

Aus Ove wird Otto. Aber sonst ändert sich nichts. Sonst nutzen wir Schokoriegel im Kino höchstens als Schleckerei zum Film. Hier darf man aber auch mal den bekannten Riegel-Werbeslogan auf einen Film münzen. Denn „Ein Mann namens Otto“ ist das Remake des schwedischen Films „Ein Mann namens Ove“, der 2016 auch in den deutschen Kinos lief.

Jetzt gibt es das Ganze noch mal auf amerikanisch. Mit dieser Methode hat sich Hollywood von jeher an fremdem Output bedient. Und was schon mal Erfolg hatte, kann auch mit Weltstars nicht ganz schiefen gehen.

Otto oder Ove: Ein einziges Déjà-vu – same same but different

Diesmal also Tom Hanks statt Rolf Lassgård. Hanks aber darf nicht Ove heißen. Otto klingt zwar auch nicht viel amerikanischer, aber wohl fremd genug. Triste Vorstädte indes, in denen man seine Nachbarn nicht mehr kennt und sich auch nicht mehr um sie kümmert, die gibt es auch in den USA. Weshalb der Film, der auf dem Romanbestseller von Fredrick Backman basiert, überall auf der Welt verstanden wird.

Wer Ove schon gesehen hat, wird Otto also als einziges Déjà-vu erleben. Aber die Wahrheit ist auch: Hanks ist ein Star, der weit mehr Besucher ins Kino lockt als ein schwedischer Film, so originell er auch immer sein mag. Und also gibt es diesen Film jetzt noch mal. Same same, but different.

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Der Trailer zum Film: „Ein Mann namens Otto“

Wieder beginnt der Film mit einem Ende. Otto hat alle Verträge gekündigt und das Gas abbestellt. Hat im Baumarkt schon Seil und Ösen gekauft. Jetzt hat er die Schlinge um den Hals und will sich im Eigenheim erhängen. Aber da ist plötzlich Getöse zu vernehmen.

Ein großes Gefährt rangiert draußen beim Einparken. Obwohl Autofahren in dieser Straße streng verboten ist. Also steigt Otto noch mal vom Stuhl, um die Störenfriede zurechtzuweisen. Und wenn es das Letzte ist, was er auf Erden tut.

Makabrer Running Gag: Bei jedem Selbstmordversuch wird gestört

Otto ist ein mürrischer, freudloser Pedant, dem Ordnung über alles geht. Und der gegen alles rigoros vorgeht, was nicht den Regeln entspricht. So einen möchte man nicht zum Nachbarn haben. Die anderen gehen denn auch schon in Deckung, wenn der Blockwart seinen Kontrollgang macht. Seit der Rentner seine Frau verloren hat, hat er keine Freude mehr am Leben. Und will deshalb so bald als möglich an ihre Grabesseite.

Aber da sind nun neue Nachbarn, die noch nicht wissen können, wie abweisend Otto ist. Die schwangere Marisol (Mariana Treviño) begrüßt ihn voller Wärme. Und klingelt bald schon wieder an der Tür, um ihm als Willkommensgeschenk Selbstgekochtes zu überreichen. Da will sich Otto schon wieder das Leben zu nehmen. Das wird zum Running Gag. Dass er es immer erneut versucht, immer auf andere Weise. Aber immer dabei gestört wird. Rabenschwarzer Humor.

Die neuen Nachbarn machen viel Lärm. Mit den zwei Kindern. Und dem handwerklich unbegabten Gatten. Da kann sich Otto ständig aufregen. Doch an Marisols lateinamerikanischer Lebensfreude prallt seine Misanthropie einfach ab. Und dann hämmert er doch mal an ihrem Haus oder macht gar den Babysitter für die Kinder. Ein Eisberg taut auf.

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In Rückblenden erfährt man, wie Otto nach und nach den Kontakt zu seiner Umwelt verloren hat. Eisig ist es da aber noch aus anderem Grund. Weil ein Immobilienriese die älteren Bewohner zu verdrängen sucht, um den ganzen Vorort zu gentrifizieren. Aber auch das ist nicht in Ordnung für Otto. Und so begehrt er einmal mehr auf. Aber diesmal geht es nicht um das strikte Befolgen von Regeln, sondern um die Rettung einer ganzen Siedlung.

Wohlfühlkino pur und ein Plädoyer für mehr Miteinander

Es ist eine Freude, wie da eine herzensgute Frau mit ihrer Lebensfreude einen alten Grantler aus der Reserve bringt. Und auch wenn mal bald weißt, worauf das Ganze hinausläuft, ist es doch immer wieder hübsch, wenn sich unter einer rauen Schale doch ein weicher Kern zeigt.

Wobei der große Pluspunkt des Films auch sein Schwachpunkt ist: Weil man einem grundsympathischen Star wie Tom Hanks den alten Miesepeter einfach nicht recht abnehmen kann. Und man nur darauf wartet, wann er der liebe Hanks wird. Ist aber egal. Das ist Wohlfühlkino pur und ein Plädoyer für mehr Miteinander, das man in Tagen wie diesen mehr als gebrauchen kann.