Die Berliner Künstlerin Maria Hennig ging in der Pandemie konsequent ihren Weg. Nun steht ihre erste Ausstellung mit Acrylmalerei an.

In der Hochphase der Lockdowns dachten die Menschen an vieles: an Gesundheit, Schutz, Versorgung, die berufliche Zukunft. In dieser Zeit, in der viele andere Künstler, nicht nur in Berlin, vor dem finanziellen Ruin standen, sich nicht wenige von der Kunst abwandten und in sicherere Arbeitsverhältnisse flüchteten, begann Maria Hennig ihre Kreativität in ihrer kleinen Zehlendorfer Wohnung voll auszuleben. Gemalt hat die 33-Jährige schon seit Kindheitstagen: „Das war irgendwie schon immer in mir“, wie sie meint. Eine Schauspielausbildung beendete sie ohne Zertifikat, die Malerei wurde zu einer festen Konstante.

Vom 28. August bis zum 5. September wird Maria Hennig ihre erste Solo-Ausstellung in ihrem Atelier veranstalten
Vom 28. August bis zum 5. September wird Maria Hennig ihre erste Solo-Ausstellung in ihrem Atelier veranstalten © privat | privat

Bereits 2018 entschloss sie sich, ihrer Berufung nachzugehen, als sie ihr Werk „Broken Beauty“ malte. „Das war der Schlüsselmoment, in dem ich dachte, meine Kunst muss gesehen werden.“ Maria Hennig malt mit Acrylfarben auf Leinwänden. In ihrer sonst spartanisch eingerichteten Wohnung ist ihr kleines Atelierzimmer das einzige, das wirklich vollgestellt ist: Farben, Leinwände, angefangene und beendete Werke.

Inzwischen hat sie erste Aufträge für Arbeiten

Noch finanziert sich die junge Frau ihren Lebensunterhalt vor allem durch Arbeit in einer Supermarktkette und als Wirtschaftsberaterin. Doch auch finanziell wird die Malerei wichtiger für sie. Inzwischen hat sie erste Aufträge für Arbeiten bekommen, auch die gerade erst wieder Fahrt aufnehmende Kunstszene beginnt, sich für sie zu interessieren.

Vom 28. August bis zum 5. September wird ihre erste Solo-Ausstellung stattfinden. Den Ort hält sie noch geheim, er soll rechtzeitig auf ihrer Website www.mariahennig.de bekannt geben werden. Der Titel der Ausstellung lautet „naked until I make it“, was frei übersetzt so viel wie „Nackt, bis ich es geschafft habe“ bedeutet. Im Titel stecken sowohl Anspielungen auf das oft entbehrungsreiche Leben freier Künstler, als auch das Geständnis, dass ein Künstler, der den großen Durchbruch am Markt noch nicht geschafft hat, sich regelmäßig im übertragenen Sinne nackig machen und alles geben muss.

Maria Hennig singt lautstark beim Malen

Ihre Malerei beschreibt Maria Hennig als „postract“ – ein Mix aus poppig und abstrakt. Und in der Tat melden sich beim Betrachten der grellbunten Bilder, der knalligen Farben und der mal mehr, mal weniger klaren Symbolik Assoziationen zur amerikanischen Pop Art. Andere Werke wiederum erinnern in Ansätzen an Bilder von Friedensreich Hundertwasser. Eine Ästhetik, die im Gegensatz zu manch anderen Künstlern auch online auf ihrer Internetseite und auf Instagram gut zur Geltung kommt.

Am meisten beeinflusst wurde Maria Hennig jedoch durch Musik: „Ich höre beim Malen einfach fast immer Musik, in den meisten Fällen Songs aus den 80ern, 90ern, 2000ern. Dabei singe ich auch lauthals mit. Ansonsten, was die Malerei betrifft, bin ich fasziniert von der Vielfalt und der Ausdrucksweise von Picasso. Und ich liebe die Kunst von Leon Löwentraut. Sehr inspirierend für mich ist, was er in seinem jungen Alter schon geschaffen hat. Er ist tatsächlich mein größtes Vorbild, ich bewundere ihn zutiefst. Wer weiß, vielleicht kreuzen sich ja irgendwann mal unsere Wege …“

Künsterlerin vermarktet sich selbst und mithilfe von Freunden

Die selbstbewusste junge Frau hat das Ziel, andere Menschen durch ihr eigenes Vorbild zu inspirieren und zu motivieren, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und selbst zu gestalten. „So wie jeder Strich auf der Leinwand entsteht, habe ich es jeden Tag selbst in der Hand, meine Entscheidungen zu treffen.“ Und was ist die Malerei für sie selbst? Ist es, wie andere Künstler es oft beschrieben, Herausforderung, Selbstausbeutung, Zuflucht, Routine oder Selbsttherapie? Keines davon.

Für Maria Hennig ist die Malerei wie Wellness. „Meine Kunst ist für mich eine Erholung, der Ruhepol und die Ver­arbeitung von permanenten Sinneseindrücken und Einflüssen. In gewisser Weise eine Art Selbstreflektion und ­Therapie mit und für mich selbst.“ Therapie, da war es dann doch. Und die verläuft in bunten, knalligen Farben.

Bisher vermarktet die junge Künstlerin sich komplett selbst übers Internet und mit der Hilfe von Freunden. Außerdem nutzt sie ihr Talent als Netzwerkerin. Das ist unerlässlich heute, laut ihrer Meinung – nicht nur für Künstler.