Berlin. Irgendwann hält es einige der 800 Konzertbesucher nicht mehr auf den Bänken, es wird am Rande getanzt, allein und in Gruppe. Andere versuchen mitzusingen, selbst wenn sie des Jiddischen nicht mächtig sind. Dei-dei-dei geht immer.
Die Klezmatics tun in ihrem zweistündigen Konzert alles, um das Publikum in der Synagoge Rykestraße in Schwung zu halten. Sie treffen auf offene Ohren. Leider aber auch auf viel Nachhall, wie es in großen Gotteshäusern üblich ist. Was viel vom Text verschluckt. Glücklich ist, wer weit vorn sitzt und dem charismatischen Lorin Sklamberg beim Singen ins Gesicht sehen kann.
Gibt es keinen Schnaps, trinkt man Wasser
Mit den New Yorker Klezmatics war die weltberühmteste Klezmerband am Mittwoch zu Gast bei den Jüdischen Kulturtagen in Berlin. Sie ist die einzige Klezmerband, die einen Grammy gewonnen hat. Wohl auch deshalb, weil sie nicht nur osteuropäisch-jüdische Tanzmusik spielt, sondern sich den verschiedensten Stilen öffnet. Im Konzert gibt es Free-Jazziges und Karibisches zu hören, ein Protestlied, ein Vaudeville.
Aber was bleibt im Ohr? Wenn man schwermütig ist, singt man ein Lied, heißt es etwa im Song „Zol shoyn kumen di geule“, gibt es keinen Schnaps, trinkt man Wasser. Zur Textzeile „Der Messias kommt schon bald“ lässt es sich wunderbar tanzen, hüpfen, fröhlich sein. Die Seele der Klezmatics scheint gläubiger zu sein als man denkt. Das Publikum jubelt.