Jüdisches Museum

Peter Schäfer tritt als Chef des Jüdischen Museums zurück

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Beatrix Fricke und Felix Müller
Peter Schäfer vor dem Daniel Libeskind Bau des Museums in Berlin.

Peter Schäfer vor dem Daniel Libeskind Bau des Museums in Berlin.

Foto: Wolfgang Kumm / dpa

Er war zuletzt wegen eines umstrittenen Tweets in die Kritik geraten. Kulturstaatsministerin ruft Sondersitzung des Stiftungsrats ein.

Berlin. Der Direktor der Stiftung Jüdisches Museum Berlin (JMB), Professor Peter Schäfer, tritt zurück. In einer Pressemitteilung des Jüdischen Museums heißt es, er habe heute der Vorsitzenden des Stiftungsrats, Staatsministerin Professor Monika Grütters (CDU), seinen Rücktritt angeboten, „um weiteren Schaden vom Jüdischen Museum Berlin abzuwenden“. Staatsministerin Grütters habe den Rücktritt angenommen. Grütters werde für den 20. Juni den Stiftungsrat des JMB zu einer Sondersitzung einberufen. Die operative Leitung der Stiftung übernehme ab sofort deren Geschäftsführender Direktor Martin Michaelis.

Grütters respektiert Entscheidung

Zu den aktuellen Entwicklungen erklärte die Stiftungsratsvorsitzende Monika Grütters: „Ich respektiere die Entscheidung von Professor Peter Schäfer, mit sofortiger Wirkung von seiner Position als Direktor der Stiftung Jüdisches Museum Berlin zurückzutreten. Ich danke ihm für seine Arbeit und bin zuversichtlich, dass das Team des Jüdischen Museums die von Professor Schäfer angestoßenen Projekte, insbesondere die neue Dauerausstellung und den Bau eines Kindermuseums, zu einem guten Abschluss bringen wird. Der Stiftungsrat und die eingesetzte Findungskommission werden ihre bereits eingeleitete Suche nach einer neuen Direktorin bzw. einem neuen Direktor fortsetzen. Alle Verantwortlichen müssen dazu beitragen, dass sich das Jüdische Museum Berlin wieder auf seine inhaltlich wichtige Arbeit konzentrieren kann.“

Zentralrat bekräftigt Kritik

Das Jüdische Museum war in den vergangenen Monaten mehrfach wegen umstrittener Positionen in die Diskussion gekommen. Direktor Peter Schäfer (75), ein hochgeschätzter Judaist, geriet zunehmend als Führungsfigur in die Kritik. In den vergangenen Tagen hatte sich die Situation nochmals zugespitzt.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat unterdessen seine Kritik an Schäfer bekräftigt. Er fände es „nicht schlecht, wenn es künftig eine jüdische Leitung im Jüdischen Museum Berlin gibt“, sagte Zentralrats-Präsident Josef Schuster der Berliner „tageszeitung (taz)“ vom Sonnabend. Dies sei „nicht zwingend“. Aber das Jüdische müsse im Haus „mehr Einfluss haben“.

Bereits am Dienstag hatte Schuster via Twitter Schäfer indirekt vorgeworfen, seiner Aufgabe nicht mehr gewachsen zu sein. „Das Vertrauen der jüdischen Gemeinschaft hat die Leitung des Hauses verspielt“, hieß es in dem Tweet. Hintergrund war ein Tweet des Museums in der vergangenen Woche. Darin verwies die Presseabteilung auf eine Erklärung von 240 israelischen und jüdischen Wissenschaftlern, die gegen den Anti-BDS-Beschluss des Bundestages Stellung bezogen hatten. BDS fordert den Boykott Israels wegen der Besatzungspolitik.

Schäfer hat den Tweet inzwischen bedauert, aber zugleich darauf verwiesen, dass es sich dabei lediglich um eine Leseempfehlung in einer notwendigen Debatte gehandelt habe.

Vertrag war noch bis 2020 verlängert worden

Peter Schäfer sollte eigentlich bis 2020 im Amt bleiben. Der Stiftungsrat hatte seinen bis Ende August 2019 laufenden Vertrag im April um ein Jahr verlängert. Sein Amt als Direktor hatte er am 1. September 2014 angetreten. Das Jüdische Museum Berlin ist eines der größten jüdischen Museen Europas. Pro Jahr kommen rund 650.000 Besucher. Die erste Ausstellung zur deutsch-jüdischen Geschichte hatten seit der Eröffnung 2001 rund 11,4 Millionen Menschen gesehen.