Schlosspark-Theater

Christian Ehring: Adel gehört besser in die Klatschspalten

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Mario-Felix Vogt
Kabarettist Christian Ehring, bekannt aus „extra 3“ und „heute show“, beim Konzert im Schlosspark-Theater.

Kabarettist Christian Ehring, bekannt aus „extra 3“ und „heute show“, beim Konzert im Schlosspark-Theater.

Foto: Peter Adamik / DSO

TV-Kabarettist Christian Ehring trat mit der Posaunengruppe des Deutschen Symphonie-Orchesters im Schlosspark-Theater auf.

Bestes Politkabarett war es, was Christian Ehring dem Berliner Publikum servierte. Das Schlosspark-Theater war am Montag komplett ausverkauft, was nicht verwundert, schließlich gehört der 50-jährige Düsseldorfer dank seiner regelmäßigen Fernsehpräsenz beim Satiremagazin „extra 3“ und der „heute show“ zu den bekanntesten Kabarettisten des Landes. Thematisch deckte sein Programm verschiedenste Themen ab: von Corona bis zum 9-Euro-Ticket und von der Queen-Beerdigung bis zur Fußball-WM in Katar.

Ehring startete mit ein paar Gedanken zum Adel. Der habe in der Barockzeit noch wirkliche Macht besessen, heute hingegen bestehe seine Aufgabe vornehmlich darin, uns zu unterhalten: „Der Adel hat hauptsächlich die Funktion, die Zeitschriften, die beim Arzt im Wartezimmer ausliegen, mit Klatsch und Tratsch zu füllen.“

Des Weiteren kommt Ehring auf das 9-Euro-Ticket zu sprechen: „Das kostet jetzt 49 Euro. Also, besser kann man Inflation doch gar nicht beschreiben.“ Auch die Wiederholung der Wahlen in Berlin lässt er an diesem Abend nicht aus: „Früher wurden die Berliner gefragt, was sie wählen würden, wenn am nächsten Sonntag Wahl wäre. Heute fragt man, was sie gewählt hätten, wenn sie am letzten Sonntag ins Wahllokal gekommen wären.“

Der Kabarettist lästert auch über die Rückholung pensionierter Lehrer

Auch über den Lehrermangel reflektiert Ehring auf der Bühne. Jetzt würden ja vermehrt Quereinsteiger eingestellt, außerdem hole man bereits pensionierte Lehrer wieder aus dem Ruhestand zurück ins Klassenzimmer: „Manche dieser Lehrer sind so alt, dass sie Latein-Unterricht als Muttersprachler geben können.“

Musikalisch unterstützt wurde Ehring von den fünf Posaunisten des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin (DSO). Die hatten ebenfalls ein vielfältiges Programm zusammengestellt. Eröffnet wurde der Abend mit einer „Canzone“ des Barockkomponisten Samuel Scheidt, weitere Titel waren unter anderem ein Posaunenquartett von Felix Mendelssohn Bartholdy, John Kanders Revue-Klassiker „Cabaret“, die populäre Vokalnummer „Mr. Sandman“ von Pat Ballard und der Dschungelbuch-Hit „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ des amerikanischen Filmkomponisten Terry Gilkyson.

Als musikalischer Gag kam ein Alphorn ins Geschehen

Bis auf ein paar kleine Patzer in der hochvirtuosen Scheidt-„Canzone“ spielte das Quintett sehr souverän und schwungvoll auf, was vom Publikum mit Begeisterung goutiert wurde. Als besonderen Gag hatte das Ensemble den Einsatz eines Alphorns platziert. Das durfte Susann Ziegler, normalerweise die zweite Posaunistin beim DSO, zum Klingen bringen, und es war wirklich erstaunlich, wie virtuos sie auf dem über drei Meter langen Instrument agierte.

Da Ehring fundierte Kenntnisse über klassische Musik mitbringt, weiß er zu jedem Musikstück des Ensembles etwas zu sagen, oft leitete er sein nächstes Thema im Programm aus den Werken ab. Vom barocken Scheidt-Werk kommt er so auf die Aristokratie in der Barockzeit zu sprechen und schließlich auf den Adel von heute.

Als die Posaunisten „My Way“ spielen, bringt ihn das thematisch zu Gerhard Schröder, der sich das Stück für seinen Zapfenstreich wünschte. So gelingt eine enge Verzahnung von Musik und Text, was den Idealfall für einen kabarettistisch-musikalischen Abend darstellt. Das begeisterte Publikum bedankte sich zu recht mit viel Beifall.