Wieder im Kino

Und immer wieder neu: „Apocalypse Now“

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Kinobilder, die sich eingebrannt haben: Robert Duvall im Vietnam-Krieg, inmitten von Napalmwolken

Kinobilder, die sich eingebrannt haben: Robert Duvall im Vietnam-Krieg, inmitten von Napalmwolken

Foto: Studiocanal

Immer wieder schnippelt Francis Ford Coppola an seinem Klassiker herum. Es gibt schon eine „Redux“-Version. Jetzt kommt der Final Cut.

Am 15. August 1979 startete „Apocalypse Now“, einer der großen Klassiker der Filmgeschichte, in den Kinos der USA. Eine Woche nach dem 40. Jahrestag dieses Ereignisses bringt der aktuelle Rechteinhaber den Film in einer neuen, restaurierten, modernisierten Fassung auf den Heimkinomarkt, was am 15. Juli, exakt einen Monat vor dem Jubiläum, mit einer einmaligen Vorführung in deutschen Kinos gefeiert (und beworben) wird.

Allein in Berlin beteiligen sich an dem Event knapp 20 Kinos, die beileibe nicht alle technisch hinreichend ausgestattet sind, um aus der neuen Dolby-Atmos-Spur und der erstmaligen 4K-Abtastung vom Originalnegativ das Optimum herauszuholen.

Die neue Version: der Trailer zum Film

Aber über den Mehrwert eines Hubschrauberwaberns, das nun schon im Intro so ausdifferenziert und realistisch wie nie ein paar Runden durch die Surround-Anlage dreht, kann man ohnehin streiten. Ebenso über die Sinnhaftigkeit des höchstaufgelösten digitalisierten Abbildes eines unter bisweilen chaotischen Umständen gedrehten Cinemascope-Films in Technicolor, bei dem das Team um Kameramann Vittorio Storaro schon alle Hände voll zu tun hatte, um abstürzende Hubschrauber und im Feuergefecht durch die Brandung surfende Soldaten einigermaßen scharf in den Kasten zu bekommen.

Dass ihnen das nicht immer gelang, macht auch keine digitale Bearbeitung ungeschehen. Was wiederum beweist, dass zu einem guten Bild mehr gehört als technische Perfektion.

Drogensüchtige Soldaten, verrückte Befehlshaber

Zur Erinnerung: Orientiert an einer Reportage über den Vietnamkrieg und einer freien Interpretation von Joseph Conrads kolonialkritischer Erzählung „Herz der Finsternis“ schickte Coppola im Jahre 1969 Benjamin L. Willard (Martin Sheen), einen verdienten Captain der US-Armee auf eine streng geheime Vietnamkriegs-Mission. Er soll dem wahnsinnig geworden Colonel Walter E. Kurtz (Marlon Brando) das Handwerk legen, der im benachbarten kambodschanischen Dschungel eine Art paramilitärischen Freistaat kultischen Zuschnitts gegründet hat, Menschenopfer inklusive.

Unterwegs gerät Willards Trüppchen an psychisch äußerst auffällige Befehlshaber, mit Drogen vollgepumpte Fußsoldaten und in eine bizarre Show, in der sich zur Erbauung der Truppe leibhaftige Playboy-Models an Maschinengewehren kuscheln. Das Ganze ist eher ein Trip, als ein handelsüblicher Kriegsfilm und als solcher entfaltet auch dieser „Final Cut“ seine vertraute, hypnotische Wirkung.

Immer wieder schnippelt Coppola an seinem Film

2002 hatte Coppola bereits eine um 52 Minuten verlängerte „Redux“-Version herausgebracht. Jetzt hat er an seinem Meisterwerk einmal mehr herumgeschnippelt, weil er damit wohl doch nicht so glücklich war. Seine neue Fassung ist mit 183 Minuten nun „nur noch“ 36 Minuten länger als die erste Kinoversion. Die heute besonders sexistisch wirkende Truppenbetreuungsshow wurde etwas gekürzt, insgesamt gehen die Eingriffe eher ins Detail, als dass sie erzählerisch ins Gewicht fallen.

So bleibt der „Final Cut“ vor allem ein Anlass, „Apocalypse Now“ mal wieder dort sehen zu können, wo er hingehört: auf der großen Leinwand, außerhalb der eigenen vier Wände, unter größtenteils fremden und für drei Stunden verlässlich gleichgesinnte Menschen.

Kriegsfilm USA 1979/2019, von Francis Ford Coppola, mit Martin Sheen, Frederic Forrest, Robert Duvall