Kultur

Rapper Dendemann blickt auf neuem Album auf seine Wurzeln

| Lesedauer: 3 Minuten
Steffen Rüth
Ließ sich Zeit mit seinem neuen Album: Rapper Dendemann.

Ließ sich Zeit mit seinem neuen Album: Rapper Dendemann.

Foto: Getty Images

Der Rapper Dendemann legt sein drittes Album „da nich für!“ vor und tritt bald in der Columbiahalle auf.

Sich neun Jahre Zeit zu nehmen für sein drittes Album, das ist natürlich ein Luxus, zumal in Zeiten, in denen andere Rapper ihre Singles fast wöchentlich und ihre Alben im Halbjahrestakt auf den Markt werfen. Doch Dendemann, vor 44 Jahren als Daniel Ebel in Menden im Sauerland geboren, hat sich bei seinem neuen Werk „da nich für!“ genau diesen Luxus gegönnt und ganz in Ruhe eine Platte gemacht, die seinen anspruchsvollen Vorstellungen entspricht. „Ich bin tiefenentspannt“, sagt er. „Ich glaube, es ist sehr rund geworden.“

Mit dieser Einschätzung liegt der lakonisch, manchmal gar etwas schluffig wirkende Musiker goldrichtig. „da nich für!“ ist ein Rap-Album, wie man es so vielleicht noch nie gehört hat. Dendemann blickt zurück auf seine Wurzeln, sowohl inhaltlich („Wo ich wech bin“ ist eine glasklare Hommage an die Sauerländer Provinz) als auch musikalisch. Mit I.L.L. Will trägt ein Produzent und alter Spezi zum Gelingen der Platte bei, der schon vor mehr als 20 Jahren mit an den Reglern saß, damals war Dendemann neben DJ Rabauke eine Hälfte des Hamburger Hip-Hop-Duos Eins Zwo.

Verschmelzung von Pop und Hip-Hop

Die Verschmelzung von Pop und Hip-Hop ist eines von Dendemanns zent­ralen Anliegen auf „da nich für!“. Das Album ist ein klangliches Fest, es knallt und scheppert an jeder Ecke, nicht zuletzt im Industrial-Rap „Menschine“. Das andere Extrem sind sehr reduzierte, auf der Stimme basierende Stücke wie „Drauf und Dran“.

„Ich bin glücklich, dass man dank der vielen Vocal Samples und Features das Beste von mir kriegt: die klaren, aufgeräumten Strophen. Ich sing ja kaum Refrains. Ich bin eher der Strophenmann als der Refrainmann.“ Stolz ist Dendemann auch auf Samples der verstorbenen Legenden Hildegard Knef („Müde“) und Rio Reiser („Zauberland“).

Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royale“ hat ihn weitergebracht

Die ausgedehnte Pause liegt freilich nicht nur an Dendemanns eher gemächlicher Grundstruktur, sondern auch an seinem TV-Job, den er zwei Jahre lustvoll ausführte: Musikalischer Direktor bei Jan Böhmermanns „Neo Magazin Royale“. „Die Sendung war das kalte Wasser, in das ich geworfen wurde und das ich gebraucht habe. Als Künstler hat mich das absolut weitergebracht.“

Auch neues Publikum habe er durch die wöchentliche Show bekommen, ein willkommener Nebeneffekt der auch ziemlich aufreibenden Tätigkeit. „Ich glaube, dass mich beim ‚Neo Magazin‘ viele Leute kennengelernt haben, denen ich sonst nicht begegnet wäre.“ Und außerdem sorgte, so Dendemann, der Job in der Satire­sendung dafür, dass „da nich für!“ ein ziemlich gesellschaftspolitisch geprägtes Album geworden ist.

Nach Jahren in Hamburg lebt Dendemann bereits seit neun Jahren in Berlin. Das Kottbusser Tor erinnere ihn an die Lower East Side von Manhattan: „Nicht die schönste Ecke, aber du hörst zehn Sprachen auf 100 Metern.“

Konzert: Columbiahalle, 28. Februar (ausverkauft).

Mehr zum Thema:

Das sind Berlins Helden der Nacht

Böhmermann zeigt sich halbnackt im Bett mit Merkel und Vera