Der hellen Stimme von Gary Lightbody kann man sich einfach nicht entziehen. Sie hat dieses spezielle Timbre, in dem immer etwas Wehmut mitschwingt. Das sofort aufhorchen lässt, wenn irgendwo ein Song von Snow Patrol läuft. Live ist dieser Gesang erst recht unwiderstehlich. Egal, ob es melodisch laut und rockig wird oder hymnisch. Auch die Fans im fast ausverkauften Velodrom feiern den 42-jährigen Frontmann und seine Band bei ihrem Berlin-Gig frenetisch. Es ist eines von insgesamt fünf Konzerten in Deutschland auf der aktuellen "Wildness"-Tour.
Gleich zu Beginn erinnert sich Gary Lightbody nur zu gern daran, dass die Band "A Hundred Million Suns" unter anderem in den Berliner Hansa-Studios aufgenommen hat. Elf Jahre ist das mittlerweile her. Der druckvolle Opener "Take Back The City" stammt von dem Album. Dystopisch bebildert mit einstürzenden Häusern. Meistens aber sind selbstredend Snow Patrol auf dem Screen zu sehen.
Nach sieben Jahren Pause ist die Band zurück auf der Bühne. Und bietet ihren Fans nun große Gefühle, gegossen in wuchtige Melodien, die stets zwischen Alternative und Mainstream changieren.
Gegründet 1994 vom Sänger und Gitarristen Gary Lightbody und dem Bassisten Mark McClelland, der 2005 bei den Indie-Rockern wieder ausstieg, hieß die Band ursprünglich Polar Bear. Da es aber bereits eine gleichnamige Formation gab, verwarfen sie den Namen wieder. Mit dem dritten Album „Final Straw“ gelang ihnen 2004 in Großbritannien der Durchbruch. Dann stürmten sie 2006 mit der Hymne „Chasing Cars“ vom Album „Open Eyes“ nicht nur europaweit, sondern auch in den USA die Charts.
Bislang über acht Millionen Alben verkauft
Mittlerweile hat das schottisch-irische Quintett über acht Millionen Alben verkauft. 2018 erschien das siebte Studiumalbum "Wildness". Der Name trügt. Denn wirklich wild ist der Mix aus Alternative Rock, Britpop und Folk nicht. Dem Songwriter Lightbody geht es dabei vielmehr „um Leidenschaft, Liebe und die Verbindung zwischen uns und der Natur wie auch die Verbindung zwischen uns Menschen untereinander.“
Ein großes Spannungsfeld für seine Songs, sowohl musikalisch als auch inhaltlich. Zumal Lightbody darin auch persönliche Schicksalsschläge wie die Demenz-Erkrankung seines Vaters und die eigene Alkoholabhängigkeit verarbeitet hat.
Die neuen Songs sind dunkler eingefärbt als die früheren. Mehr Moll statt Dur. Besonders eindrucksvoll ist das bei "Life On Earth" gelungen. Der Song sei einer der Gründe für die lange Pause gewesen, erklärt Lightbody. Er habe allein dafür fünf Jahre gebraucht. Herausgekommen ist ein Meisterwerk. Auch live einer der absoluten Höhepunkte des Abends. Mit düsteren Drum-Kaskaden und ebensolchen Synthie-Klängen. Darüber liegt der elegische Gesang von Lightbody.
Natürlich fehlen sehnsüchtig erwartete Songs wie "Chasing Cars" und "Shut Your Eyes" genauso wenig. Snow Patrol schlagen aber auch immer wieder leise Töne an. Etwa in der Ballade "You Could Be Happy". Ein so stimmiges wie atmosphärisch dichtes Konzert.