Berlin. Das Theater ist zurück. Ab diesem Wochenende starten die Berliner Bühnen in die Saison. Mit neuen Gesichtern, Stoffen und Spielstätten. Ein Überblick über die vielversprechendsten Premieren der nächsten Wochen und Monate.
Schaubühne: Joachim Meyerhoffs Einstand
Den prominentesten Ensembleneuzugang dieser Spielzeit kann Schaubühnen-Chef Thomas Ostermeier für sich verbuchen: Dass er mit Joachim Meyerhoff einen der renommiertesten Schauspieler seiner Generation, der außerdem noch höchst erfolgreich autobiografische Romane schreibt, von der Wiener Burg nach Berlin locken konnte, ist ein echter Transfer-Coup. Große Vorfreude deshalb auf Meyerhoffs Schaubühnen-Einstand Mitte Oktober in Molières Doppelgänger-Komödie „Amphitryon“. Regie führt Herbert Fritsch. Das könnte ein knallbunter Riesenspaß werden.
Berliner Ensemble: Andrea Breth inszeniert Yasmina Reza
Auch der Intendant des Berliner Ensembles, Oliver Reese, kann mit einem besonderen Namen punkten. Im Regiefach. Nach mehr als zehn Jahren wird Regisseurin Andrea Breth erstmals wieder Schauspiel in Berlin inszenieren. Am Bertolt-Brecht-Platz entwickelt sie ihre Version von Yasmina Rezas abgründigem Gesellschaftsstück „Drei Mal Leben“. Premiere ist am 16. Januar 2020. Außerdem bekommt das Theater nach über 125 Jahren erstmals eine voll ausgestattete zweite Spielstätte. Das „Neue Haus“ wird am 20. September 2019 eröffnet.
Maxim Gorki Theater: Russischer Doppelpack
Der neue Container auf dem Vorplatz des Maxim Gorki Theaters wird seit diesem Wochenende bereits bespielt. Das große Haus wird mit dann frisch instand gesetzter Obermaschinerie am 15. September 2019 eröffnet. Mit einer äußerst vielversprechenden Kombination: Der kroatische Theatermacher Oliver Frljić wuchtet mit „Anna Karenina oder Arme Leute“ zwei russische Romane von Tolstoi und Dostojewski auf die Bühne. Mit von der Partie ist auch wieder Jonas Dassler, der in der letzten Spielzeit bereits in Frljićs Kafka-Inszenierung „Ein Bericht für eine Akademie“ als menschgewordener Affe Rotpeter brillierte.
Deutsches Theater: Machtverhältnisse
Ein Höhepunkt am Deutschen Theaters (DT) wackelt noch. Zwar wurde der Hausarrest gegen den kremlkritischen Regisseur Kirill Serebrennikov aufgehoben, ob er aber Moskau im Frühjahr verlassen darf, ist ungewiss. Geplant ist die Premiere seiner Inszenierung von Boccaccios „Decamerone“ am Deutschen Theater für den 8. März 2020. Die Eröffnungspremiere am DT übernimmt Sebastian Hartmann, der dort mit „Lear“ ab dem 30. August 2019 Shakespeares Königsdrama mit dem Text „Die Politiker“ von Wolfram Lotz kombiniert.
Volksbühne: Endlich wieder Ensemble
An der Volksbühne gibt es nach unruhigen Zeiten jetzt wieder ein festes Ensemble. 15 neue Schauspielerinnen und Schauspieler hat Intendant Klaus Dörr dafür engagiert. Und einen neuen Schauspieldirektor gibt es auch. Der heißt Thorleifur Örn Arnarsson. Der isländische Regisseur nimmt sich zur Eröffnung Homers „Odyssee“ vor. Premiere ist am 12. September 2019. Auf der Bühne stehen wird dann auch „Fuck ju Göhte“-Star Jella Haase, die ebenfalls dem neuen Ensemble abgehört.
Ein doppelter Hallervorden in Steglitz und Pollesch im Friedrichstadtpalast
Wem der Sinn eher nach gehobener Unterhaltung steht, der ist bei den Kudamm-Bühnen im Schiller Theater, beim Renaissance-Theater oder beim Schlosspark Theater bestens aufgehoben. Dort, in Steglitz, gibt es ab dem 7. September 2019 zum Beispiel ein echtes Hallervorden-Doppel zu sehen. In „Adel verpflichtet“ steht Hausherr Dieter Hallervorden zum ersten Mal mit seinem Sohn Johannes in einem Theaterstück auf der Bühne. Die beiden teilen sich dabei acht unterschiedliche Rollen.
Und zum Schluss noch ein Bonus-Tipp: Der Ex-Volksbühnen-Regisseur und künftige Volksbühnen-Intendant René Pollesch entert den Friedrichstadtpalast. Ab dem 9. Oktober 2019 zeigt er dort sein Stück „Glauben an die Möglichkeit der völligen Erneuerung der Welt“. Es spielt: Fabian Hinrichs. Begleitet von 26 Fachkräften aus der Tanz-Compagnie des Palastes.