Admiralspalast

Anastacia liefert in Berlin so richtig ab

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Julius Betschka
Powerfrau Anastacia hat in ihrem Leben schon mehrere Schicksalsschläge gemeistert

Powerfrau Anastacia hat in ihrem Leben schon mehrere Schicksalsschläge gemeistert

Foto: picture alliance

17 Jahre nach ihrem Debütalbum und vielen Schicksalsschlägen begeistert Anastacia in Berlin wieder ihre Fans.

Berlin.  Fragt man, wer die Sängerin Anastacia kennt, hebt fast jeder den Arm. Aber was macht die Queen of Pop der frühen 2000er-Jahre heute? Immer noch Pop ist die Antwort. Die mittlerweile 49 Jahre alte Sängerin mit der markant souligen Stimme hat erst vergangenes Jahr ihr Album “The Evolution” veröffentlicht. Es ist das Sechste, 17 Jahre nach dem millionenfach verkauften Debutalbum “Not that kind”. An diesem Mittwochabend trat sie nun im Berliner Admiralspalast auf. Dass sie fast 50 ist, sieht man der blonden Frau in ihrer lässigen Military Jacke dabei kaum an.

“This is Evolution” dröhnt eine Stimme, bevor die US-Amerikanerin die Bühne betritt. Laser strahlen ins Publikum, die Lichtshow ist aufwendig. Ihre Band steht auf Podesten. Im Hintergrund, wie auf einem Balkon, erscheint Anastacia Lyn Newkirk und räkelt sich am Geländer. Erste Ansage der Frau, zu der das Wort “Power” gehört wie ihre Stimme: “Come on, stand up!” Aus dem nicht ganz ausverkauften Sitzkonzert im Admiralspalast wird bevor ihr erster Song verklungen ist eine Stehparty. Mit “Left Outside Alone”, ihrem wahrscheinlich größten Hit, zeigt sie gleich zu Beginn, dass ihre Stimme einfach umwerfend ist.

Anastacia hat schwere Zeiten hinter sich. Zweimal erkrankte sie schwer an Brustkrebs, schon als Kind an der Darmkrankheit Morbus Crohn. Jedes Mal hat sie sich zurückgekämpft: "Fuck, Cancer!", ruft sie irgendwann. Dass sie krank war, versteckt sie nicht. “Deutschland war immer gut zu mir”, sagt sie dann und spielt darauf an, dass ihr große Erfolge in ihrer Heimat USA immer versagt blieben. Anders in Deutschland und Europa. Zwei Fans sind extra aus Dänemark angereist. Sie tragen diese typischen Anastacia-Brillen, die vor 10 Jahren wegen ihr mal angesagt waren. Fast randlos, farbige Gläser. Als die Sängerin sie sieht, fragt sie nach ihren Namen. Und bedankt sich bei Carla und Tobias, dass sie gekommen sind. Eine wunderbare Szene.

Mainstream, der richtig Spaß macht

Eine musikalische Evolution allerdings, wie Albumtitel und die DNA-förmige Bühnenstaffage vermitteln wollen, hat die Sängerin in den letzten Jahren kaum durchlebt. Immer noch spielt sie eine gefällige Mischung aus souligem Pop und Funk mit Stadionrock-Anleihen. Alte Hits wie „Outta Love“ von 2000, „Paid My Dues“ von 2001 oder „Sick and Tired“ von 2004 bilden die Anastacia-Helix. Daran hat sich nichts geändert.

Das sind Lieder, die jeder kennt von langen Autofahrten in den Urlaub oder von nachmittäglichen Talk-Shows im Privatfernsehen. Live macht das trotzdem richtig Spaß. Ihre Band setzt eindrucksvoll musikalische Akzente in das, was viele wohl Mainstream-Pop nennen. Drummer Steve lässt sich zu einem umjubelten Schlagzeug-Solo hinreißen. Ihre beiden Tänzerinnen und Backgroundsängerin Holly sind grandios.

So füllt Anastacia 17 Jahre nach ihrem Debut zwar keine Stadien mehr. Doch wie diese nur 1,57 Meter kleine Frau auf ihren High-Heels über 90 Minuten abliefert, ist bemerkenswert. Keine Spur von Bühnen-Müdigkeit. In ihrer blauen Militärjacke mit den goldenen Applikationen sieht sie ein wenig aus wie eine Generalin, ein weiblicher Napoleon. Und die Zuschauer im Admiralspalast lassen sich von ihr allzu gern durch diesen Abend führen.

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