Konzert in Berlin

Dieter Thomas Kuhn macht Waldbühne zum Schlager-Woodstock

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Ulrike Borowczyk
Dieter Thomas Kuhn in der Waldbühne (Archivbild)

Dieter Thomas Kuhn in der Waldbühne (Archivbild)

Foto: Paul Zinken / dpa

Dieter Thomas Kuhn lässt seine Fans in sattsam bekannten Schlagern schwelgen. Einziges Manko: Der Sound ist nicht überall optimal.

Die Föhnwelle sitzt, der Seventies-Anzug ist groovy und die Schlagerseligkeit lässt die Herzen höher schlagen. Nur Dieter Thomas Kuhn kann den unkaputtbaren Schlager-Evergreen „Schön ist es auf der Welt zu sein“ von Schnulzenkönig Roy Black singen, dazu ein silbergraues Glitter-Ensemble mit Mega-Schlaghose tragen und dennoch Stil beweisen.

Kurz zuvor sind die Zuschauer mit dem Kuhn-typischen Ritual ins Konzert gestartet. Erst läuft „Musik ist Trumpf“ aus der Konserve und alle singen mit. Dann entern Dieter Thomas Kuhn und Band die Bühne, heizen mit „Sag mir quando, sag mir wann“ ein. Fast übertönt vom Klatschen und Kreischen des Publikums. Wie im letzten Jahr, macht Dieter Thomas Kuhn auch bei der Fortsetzung seiner „Für immer und dich“-Tour Station in der Waldbühne. Gemeinsam mit seiner Band verwandelt er die Open-Air-Arena dabei über zwei Stunden lang in ein Schlager-Woodstock. Das Publikum schwelgt in sattsam bekannten Klassikern, die allesamt neu interpretiert werden. So vereinen sich vor und auf der Bühne wohliges Nostalgie-Feeling mit heutigem Partyspaß und modernen Sounds. Dazu gibt es noch manche Gute-Laune-Choreograhpie.

Dieter Thomas Kuhn in der Berliner Waldbühne: Noch immer fliegen Slips und BHs

Einziges Manko: In den oberen Rängen ist der Sound hundsmiserabel. Die Töne überschlagen sich quasi mit eigenem Echo. Tonmeister sollten ihrem Berufsethos gemäß den Anspruch haben, dass der Klang überall gleich gut ist. Da gibt es einen deutlichen Punktabzug in der B-Note. Die Zuschauer indes kreieren ihren eigenen Sound. Daher stört es viele nicht. Selbst bei Reinhard Meys eigentlich sehr ruhigem Song „Über den Wolken“ wird ordentlich abgefeiert, kommt er doch hier im Boss-Nova-Style daher.

Von seiner begeisterten Jünger-Schar liebevoll DTK genannt und als „Engel der Liebe“ verehrt, schenkt Dieter Thomas Kuhn seinen Fans Freude und Leidenschaft. Und die vergelten es ihm mit allem, was sie haben. Obwohl Kuhn mittlerweile 54 Jahre alt ist, fliegen BHs und Slips gleich en gros auf die Bühne. Davon können andere Bands nur träumen.

Natürlich hat sich das Publikum wie in jedem Jahr bei DTKs Schlager-Happening mächtig aufgehübscht. Im kunterbunten Hippie-Look mit Perücken und Sonnenblumen im Haar. Ein bisschen so, als wäre man auf einem Kindergeburtstag für Große. Karneval, bei bunt und lustig sein auf Knopfdruck.

Nicht nur die Kostümierung stimmt. Auch atmosphärisch brodelt es an diesem Abend in der Open-Air-Arena. 22000 singen mit. Karaoke im planetengroßen Rahmen.

Auch ältere Songs klingen bei Dieter Thomas Kuhn frisch und zeitgemäß

Dieter Thomas Kuhn erfand die Kunstfigur des fröhlichen Schlagerbarden 1992. Mit seiner Band, genannt Kapelle, läutete er ein Revival des seinerzeit verschmähten Genres ein. Von Beginn an eroberte er damit ein junges Publikum. Mit Kultklassikern, die er bis heute covert. Darunter Hits wie Jürgen Marcus’ „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ oder Vicky Leandros „Ich liebe das Leben“.

Bei der Songauswahl beweisen der charmant-lausbubenhafte Frontmann und die spielfreudige Band auch diesmal allerfeinsten Geschmack. Denn sie performen nur wenige Genre-reine Schlager. Ihr Augenmerk liegt vielmehr auf den Schlager-Chanson. Viele davon vom unvergessenen Udo Jürgens wie „Griechischer Wein“ und „Ich war noch niemals in New York“. Aber auch Deutschrock-Klassiker wie Karats „Über sieben Brücken mußt Du gehn“ gehören zum Repertoire. Das hat einfach Klasse. Dazu lässt sich Dieter Thomas Kuhn wie gewohnt Ramazotti auf der Bühne kredenzen. Sein Lieblings-Schlagergetränk.

Die Songs sind zwar allesamt in die Jahre gekommen, klingen aber immer zeitgemäß und werden stets etwas rasanter gespielt als die Originale. Egal, ob rockig, balladesk oder funky. Zum Ende gibt es dann noch den Song zum Tourtitel: Rio Reisers hymnische Liebesballade „Für immer und dich“. Von Dieter Thomas Kuhn und seiner Kapelle ist es auch ein Versprechen an die Fans. Sie werden wiederkommen.