Dass die großen Stars der Oper ihre Stimme auch auf Popmusik-Bühnen erklingen lassen, ist schon lange nichts Neues mehr. Aber dass ein Rapper als Sänger in der Oper auftritt, scheint doch bis heute unerhört.
Mohammed Belkhir, der sich als Rapper den Namen MB14 gab und in Frankreich durch einen Talentwettbewerb bekannt wurde, könnte es eines Tages schaffen. In „Tenor - Eine Stimme, zwei Welten “ spielt er Antoine, einen Sushi-Lieferanten mit Migrationshintergrund aus dem Pariser Banlieue, der nächtens als Rapper battelt und tagsüber ein Studium in BWL zu absolvieren versucht.
Einmal muss er eine Bestellung ins Palais Garnier, dem Pariser Opernhaus, bringen. Als man ihn dort wie einen lästigen Eindringling behandelt, wehrt er sich mit bissiger Rap-Lyrik und einer kleinen Arien-Einlage, um stimmliche Dominanz zu demonstrieren.
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Beeindruckt davon ist vor allem die Gesangslehrerin Madame Loyseau (Michèle Laroque), die den Lieferanten kurz darauf in ihren Workshop aufnimmt. Fortan wandelt Antoine zwischen den Welten. Auf der einen Seite die privilegierte Welt der Klassik, wo er nur als Außenseiter geduldet wird, auf der anderen der Banlieue, wo er bei den Underground-Boxkämpfen des älteren Bruders Schmiere stehen muss.
Natürlich weiß man ungefähr, wie der Konflikt ausgehen wird. Aber sei es die effektvolle Belcanto-Musik oder der große Charme seiner Darsteller, allen voran Belhkir: Am Ende läuft der Film auf ein berührendes Plädoyer für den freien Ausdruck von Emotionen in der Musik hinaus, dass keinen kalt lässt.
Musikfilm Frankreich 2022, 101 min., von Claude Zidi Jr., mit Michèle Laroque, Mohammed Belkhir, Guillaume Duhesme