Berlin. Gar nicht so lang her ist es, da befeuerte der Antisemitismus-Skandal um den Musikpreis Echo die Debatte über Judenhass in Deutschland. Viele Preisträger gaben ihre Preise an die Veranstalter zurück, der Echo wurde nach einigem Zögern abgeschafft. Die Ersten, die protestiert hatten und ihren Preis weggaben, waren die vier klassischen Musiker vom Berliner Notos Quartett. Sie möchten nun dafür sorgen, dass die Aufmerksamkeit für den Kampf gegen Antisemitismus auch nach dem Ende des Echo anhält.
Mit Werken der Komponisten Mozart, Mahler und Schumann wollen die Musiker, die 2017 einen Klassik-Echo gewonnen hatten, deshalb am kommenden Dienstag Spenden sammeln. Die Einnahmen ihres Benefizkonzertes im Berliner Dom sollen einer Reise junger jüdischer und muslimischer Erwachsener zugutekommen, die im Sommer gemeinsam nach Auschwitz fahren. Das Spendenziel: 20.000 Euro. „Jeder kann sich auf seine eigene Weise gegen jegliche Form von Diskriminierung einsetzen, wir möchten das durch unsere Musik versuchen“, erklärten die Musiker gegenüber der Berliner Morgenpost.
Sie hoffen, dass sich die gesamte Musikindustrie wieder mehr ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werde. Menschlichkeit, Moral und gute Musik sollten vor den eigenen Profit gestellt werden. Ihnen war es deshalb wichtig, mit dem Konzert ein Zeichen zu setzen: Der Erlös solle „für Toleranz und für den Kampf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung eingesetzt“ werden, so die Musiker weiter.
Die Musiker hoffen auf Unterstützung der Berliner
Die fünftägige Reise junger Juden und Muslime, die das Quartett unterstützt, soll im Sommer stattfinden. Aktuell gestaltet sich die Finanzierung aber noch schwierig, weshalb die Musiker nun auf die großzügige Unterstützung der Berliner hoffen. Der evangelische Kirchenkreis Berlin Stadtmitte gehört bereits zu den Helfern: Zum Dank für ihr Engagement gegen Antisemitismus stellte Superintendent Bertold Höcker dem Quartett die Kirche mietfrei für das Konzert zur Verfügung.
Die Reise selbst wird gemeinsam organisiert von der Union progressiver Juden und dem Zentralrat der Muslime. Unter den 22 Teilnehmern sind junge geflüchtete Erwachsene aus Syrien und dem Irak. Mit dabei sind auch ein über 90-jähriger Rabbiner und ein Imam.
Berliner Dom, Am Lustgarten, Mitte. Tel.: 202 69 136, Dienstag 22. Mai, 20 Uhr, um Spenden wird gebeten.
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