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„Ein Triumph“: Bring den Knast auf die Bühne

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Etienne (Kad Merad) träumt vom großen Erfolg.

Etienne (Kad Merad) träumt vom großen Erfolg.

Foto: Filmwelt

Sympathische Komödie über einen erfolglosen Mimen, der mit Häftlingen absurdes Theater probt: „Ein Triumph“ – nach einem wahren Fall.

Ein Theatermann muss ins Gefängnis. Nein, nicht um eine Haft abzusitzen. Aber als Strafe fühlt es sich doch an. Drei Jahre stand Etienne (Kad Merad) nicht mehr auf einer Bühne. Und der Schauspieler leidet sichtlich darunter. Jetzt soll er, ein erneuter Tiefpunkt, hinter Gittern einen Theaterworkshop geben und Häftlinge Fabeln deklamieren lassen.

„Ein Triumph“: „Warten auf Godot“, Absurdes Theater von Gefängnisinsassen

Etienne ist nicht begeistert von dem Job. Die Gefangenen sind es erwartungsgemäß auch nicht. Sie machen sich über den Theatermann lustig. Warum sie dann hier seien, mault der. Aber sie müssen halt Zeit totschlagen beim ewigen Warten auf das Ende der Haft. Das machen sie ihm auf sarkastische Art deutlich. Da aber kommt Etienne eine Idee: Warum nicht „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett aufführen – mit Knackis, die keinerlei Beziehung zum Absurden Theater haben?

Eben noch frustriert über seinen Karriereknick, seine gescheiterte Ehe und seine eher abweisende Tochter, fühlt der müde Mime plötzlich wieder eine Aufgabe. Und er vermag nicht nur die Häftlinge zu überzeugen, sondern auch die Gefängnisdirektion und die zuständige Richterin, die anfangs noch mehr als skeptisch sind.

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Der Trailer zum Film: „Ein Triumph“

Der Film „Ein Triumph“ ist ein Kammerspiel auf engstem Raum: Denn Kad Merad, der Star aus dem Erfolgsfilm „Willkommen bei den Sch’tis“, agiert hier mit den Häftlingen überwiegend in einer Zelle. Dabei gehen im Laufe der Proben gleich mehrere Herzen auf. Und schon wird ein nächstes kühnes Ziel gesteckt: mit ihrem „Godot“ an eine Bühne zu gehen. Eine echte, draußen, in Freiheit.

Klingt alles selbst ziemlich absurd? Ist aber tatsächlich so geschehen. In Schweden nämlich, wo es die Truppe bis nach Göteborg schaffte. Emmanuel Courcol überträgt das in dieser französischen Produktion auf heimische Gefilde, das Fernziel ist hier mit dem Pariser Odéon noch ein bisschen höher gegriffen.

Schillers Begriff von der Schaubühne als moralische Anstalt trifft hier auf eine ganze Anstalt. Aber kurz vor dem ganz großen Triumph nimmt das Ganze noch mal eine völlig neue Wendung. Und auch das ist keinesfalls erfunden. Die absurdesten Geschichten schreibt halt immer noch das wahre Leben.

Tragikomödie F 2021, 106 min., von Emmanuel Courcol, mit Kad Merad, David Ayala, Lamine Cissokho