Konzert in Berlin

Umjubelter Nostalgie-Trip der Kelly Family in der Waldbühne

| Lesedauer: 4 Minuten
Ulrike Borowczyk
Die Kelly Family in Berlin in der Waldbühne: Weil die Fans nach der ausverkauften Comeback-Tour „We Got Love Tour 2017/2018“ nicht genug von ihren Lieblingsmusikern bekommen konnten, gibt die Band nun unter dem Motto „We Give Love“ einige ausgewählte sommerliche Open-Air-Konzerte.

Die Kelly Family in Berlin in der Waldbühne: Weil die Fans nach der ausverkauften Comeback-Tour „We Got Love Tour 2017/2018“ nicht genug von ihren Lieblingsmusikern bekommen konnten, gibt die Band nun unter dem Motto „We Give Love“ einige ausgewählte sommerliche Open-Air-Konzerte.

Foto: Davids/Sven Darmer

Die Kelly Family präsentiert bei ihrem Konzert in der Waldbühne Hits aus 40 Jahren Bandgeschichte. Ihre Fans toben vor Begeisterung.

Berlin. Ähnlich hoch muss der Kreischpegel bei den Beatles gewesen sein. Die Ohren klingeln, der Gesang ist nur noch zu ahnen, obwohl die Lautsprechertürme haushoch sind. Dazu fallen aber mitnichten hysterisch erregte Teenager in Ohnmacht. So feiern die Berliner die Kelly Family in der ausverkauften Waldbühne.

Geboten werden in schneller Folge krachende Rocknummern wie „Why Why Why“ mit einem fulminanten Gitarrensolo von Joey Kelly, gefühlige Balladen und Gute-Laune-Nummern auf Englisch, Spanisch und Französisch. Dabei wechseln die Kellys ihre Instrumente quasi im Minutentakt, geben sich das Mikrofon für den Leadgesang reihum in die Hand. Und werden dafür von den Zuschauern unablässig bejubelt. Wofür ihnen die Kelly Family eifrig dankt.

Die Kelly Familiy: Von Straßenmusikern zu Superstars

Weil die Fans nach der ausverkauften Comeback-Tour „We Got Love Tour 2017/2018“ nicht genug von ihren Lieblingsmusikern bekommen konnten, gibt die Band nun unter dem Motto „We Give Love“ einige ausgewählte sommerliche Open-Air-Konzerte.

Seit ihrer Rückkehr ins Showbusiness 2017 schwimmt die Kelly Family auf einer Welle des Erfolgs. Wieder einmal. Ihre große Zeit hatte die musizierende irische Großfamilie vor einem Vierteljahrhundert mit emotional hochtourigem Folkpop. Damals mauserten sich die Straßenmusikanten zu einer der kommerziell erfolgreichsten Formationen des Jahrzehnts. Der große Durchbruch kam 1994 mit dem Album „Over The Hump“, das sich über 3,5 Millionen mal verkaufte. Die gleichnamige Jubiläumstour folgt übrigens ab Ende November. Unter anderem mit zwei Konzerten in der Berliner Mercedes-Benz Arena im Dezember.

Natürlich sind viele der bekannten Hits auch an diesem Abend Teil des Konzerts. Die Kelly Family vereint dabei Rock, Pop und Folk mit Neunzigerjahre-Nostalgie. Wie man es von der Band gewohnt ist, überschreitet sie oft genug die Grenzen zum Kitsch. Wie mit ihrem Charterfolg „An Angel“, bei dem die ganze Waldbühne mitsingt. Aber es gibt auch neue Lieder vom Comeback-Album. Jimmy Kelly performt mit angenehm rauer Stimme den Titelsong“, währenddessen eine Kiss-Cam auf das Publikum gerichtet ist. Mit der Aufforderung: „Wenn ihr im Bild seid, küsst euren Nachbarn.“Natürlich dreht sich bei der Kelly Family fast alles um Liebe. Meist mit großer musikalischer Geste. Doch bei allem Pathos, der in den Songs mitschwingt, und den man nicht unbedingt mögen muss, sind die Kellys großartige Musiker.

Erstaunlich viele junge Leute in der Waldbühne

Anfangs stand die Kelly Family zu elft auf der Bühne. Aber die Band schrumpfte im Laufe der Jahre. Mittlerweile sind es nur noch sechs Mitglieder. Die Geschwister Maite und Michael Patrick, genannt Paddy, sind bekanntlich längst als Solokünstler äußerst erfolgreich. Macht nichts. Denn wenn Angelo, Jimmy, Joey, John, Kathy und Patricia gemeinsam Hits wie „Fell in Love With an Alien“ anstimmen, schwelgt das Publikum im wohligen Kelly-Family-Feeling.

Gleichwohl knapp 23000 Zuschauer feiern, hat man nicht das Gefühl, auf einer Großveranstaltung zu sein. Es geht regelrecht familiär zu. Wie die meisten ihrer Fans, sind auch die Musiker sind älter und sichtlich erwachsen geworden, versammeln erstaunlich viele junge Leute im Publikum.

Die Kelly Family zeigt sich facettenreich. Als Special Guest bietet ihr Bruder Paul Kelly auf der 300 Jahre alten Drehleier keltische Folklore. Es folgt ein Block aus der Street-Life-Zeit der Band. Ein ganz besonderer Akustik-Set, bei dem es auf einmal ganz ruhig wird in der Waldbühne. Beim Traditional „Amazing Grace“ könnte man glatt eine Stecknadel zu Boden fallen hören. Zeit zum Schwelgen, Erinnern und zum Träumen.