Man könnte den Preis eigentlich allmählich umtaufen. In den Mehrling-Preis. Denn der Goldene Vorhang, mit dem der Berliner Theaterclub alljährlich die beliebtesten Bühnenschauspieler ehrt, ging für die Theatersaison 2018/19 erneut an die Sängerin und Schauspielerin Katharine Mehrling. Schon zum sechsten Mal, nach 2010, 2013 und dann in Folge 2015 bis 2017.
Verliehen wurde ihr Trophäe Nummer Sechs am Sonntag in der Komischen Oper, wo sie an diesem Abend zum zweiten Mal mit dem Intendanten Barrie Kosky am Klavier den Kurt-Weill-Abend „Lonely House“ gab. Im, unnötig zu erwähnen, komplett ausverkauften Haus.
Ungewöhnlich offenes Kompliment für einen Intendant
Es ist auch das dritte Mal in Folge, dass der Preis in der Komischen Oper verliehen wurde: für Inszenierungen aus diesem Hause. Was Kosky ins Schwärmen geraten lässt: „Ich bin der glücklichste Intendant der Welt.“
Die Mehrling hat hier in der Spielzeit 2018/2019 in „My Fair Lady“ und „Ball im Savoy“ brilliert und zudem einen großen Piaf-Abend mit Orchester gegeben. Für Kosky, der nach dem gemeinsamen Weill-Abend die Laudatio hält, hat sie „die beste Stimme der Welt“. Ein ungewöhnlich offenes Kompliment für einen Opernintendanten.
Danach könnte so manche Opernsängerin verschnupft sein. Zumal die Mehrling zwar von Jazz bis Chanson, von Operette bis Musical alles singen kann, aber eben keine Opernsängerin ist. Kosky erklärt aber auch, wie er das meint.
Ein Kraftplanet des Universums
In ihrem gemeinsamen Weill-Abend geht es mal nicht um die berühmten Lieder, die der Komponist in Berlin geschrieben hat, sondern um die, die in dessen Pariser und New Yorker Exil entstanden. Viele große Stimmen hätten die schon gesungen. Aber nur „Kattärien“, wie Kosky seinen Star in seinem typischen Denglisch ausspricht, hat die Berlin-Weill-Stimme, die Paris-Weill-Stimme und die New-York-Weill-Stimme.
Könnte da auch Dagmar Manzel verschnupft sein? Der andere Nicht-Opern-Star an der Behrenstraße, der auch schon wiederholt den Goldenen Vorhang gewann? Als ahne er sowas, meint Kosky: „Katharine ist die Sonne, und Dagmar ist der Mond.“
Nur wenn die Sonne mal schlechte Laune habe, nenne er sie den Mond. Aber weil er merkt, dass er mit solchen Vergleichen nur für Verstimmung sorgen kann, schiebt Kosky schnell hinterher: „Eigentlich sind beide Kraftplaneten in diesem Universum.“ Und die Berliner wüssten gar nicht, was sie an den beiden hätten. Na ja, wohl doch. Nicht umsonst wählen die 22.000 Mitglieder des Theaterclubs sie abwechselnd zu ihren Lieblingen.
Tausend Mal Danke
Katharine Mehrling, die die Trophäe von Dirk Streich, dem Präsidenten des Theaterclubs überreicht bekommt, steht bei Koskys Worten fast ein wenig geniert neben ihm. Dann kommt die 45-Jährige aber auch noch zu Wort. Und sie zeigt sich einmal mehr gerührt gerade für diese Auszeichnung, weil sie „vom Publikum“ komme und eine Bestätigung ihrer Arbeit sei. Sie sagt „Danke, tausend Mal Danke.“