Atze Musiktheater

„Albirea“ schlägt die Zuschauer in den Bann

| Lesedauer: 3 Minuten
Ulrike Borowczyk
Albirea (Guylaine Hemmer) steht ehrfurchtsvoll vor ihrer großen Aufgabe. Im Hintergrund ihr Gefährte, der junge Jäger Elnatz (David Ford, links) und der zwielichtige Alkor (Falk Berghofer, rechts).

Albirea (Guylaine Hemmer) steht ehrfurchtsvoll vor ihrer großen Aufgabe. Im Hintergrund ihr Gefährte, der junge Jäger Elnatz (David Ford, links) und der zwielichtige Alkor (Falk Berghofer, rechts).

Foto: Jörg Metzner / Atze Musiktheate

„Albirea“ im Atze Musiktheater ist ein gelungenes Fantasy-Singspiel für Zuschauer ab 10 Jahren.

Mit einem Langbogen bewaffnet, ist Elnath im Wald auf Hasenjagd. Doch statt auf ein Langohr trifft der Junge auf ein seltsames Mädchen. Sie ist im Wald aufgewachsen, faucht wie ein Tier. Und sie ist mutig. Sie spricht das verbotene Wort „Warum“ ohne Scheu aus. Dabei hat der große Geist Draco es verboten. Er will schließlich nicht, dass die Menschen sich fragen, weshalb sich alles in ihrer Welt zum Schlechteren gewendet hat, seitdem er Alleinherrscher ist. Mit seinem Anspruch, der Erste zu sein, hat er nämlich die anderen großen Geister, Auriga und Albireo, vertrieben. Aus dem Gleichgewicht geraten, ist die Welt nun dem Untergang geweiht.

Das Fantasy-Singspiel „Albirea“ (ab 10) schlägt die Zuschauer bei der Uraufführung im Atze Musiktheater von der ersten Sekunde an in den Bann. Es ist mit 24 Schauspielern und Musikern die bislang größte Produktion des Hauses. Theaterleiter Thomas Sutter hat dafür das Buch geschrieben, führt Regie und hat fast alle Lieder komponiert.

„Albirea“ ist packend, der Soundtrack gelungen

Bei der Inszenierung stimmt einfach alles. Die Story ist so packend wie die visuelle Umsetzung. Die Musik kommentiert und akzentuiert das Geschehen. Ein gelungener Soundtrack, den die Musikalische Leiterin Sinem Altan komponiert hat. Sie dirigiert auch das zehnköpfige Kammerorchester, das die Aufführung live begleitet.

Es ist eine fantastische Kulisse, in der sich die Geschichte mittels Video-Mapping und Video-Projektionen von Marc Jungreithmeier entspinnt. Mal befindet man sich im Wald, mal im Weltall oder an einem Ort jenseits der Zeit. Bühnenbildner Jochen Hochfeld hat zudem einen Steg in den Zuschauerraum gebaut, wodurch die Unmittelbarkeit des Geschehens verstärkt wird. Die Kostüme von Verena Hemmerlein sind das berühmte i-Tüpfelchen, entsprechen sie doch ganz dem Charakter der Protagonisten.

Albirea soll den Menschen die Quelle der Weisheit zurückbringen

Draco (Iljá Pletner) trägt eine undurchdringliche silberne Maske zum metallisch-schwarzen Kostüm. Seine Antagonistin Auriga (Simone Witte) einen fedrigen Mantel in warmen Tönen. Albirea (Guylaine Hemmer), wie das Mädchen aus dem Wald bald genannt wird, einen wilden, knappen Mix. Sie bringt den letzten aufrechten Dörflern Hoffnung. Die glauben an die Individualität und die Freiheit, die ihnen mit dem Lebensstern von Auriga gespendet wird. Stets aber nistet sich auch etwas von Dracos Egoismus in ihre Seelen ein.

Mit Unterstützung von Elnath (David Ford), soll Albirea den Menschen die Quelle der Weisheit zurückbringen, die Draco gestohlen hat. Nur so kommt die Welt wieder ins Gleichgewicht, wofür der dritte Geist Albireo steht. Dafür muss Albirea erst mal durch Dracos Reich aus Eiskristallen. Und gerät in seine Fänge. Draco serviert dabei Tee zu den Klängen von Beethovens Streichquartett. Stilisiert sich als feinsinnger Diktator.

Genre-typisch ist die Fantasy-Saga eine Allegorie auf die Realität. Draco steht für die Populisten, die Demagogen unserer Tage. Albirea nun mit Greta Thunberg zu vergleichen, wäre übertrieben. Denn Albirea ist nicht dogmatisch. Sie sucht den Ausgleich zwischen Dracos habgieriger Streitlust und der empathischen Haltung Aurigas. Und was so dystopisch beginnt, endet zu guter Letzt hoffnungsfroh.

Atze Musiktheater, , Luxemburger Str. 20, Wedding, Tel. 81 79 91 88, 29. 30.10., 7. 8.11. um 10.30 Uhr, 9.11. um 16 Uhr