Berlin. Dann ist er da, der Moment, auf den die weiblichen Fans sehnsüchtig gewartet haben: Michael Bublé singt seinen ersten großen Hit „Home“. Begleitet von einer Akustikgitarre. Taschentuch-Alarm, hart am Rande zum Kitsch. Auch, wenn Bublé wiederholt über hochtourige Romantik witzelt, versteht er sich doch bestens auf zu Herzen gehende Melodien. Wie das Jeri-Southern-Cover „When I Fall in Love“. So anrührend gesungen, dass es am Ende für einen Augenblick mucksmäuschenstill ist.
Irgendwann begrüßt Michael Bublé dann noch beim Konzert in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena unter ungläubigem Staunen der Zuschauer Helene Fischer. Nur, um Sekunden später zu scherzen: „Nein, sie wird nicht kommen.“ Kanadischer Humor, der oft aufblitzt. Er ist eben auch Entertainer, hat stets einen lässigen Spruch auf den Lippen. Einfach nur einer der weltbesten Sänger zu sein, wäre für den 44-Jährigen zu wenig.
Michael Bublé versprüht in Berlin Las-Vegas-Charme
Michael Bublé ist der Superstar des Jazz und versteht es auch, sich so zu inszenieren. Die Bühne vor der kreisrunden Leinwand, auf der eingangs Bublés Initialen prangen, versprüht Las-Vegas-Charme. Auf einem Steg in die Arena hinein geht Bublé auf Tuchfühlung mit den Fans. Singt mit Zuschauer Daniel „Everything“. Macht Selfies für einige Glückliche. Für den perfekten Sound mit teils dramatisch-pompösen Arrangements sorgt derweil die Big Band. Fast ein Orchester mit 34 Musikern.
Michael Bublé überzeugt nicht nur optisch im smarten Mad-Men-Style, sondern auch musikalisch. Zum Auftakt gibt es den Anthony-Newley-Song „Feeling Good“. In der Bublé-Version mit einem James-Bond-Intro, bei dem die Halle bebt. Der Kanadier erweist sich einmal mehr als herausragender Interpret von Klassikern aus dem Great American Songbook. „Cry Me A River“ etwa, wird bei Bublé bombastisch und filmreif inszeniert.
Michel Bublé ist ein fantastischer Crooner
Wie weiland Frank Sinatra, ist Bublé gesanglich ein fantastischer Crooner, phrasiert jazzig swingend im Easy-Listening-Stil. Federleicht und scheinbar mühelos. Einer der letzten seiner Art. Zum Jazz kam der vierfache Grammy-Preisträger übrigens durch seinen italienischen Großvater. Schon im Kindesalter kannte er dessen Jazzsammlung. Schnell war für ihn klar, dass er diese Musik machen und Sänger werden wollte. Mit Erfolg.
Michael Bublé hat bislang 41,9 Millionen Tonträger zu verkauft und den Jazz in allen Altersklassen populär gemacht. Natürlich ist sein Sound eher glatt, mainstreamig, aber von sehr eleganter Textur. Dass er und seine Musiker auch anders können, beweisen sie wiederholt mit Scat-Gesang und Bebop-Anleihen.
In den letzten Jahren hatte sich Bublé rar gemacht. Nachdem sein Sohn Noah 2016 an Leberkrebs erkrankt war, hat sich der Dreifach-Papa der Familie gewidmet. Erst als es Noah wieder gut ging, ist er ins Studio und hat sein aktuelles Album „Love“ aufgenommen. Daraus stammt auch der Song, den er seiner Frau gewidmet hat, die schwelgerische Ballade „Forever Now“. Live ganz großes Gefühlskino.