Konzert in Berlin

Post Malone - Zwischen Herzschmerz und Luxusleben

| Lesedauer: 4 Minuten
Nils Neuhaus
Post Malone ist auf der Bühne ein Energiebündel (Archivbild). |

Post Malone ist auf der Bühne ein Energiebündel (Archivbild). |

Foto: picture alliance/Photoshot

Post Malone begeistert seine Fans in der Berliner Mercedes-Benz Arena mit einer energetischen Show.

Berlin. Feuerbälle, Knalleffekte, tiefe Bässe. Das gesamte Publikum springt mit einer Energie auf und ab, mit der sonst für gewöhnlich Megastars ihre Hotelzimmer zerlegen. Vorne steht Musiker und Produzent Post Malone, der den Kontrollverlust genüsslich dirigiert, bis er sich die Akustikgitarre schnappt, auf der er eben noch gespielt hat, um sie zum Klang seines Hits „Rockstar“ am Bühnenboden zu zertrümmern und anschließend noch auf die Überreste einzutreten.

Die Show am Montagabend in der Mercedes-Benz Arena kommt mit reduziertem Bühnenbild aus. Eine Zigarette und ein scheinbar unerschöpflicher roter Plastikbecher sind die einzigen Requisiten, die Post Malone benötigt. Ein Steg, der in die Menge führt, reicht ihm als Bühne. Den Rest besorgen die beiden großen Bildschirme, auf denen häufig verzerrte Live-Mitschnitte zu sehen sind, die den üppig tätowierten Musiker mal enorm übersättigt, mal aus vier Blickwinkeln gleichzeitig zeigen.

Post Malone gibt auf der Bühne alles

Obwohl Post Malone, gebürtig Austin Richard Post, erst zwei Alben veröffentlicht hat, beinhaltet sein Werk bereits genügend Hits, um die Stimmung konstant hochzuhalten. Lieder wie „White Iverson“, das er mit übertriebener Bescheidenheit seinen einzig guten Song nennt, performt der Musiker mit so viel Einsatz, dass das Publikum immer wieder seinen Namen skandiert.

Dass der 23-jährige die Worte „Always Tired“ (zu Deutsch: immer müde) unter seine Augen tätowiert hat, passt gar nicht zu seinem energiegeladenen Auftritt. Dass die Arena nicht ganz ausverkauft ist, gerät dabei schnell in Vergessenheit. Der Sound, den Post Malone für seine Musik kreiert hat, existiert irgendwo in einer klanglichen Zwischenwelt, die sich aus Genres wie Hip-Hop, R&B und Folk speist.

Seine Stimme, die sich ständig zwischen Rap und Gesang bewegt, klingt an diesem Abend rauchiger als bei den Studioaufnahmen. Es wirkt ein wenig, als wäre er heiser, doch spätestens als der Musiker zu seiner Akustik-Gitarre greift, um den Song „Stay“ vom aktuellen Album „beerbongs & bentleys“ zu singen, wird klar, dass seine raue Stimme nicht seine Gesangsleistung beeinträchtigt.

Meist geht es bei Post Malone um Liebe und Luxus

Textlich beschäftigen sich Post Malones Lieder meist mit Herzschmerz oder mit der protzigen Zurschaustellung von Luxus wie sie im Hip-Hop gängig ist. Gerne werden die beiden Motive auch in ein und demselben Lied miteinander verbunden, so dass in einem Vers schrecklicher Liebeskummer beklagt wird, bevor im nächsten von teuren Autos und funkelndem Schmuck die Rede ist. So zum Beispiel im Song „I Fall Apart“ vom Debutalbum „Stoney“, das mit 77 Wochen in den Top 10 der Billboard Album Charts für Hip-Hop und R&B den Rekord von Michael Jacksons „Thriller“ einstellte.

Ein weiteres populäres Motiv des Rappers und Sängers ist die Selbstmedikation, die unter anderem im Lied „Up There“ eine Rolle spielt, in dem es um eskapistischen Marihuana-Konsum geht. Dazu werfen die Scheinwerfer auf der Bühne blaues Licht in den Saal, das durch die Nebelschwaden schneidet und es aussehen lässt, als erstrecke sich ein unruhiger Wolkenhimmel über dem Kopf des Musikers.

Konzert in Berlin ohne Zugabe

Seine größten Hits hat Post Malone sich für den Schluss des Konzerts aufgespart. Da verzeihen die Fans es auch, dass es keine Zugabe gibt. Zu „Rockstar“ schießen Flammen empor, deren Hitze man bis auf die Ränge spürt. Dann wird der Musiker kurzzeitig zum Motivationscoach und hält seine Fans dazu an, sich von niemandem bevormunden zu lassen, bevor er mit „Congratulations“ den letzten Song des Abends anstimmt.