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“Einsam, zweisam“: Allein in einer großen Stadt

| Lesedauer: 2 Minuten
Barbara Schweizerhof
Mélanie (Ana Girardot) und Rémy (François Civil) leben Wand an Wand.

Mélanie (Ana Girardot) und Rémy (François Civil) leben Wand an Wand.

Foto: Studiocanal

Cédric Klapisch hat eine kleine, aber feine Romanze gedreht über zwei einsame Herzen, die sich in Paris verlieren. Und dann finden.

Zwei junge Menschen in der Anonymität der Großstadt: Obwohl sie in benachbarten Wohnungen leben und im selben Laden einkaufen, kennen sie sich nicht. Wenn man sie so sieht in den ersten Szenen, den schüchternen Rémy (François Civil) und die fleißige Mélanie (Ana Girardot), weiß man natürlich, dass das so nicht bleiben wird.

Die beiden werden zusammenkommen, sonst gäbe es Cedric Klapischs Film „Einsam, zweisam“ nicht! Die Vorhersehbarkeit hat einen großen Vorteil: Man kann sich auf anderes konzentrieren, nämlich darauf, was alles geschehen muss, bevor eine Romanze zum glücklichen Abschluss kommt.

Denn Klapisch zeigt seine beiden Helden zunächst als auf unterschiedliche Weise Verwundete. Mélanie kommt nicht über die Trennung von ihrem Freund hinweg. Ihrer Arbeit fühlt sich die Biochemikerin nicht mehr gewachsen, sie flüchtet sich in eingebildete Krankheiten.

Happy End mit echtem Wachsen

Rémy dagegen, der weg von der Familie und von der Provinz nach Paris gezogen ist, wirkt vom Großstadtleben überfordert. Als in seiner Logistikfirma lauter Leute entlassen werden, während man ihn befördert, bekommt er vor lauter Schuldgefühlen Panikattacken. Sowohl Mélanie als auch Rémy suchen Hilfe bei Psychotherapeuten.

Das ist das Neue und Überraschende an dieser kleinen, aber feinen Großstadtromanze: Der Film stellt seinen Helden nicht nur ein Happy End in Aussicht, sondern ein echtes Wachsen. Er zeigt, wie Rémy und Mélanie allmählich aus ihren seelischen Notlagen herausfinden, ein Prozess, den er mit Anteilnahme aber auch Optimismus begleitet.

Ein Kätzchen spielt als Zufallsagent eine nicht unwichtige Rolle – und natürlich die Stadt selbst, die hier mal nicht das Klischee der Anonymität bedient, sondern mehr als lebendiger Organismus erscheint, der vielerlei Anschlussmöglichkeiten bietet.

Die Möglichkeit einer erfreulichen Begegnung

Als Zuschauer kann man hier bestens andocken: sowohl an der Mischung aus Empathie und Humor, mit der Klapisch erzählt, als auch an die Eleganz des Großstadtblicks, mit der die Kamera die zwei zusammenbringt, lange bevor sie sich kennen. Es liegt etwas Tröstliches darin, ein Versprechen: Wo sich Menschen drängen, gibt es immer auch die Möglichkeit einer erfreulichen Begegnung.

„Einsam, zweisam“: der Trailer zum Film

Komödie F 2019 110 min., von Cédric Klapisch, mit Ana Girardot, François Civil, Camille Cottin