Berlin . Regisseur Lars Georg Vogel besetzt die Hauptrollen der Tragikomödie mit einem Schweizer und einem Schwaben - und das funktioniert.
Provinz bleibt Provinz. Wer am Landstraßenrand ins Gasthaus einkehrt, erkennt am ehesten noch an der ausgeschenkten Biersorte, in welcher Gegend er sich gerade befindet. Ansonsten: rustikales Holzmobiliar allerorten und unbedingt auch Schnaps und Schnitzel auf der Speisekarte.
Herr Bösel und Herr Fellner besuchen sehr viele dieser Wirtshäuser. Die Orte auf ihrer Route rattern sie emotionslos runter. Es ist ihr Job. Im Auftrag eines Fremdenverkehrsvereins dienstreisen sie über Land und prüfen die Einhaltung der Hygiene- und Sicherheitsvorschriften und die Schnitzelqualität. Ursprünglich war Österreich ihr Revier, damals, als die beiden Kabarettisten Josef Hader und Alfred Dorfer das grantelig-groteske Männerduo 1991 in ihrem Stück „Indien“ erstmals auf Schnitzelkontrolle schickten. Zwei Jahre später kam unter der Regie von Paul Harather der Film dazu in die Kinos. Mit Josef Hader und Alfred Dorfer in den Hauptrollen.
Alkohol und immer Ärger mit den Frauen
In der Vaganten Bühne nun, die gerade ihr 70-jähriges Bestehen feierte, sendet Regisseur Lars Georg Vogel mit Jürgen Haug und Urs Stämpfli kein österreichisches, sondern ein schwäbisch-schweizerisches Gastrotester-Team aus. Das ist für Kenner des Films zunächst gewöhnungsbedürftig, erweist sich aber als hervorragende Idee, weil Akzente und Temperamente hier eine aberwitzig komische Allianz eingehen: Jürgen Haugs schwäbelnder Bösel ist ein zur Zote neigender bärbeißiger Gemütsmensch, Urs Stämpflis Schweizer Fellner ein kontrollierter Streber mit Klemmbrett, der den Kollegen mit Trivial-Pursuit-Fragen und Halbwissen über Indien und Reinkarnation nervt.
Die Stärke dieses Stücks liegt in der Gegensätzlichkeit der Figuren, und zu sehen sind an diesem Abend zwei Schauspieler, die genau darin hervorragend miteinander harmonieren. Der eine grummelig, der andere schlaumeiernd übereifrig, spielen sie die anfängliche, gegenseitige Antipathie von Bösel und Fellner genüsslich aus, nähern sich dann glaubhaft an. Alkohol, Ärger mit Frauen und der gemeinsame Spaß daran, die Wirtsleute zu schikanieren, tragen nicht unwesentlich dazu bei.

In einem schlichten hölzernen Gaststuben-Einheitsbühnenbild und unterstützt von Senita Huskić, die alle weiteren Rollen übernimmt, wird aus dem filmischen Roadmovie ein grimmig-derbes Kammerspiel, das schließlich ins Tragische kippt, als Fellner ins Spital eingeliefert wird.
Tröstliche Idee von der Wiedergeburt
Bösel besucht ihn täglich, erfüllt letzte Wünsche. Gegen Ende des Abends geht das vorher so treffsichere Timing etwas verloren, kippt die Stimmung zu abrupt, entkommt aber jeder Rührseligkeit insofern, als der Humor den Buddies Heinzi und Kurti, wie sie sich inzwischen nennen, bis zum Schluss nicht abhandenkommt. Und inzwischen kann sogar Herr Bösel der Idee von der Wiedergeburt in anderer Form etwas abgewinnen, weil sie eben doch sehr tröstlich ist und weil Kurti die Sache so plausibel erklärt hat: „Der Tod ist, wie wenn man aus einem Ei ein Rührei macht. Es bleibt immer noch ein Ei.“