Jack Johnson sorgt für viel Harmonie und jede Menge Sommergefühl in der Zitadelle

    Es kommt nicht häufig vor, dass jemand Berlin mit der pazifischen Inselkette Hawaii vergleicht. Und beinahe ebenso selten passiert es, dass der gebürtige Hawaiianer Jack Johnson in die deutsche Hauptstadt kommt und sich hier vom guten Wetter überraschen lässt. Gleich zu Beginn bedauert der Singer-Songwriter auf der Bühne seine Entscheidung, heute eine lange Hose angezogen zu haben.

    Jack Johnsons Auftritt am Mittwoch in der Zitadelle Spandau kommt bei 32 Grad ohne große Show aus. Ein verwaschenes grünes T-Shirt und Bluejeans genügen dem 43-jährigen als Bühnen-Outfit. Ein Fischernetz, das hinter der Band gespannt und mit Laternen behangen ist, bildet die Kulisse für das Konzert des ehemaligen Profi-Surfers.

    Das Fischernetz ist ein durchaus geeigneter Hintergrund, denn den ersten Song seines aktuellen Albums „All The Light Above It Too“ schrieb Johnson während einer wochenlangen Boots­expedition auf dem Nordatlantik.

    Die Expedition diente dazu, die Verschmutzung durch Plastik im Wasser zu dokumentieren; ein Thema, das dem Umweltschützer Johnson äußerst am Herzen liegt. Sogar die T-Shirts und Taschen am Merchandise-Stand werden an diesem Abend damit beworben, dass sie umweltfreundlich hergestellt wurden. Johnson leitet sein Konzert gut gelaunt ein, mit Liedern, die die Sonne besingen. Dem Song „Sunsets For Somebody Else“ vom aktuellen Album folgt eine Cover-Version des Hits „In The Summertime“ von Mungo Jerry. Die Stimmung auf dem Konzert ist von Beginn an ebenso ausgelassen wie die Musik. Wo man hinschaut, sieht man Sonnenbrillen und -hüte, getanzt wird ruhig, dafür aber ohne Pause.

    Trotz seines eifrigen Engagements als Umweltschützer verlassen nur wenige von Johnsons Liedern das Bild einer heilen, naturbelassenen Welt. Umso interessanter sind seine sozialkritischen Ausbrüche wie „My Mind Is For Sale“, ein Song, in dem er die Politik Donald Trumps kritisiert. Eine weitere differenzierte Nummer schrieb Johnson, nachdem der Produzent einer Reality-Show ihn gefragt hatte, ob er nicht einen Titelsong für seine Sendung schreiben wolle. Johnson lehnte ab und schrieb stattdessen das medienkritische „Good People“.

    Zwischen den eigenen Songs spielen Johnson und seine Band immer wieder Cover-Versionen von Liedern wie Led Zeppelins „Whole Lotta Love“. Und für ein Cover von Otis Reddings „(Sittin’ on) The Dock Of The Bay“ kommt der Soulmusiker Aloe Blacc als Überraschungsgast auf die Bühne und liefert eines der Highlights dieses Abends.

    Einen weiteren Höhepunkt beschert Johnson, als er die Ukulele eines Fans entgegennimmt, um darauf zu unterschreiben. Als er kurz darauf merkt, dass die Ukulele gestimmt ist, beginnt er spontan, die ersten Akkorde seines Songs „Breakdown“ darauf zu spielen, bevor er das Instrument gegen seine eigene, verstärkte Ukulele tauscht und das Lied zu Ende bringt.

    Allmählich geht die Sonne hinter der Bühne unter, und mit jedem Lied wähnt man sich ein bisschen mehr in der von Johnson besungenen heilen Welt; man fühlt sich, als wäre man im Urlaub. Dazu passen die Seifenblasen, die während des gesamten Konzerts von Fans über das Publikum geschickt werden.