Berlin. Gut gefüllt war Deutschlands größte Synagoge an der Berliner Rykestraße am Eröffnungsabend der diesjährigen Jüdischen Kulturtage „Schalom Berlin“, auch die Promiliste ist bemerkenswert, neben der Publizistin Lea Rosh befanden sich auch Schlagerbarde Roland Kaiser und Kultursenator Klaus Lederer unter den Gästen. Lederer ist Schirmherr der Kulturtage und gehörte neben den Vertretern der jüdischen Gemeinde und des Festivals zu den Rednern, die die Kulturtage eröffneten.
Kulturtage sind ein Zeichen gegen Antisemitismus
In seinem Grußwort hob Klaus Lederer vor allem die politische Bedeutung des Berliner Festivals hervor: „Selbstbewusst, emanzipiert, modern und mit breitem künstlerischen Spektrum setzen die Kulturtage ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus in unserer Gesellschaft.“ Dies sei insbesondere nach dem furchtbaren Anschlag auf die Synagoge in Halle wichtiger denn je.
Eine besondere Bedeutung bei der Entwicklung der jüdischen Gemeinden im wiedervereinigten Deutschland hatten die Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, sie sorgten dafür, dass sich die Mitgliederzahlen der jüdischen Gemeinden in Deutschland mehr als verdreifachten. Deshalb entschlossen sich die Programmplaner der Kulturtage dieses Jahr dazu, „einen kleinen russischen Schwerpunkt“ zu setzen.
Geigenvirtuose Yuri Revich kommt aus Moskau
Da lag es nahe, das Eröffnungskonzert mit einem russischen Violinvirtuosen zu bestreiten. In Reinform verkörpert wird der vom 28-jährigen Yuri Revich. Er studierte zunächst beim David-Oistrach-Schüler Viktor Pikaisen in seiner Heimatstadt Moskau und setzte seine Ausbildung in Wien fort, wo er auch zur Zeit lebt.
Begleitet wurde er vom Berliner Kammerorchester, mit dem er in der Synagoge ein interessantes Programm auf die Bühne brachte, das sich durch eine gelungene Mischung Klassik-Hits und unbekannten Stücken auszeichnete. So erklangen neben Sergej Rachmaninows „Vocalise“ und Piotr Tschaikowskis „Scherzo“ aus der Oper „Eugen Onegin“ auch Werke des Violinvirtuosen Efrem Zimbalist und der Komponistin Sara Levina.
Der Solist spielt auf einer Stradivari von 1709
Bis auf ein paar kleine Unsauberkeiten bei Oktavgriffen und in hohen Lagen meisterte Yuri Revich die oft immensen virtuosen Anforderungen der Werke souverän, dabei beeindruckten der volle Ton, den er seiner Stradivari von 1709 entlockte, ebenso wie die federnde Leichtigkeit, mit der er in den tänzerischen Passagen über die Saiten glitt. Nur sein mächtiges Vibrato könnte bisweilen etwas Mäßigung vertragen. Das Berliner Kammerorchester bot ein gutes klangliches Fundament, auch das Zusammenspiel zwischen Solist und Orchester war auf einem hohen Niveau.
Das begeisterte Publikum bedankte sich mit Standing Ovations, als Zugabe präsentierte der russische Geiger eine Soloimprovisation, die unter anderem Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ zitierte.