Katharina Wackernagel

„Das Selbstbewusstsein schrumpft ein bisschen“

| Lesedauer: 8 Minuten
War gar nicht so bewandert im Komödienfach und musste in ihrer neuen Rolle bei "Mord mit Aussicht" viel lernen: Katharina Wackernagel.

War gar nicht so bewandert im Komödienfach und musste in ihrer neuen Rolle bei "Mord mit Aussicht" viel lernen: Katharina Wackernagel.

Foto: Reto Klar / Funke Foto Services

Katharina Wackernagel über die Neuversion der ARD-Serie „Mord mit Aussicht“, wo sie künftig anstelle von Caroline Peters ermittelt.

Berlin. „Mord mit Aussicht“ ist Kult. Die humoristische Krimiserie mit Caroline Peters als Kommissarin, die im fiktiven Provinznest Hengasch ermittelte, brachte es zwischen 2008 und 2014 auf 39 Folgen, die auch bei den vielen Wiederholungen noch immer hohe Einschaltquoten erreicht.

Nun, über sieben Jahre danach, startet am 8. März ein Reboot der Serie. In derselben Ortschaft, aber mit neuer Besetzung. Katharina Wackernagel, die bereits in der Krimiserie „Stralsund“ ermittelt und dem Publikum auch aus Filmen „Das Wunder von Bern“, „Contergan“ und „Aenne Burda“ bekannt ist, ist hier die neue Hauptdarstellerin. Wie es ist, eine solch erfolgreiche Serie zu übernehmen, darüber haben wir mit der 43-Jährigen gesprochen.

Berliner Morgenpost: Frau Wacker­nagel, Sie sind die Neue in „Mord mit Aussicht“. Die Serie war ein Quotenhit. Wie hoch ist der Erwartungsdruck? Überlegt man es sich da doppelt, ob man einsteigt?

Katharina Wackernagel: Der Erwartungsdruck ist natürlich sehr hoch. Aber ich habe mir das nicht zwei Mal überlegt. Ich bekam das Angebot. Und als ich die Drehbücher las, hat mir das einen solchen Spaß gemacht, dass ich sofort Lust hatte, in das Universum Hengasch einzutauchen. Nein, während des Drehs habe ich mich überhaupt nicht von irgendwelchen Ängsten leiten lassen.

Und danach?

Jetzt, kurz vor der Ausstrahlung, wo ich diese Frage immer wieder gestellt bekomme, schrumpft das Selbstbewusstsein ein bisschen. Mir ist klar, dass diese Serie eine Riesen-Fanbase hat. Und es wird sicher einige geben, die sagen: Das ist nicht mehr meine Serie. Aber vielleicht gewinnen wir dafür neue Zuschauer. Denn der Zauber von Hengasch ist geblieben. Und wir drei „Nasen“ haben einen guten Job gemacht. Darauf kann man sich schon einlassen.

Bislang war „Mord mit Aussicht“ klar mit Caroline Peters konnotiert. Sie werden jetzt unweigerlich verglichen. Muss man sich dafür wappnen?

Klar gibt es da große Fußstapfen. Damit muss man sich auch auseinandersetzen. Es war ja auch seltsam, plötzlich in dieser Polizeiwache zu stehen, die man doch selbst aus dem Fernsehen kennt. Ich dachte, jetzt kommen gleich Caroline und Bjarne (Bjarne Mädel, die Red.) um die Ecke. Aber ich sehe mich da überhaupt nicht in einer Konkurrenzsituation. Das sind verschiedene Figuren. Wir sind halt die Nachfolger. Und was Caroline und Bjarne gemacht haben, bleibt ja unangetastet. Und dann musste ich auch an meine Mutter denken…

Was hat sie damit zu tun?

Sie war immer an verschiedenen Theatern engagiert, kam mit jedem Wechsel von Intendanten an andere Häuser, und immer saßen erst mal alle da und sagten: Jetzt wollen wir mal gucken, was nach uns kommt und was die so machen. Beim Film gibt es das nicht so oft. Aber mir ist das sehr präsent. Deshalb lasse ich mich jetzt nicht einschüchtern, sondern bleibe zuversichtlich. Weil ich daran glaube, was wir getan haben. Ich muss auch sagen, ich hatte Pressetage, da war mir viel mulmiger im Bauch.

Wieso?

Weil ich nicht ganz glücklich oder 100-prozentig überzeugt war von dem, was ich präsentiere. Was das angeht, bin ich mit „Mord mit Aussicht“ viel gelassener.

Wie kamen Sie überhaupt zu der Rolle?

Ich bin ganz klassisch zum Casting eingeladen worden. Lustigerweise wusste ich schon ganz lange, dass „Mord mit Aussicht“ fortgesetzt wird. Weil ich gut mit Sebastian Schwarz befreundet bin, mit dem ich auch schon viel gedreht habe und der auch in meinem Regiedebüt mitspielte. Er war schon länger gesetzt.

Ach! Ich hätte gedacht, den haben Sie mitgebracht, weil Sie gecastet waren…

Nein! Er war schon dabei, er war auch der Anspielpartner bei den Castings. Der hat also auch andere Kandidatinnen vor mir live erlebt. Sebastian war aber genauso überrascht wie ich, dass ich zum Casting eingeladen wurde. Umso verrückter ist, dass das geklappt hat.

Sie sind sonst meist auf ernste Rollen abonniert. War das auch mal schön, sich von der komischen Seite zeigen zu können?

Ja, total. Ich bin ja, zugegeben, auch gar nicht so bewandert im Bereich Komödie. Da gab es für mich ganz viel zu lernen, was Timing und Rhythmus angeht. Das war neben dem Spaß auch eine ganz schöne Herausforderung. Aber ich durfte das machen. Und durfte auch an Grenzen gehen. Ich will ja nicht kritteln, aber solche Gelegenheiten gibt es nicht so oft in diesem Beruf.

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Es sind auch Veteranen der Serie mit dabei wie Petra Kleinert oder Michael Hanemann. Wie war das mit ihnen? und wie war es für die, mit den „neuen Nasen“ am alten Set zu drehen?

Davor hatte ich am meisten Schiss – wie wir dort aufgenommen werden. Aber es war unglaublich, wie offen und liebevoll gerade Petra Kleinert uns da empfangen und reingeholt hat. Da war ich sehr erleichtert. Und da ist man dann auch gleich anders im Spiel „drin“.

Die alten Stars sind ja nicht so gut auf die ARD zu sprechen. Weil man die Serie erst mal auf Eis gelegt hat. Verprellt man es sich da vielleicht mit Kollegen wie Caroline Peters oder Bjarne Mädel?

Über die genauen Hintergründe weiß ich nichts. Ich habe sowohl zu Caroline als auch zu Bjarne ein gutes Verhältnis, ich gehe davon aus, sollte es Unmut geben, richtet der sich nicht gegen uns.

Sechs Folgen liegen vor. Wird das auch fortgesetzt? Gibt es schon weitere Pläne? Oder wartet man jetzt erst mal die Quoten ab?

Nee! Wie in guten alten Zeiten wird jetzt geguckt, wie die Quote ausfällt und wer da guckt. Und dann erst wird entschieden. Aber ich bin dabei. Ich würde gern noch eine Runde drehen.

Eine Kommissarin spielen Sie schon seit 2008 in der Reihe „Stralsund“. Ist die jetzt zu Ende? Oder würden sie dann im besten Fall zwischen dem ernsten und dem „Schmunzel“-Krimi wechseln?

Letztes Jahr war das so. Da habe ich zwei Folgen „Stralsund“ gedreht, die in diesem Jahr ausgestrahlt werden, Teil 19 und 20. Ich würde sagen, dieses Jahr bin ich als Spürnase reichlich vertreten.

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Sind Sie eigentlich ein Landtyp oder doch mehr der Stadt-Typ?

Ich bin ü-ber-haupt kein Landtyp. Ich würde niemals auf dem Land leben wollen. Auch nicht als Option fürs Alter. Ich gehe gern essen, gehe gern ins Kino, ich mag den Trubel vor meinem Haus. Und auch die Anonymität in der Stadt. Aber ich habe das sehr geliebt bei den Dreharbeiten. Hengasch ist ja ein fiktiver Ort, aber die Landschaft und das Dorf, wo wir gedreht haben, waren sehr idyllisch. Und wir wurden dort sehr herzlich aufgenommen.

Die ersten beiden Folgen werden am 8. März ausgestrahlt. Sie kennen die Folgen ja schon. Schauen Sie sie trotzdem noch mal ?

Ich freue mich total drauf. Meine Freunde, meine Familie sind sehr gespannt darauf. Ich bin gerade sehr eingespannt, aber ich hoffe, dass ich am 8. März Zeit habe. Und ich werde auf jeden Fall ein Streaming mit Gästen machen. Ich habe die Folgen gemeinsam mit Sebastian und Eva geschaut. Das war sehr komisch, aber da hat sich viel gemischt mit Erinnerungen. Insofern muss ich das noch mal mit mehr Abstand und Ruhe gucken.