Berlin. Die Vampire laden zum Tanz. Bereits zum vierten Mal gastiert das Musical im Theater des Westens. Zur Premiere herrschte dennoch volles Haus, viele Prominente erschienen kostümiert auf dem Roten Teppich. Der Kriminalbiologe Mark Benecke war für einen Vortrag eingeladen und erklärt der Berliner Morgenpost, warum die Faszination für die Blutsauger nicht alt wird.
Sie sind Vorsitzender der Deutschen Dracula-Gesellschaft. Wie können wir uns eine Vereinssitzung vorstellen?
Mark Benecke: Im klassischen Sinne gibt es keine Sitzungen, sondern eher spezielle Events. Um den Gag aufrechtzuerhalten, haben wir uns früher öfter in Transsilvanien getroffen. Dort steht das Schloss Bran, das als Dracula-Schloss berühmt wurde. Auch wenn dies historisch falsch ist, weil Vlad Ţepeş, das geschichtliche Vorbild des berühmten Vampirs, in der Walachei lebte. Na, jedenfalls haben wir schöne Blutsonnen-Spaziergänge über einen alten deutschen Friedhof gemacht und im Rathaus von Schäßburg, das heutige Sighişoara, jede Menge Vorträge gehört und viel gegessen und getrunken.
Natürlich nur rote Getränke?
Nein, das ist nur meine Macke. Die anderen finden das eher gruselig und suspekt. Das sind zum Beispiel Münzkundler oder Medizinerinnen – die haben nicht unbedingt meinen Subkulturbezug.
Das popkulturelle Bild des Vampirs hat sich stark gewandelt. Vom unansehnlichen Klaus-Kinski-Nosferatu bis hin zu den sexy Blutsaugern aus „Vampire Diaries“. Welche sind Ihre liebsten Vampire?
Ich mag sie alle. Mich fasziniert das Gebrochene an diesen Figuren. Vor kurzem habe ich ein Interview mit Michael Kunze, dem Autor von „Tanz der Vampire“, geführt, der sagte: „Ich liebe die Traurigen“. Die dunklen Facetten können gerne changieren und schillern. Kinski ist dafür ein gutes Beispiel, weil er persönlich ein komplettes Arschloch war, aber eine fantastische Film-Figur abgibt, bei der man sich als Zuschauer selbst hinterfragen muss. Vampire wabern in der Sphäre der grauen, samtenen, nächtlichen Ungewissheit. Selbst die modernen „Twilight“-Vampire, die keinen Sex haben und lieber knutschen, bleiben darin verhaftet, weil natürlich jeder auch die finsteren Geschichten vom unsterblichen Verführer kennt, der dich mit seinem Blick in die Ewigkeit ziehen kann und dir das Leben aus den Adern saugt.