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Ralf Krämer

Foto: - / dpa

Er ist einer der bekanntesten Bergsteiger nach Reinhold Messner. Der Film „Manaslu - Der Berg der Seelen“ porträtiert Hans Kammerlander

„Speed-Bergsteigen“ – das klingt wie eine besonders leichtsinnige Art des Extremsports. Doch für den Südtiroler Hans Kammerlander war das Tempo, in dem er die höchsten Gipfel der Erde erklimmen wollte, kein Selbstzweck. Der jüngste Sohn einer Bergbauernfamilie sah die Tendenz, immer mehr Bergsteiger mit üppiger Ausrüstung und scheinbar sicheren, dafür umso längeren Routen auf die 8000er zu locken, äußerst kritisch.

Aufgrund seines Wissens um die unbeständigen Wetterverhältnisse im Hochgebirge bevorzugte er leichtes Gepäck und möglichst direkte Wege. Statt auf teure Technik vertraute er vor allem auf sich und seine Kraft. So konnte er von 1996 bis 2006 den Rekord für die schnellste Besteigung des Mount Everest halten und gilt neben seinem einstigen Weggefährten Reinhold Messner als einer der erfolgreichsten Bergsteiger der Gegenwart.

Der Dokumentarfilm „Manaslu – Der Berg der Seelen“ erzählt nun Kammerlanders Leben nach, in einer Mischung aus aktuellen Interviews, Archivmaterial und nachinszenierten Szenen. Auf Anekdoten aus der Kindheit folgt die Ar­beit an „Der leuchtende Berg“, jenem Film, den Werner Herzog 1984 über Kammerlander und Messner gedreht hat. Im Zentrum steht jedoch die äußerst aufwändige Reinszenierung der schicksalhaften Expedition von 1991. Damals scheiterte Kammerlanders Bestei­­-gung des Manaslu im Himalaya an einem Wetterumschwung. Seine zwei Gefährten kamen beim Abstieg ums Leben.

Am Mehrwert dieser nachgespielten Szenen dürften sich einmal mehr die Geister scheiden. Die einen werden sich naserümpfend an zum Kitsch neigende Illustrationen erinnern, wie sie in TV-History-Formaten zum Einsatz kommen. Andere dürften genau das als Verstärkung des emotionalen Erlebnisses willkommen heißen. In jedem Fall beeindruckend bleiben vor allem ein aktuelles, ungeschöntes Gespräch mit Werner Herzog und die Bilder von Kammerleiders erneutem Versuch, seinen „Berg der Seelen“ doch noch zu bezwingen.

Dokumentation Österreich 2018 120 min., von Gerald Salmina