Warum gab es diesen Film nicht längst? „Der kleine Nick“, eins der populärsten Kinderbücher der Welt, mal nicht als Zeichentrickserie oder Realverfilmung mit echten Kindern. Sondern ein Trickfilm über die Entstehung der Kultfigur, die so viele Kindheiten geprägt und bezaubert hat – aber ganz im Stil der Illustrationen von Jean-Jacques Sempé.
Der kleine Nick wird lebendig und springt aus dem Papier seines Schöpfers
Der taucht hier also selber auf. Die Figur von Nick hat er schon gestaltet, nun trifft er sich mit René Goscinny, dem „Asterix“-Autor, im Bistro. Der findet auch gleich einen Namen, ein Auslieferwagen einer Firma steht Pate: Nick. Aber da fehlt noch was, meint René. Er sucht nach einem Adjektiv: „der kleine Nick.“ Und Jean-Jacques hat eine Idee: „Wir könnten zusammenarbeiten. Du schreibst die Geschichten. Und ich illustriere sie.“
Der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit. Und was die beiden austüfteln, wird in diesem Film sogleich zum Bild. Kopfgeburten werden in Sekunden hingestrichelt, wieder ausradiert und neu komponiert. Und dann wird der kleine Nick lebendig, springt aus dem Papier und stapft tintenklecksend über den Schreibtisch.
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Welch hübsche Idee: „Der kleine Nick erzählt vom Glück“ erzählt nicht nur einige der berühmten Geschichten, sondern liefert immer gleich auch das Making-Of dazu. Wie ein Däumling guckt Nick dabei über die Schultern seiner geistigen Väter und fragt sie auch über deren Geschichte aus.
Gleich drei Biopics in einem
Die sind, in einer etwas anderen Bildsprache gestaltet, nicht ganz so rosig. Sie haben sich mit dem „Kleinen Nick“ eine glückliche Kindheit erschaffen, die sie nie hatten. So ist dieser Film gleich ein dreifaches Biopic: über den kleinen Nick, aber auch über den großen René und den großen Jean-Jacques. Wunderhaft und zaubervoll!
Goscinny starb bereits 1977. Sein Tod hat Sempé sehr getroffen. Werde ich auch sterben?, fragt der kleine Nick bang. „Nein, du bleibst für immer“, tröstet ihn Jean-Jacques, „und wir werden durch dich weiterleben“. Sempé lebe noch immer in Paris, heißt es im Abspann. Leider nicht. Er starb vor drei Monaten, kurz vor seinem 90. Geburtstag. Der Film, der kurz davor beendet wurde, ist eine Art Vermächtnis und Hommage zugleich.