Kultur

Der Schönklang des Schlaginstruments im Orchester

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Matthias Nöther

Schlagzeuger Martin Grubinger spielt in der Philharmonie

Wie ein Sportler bewegt sich der Schlagzeuger Martin Grubinger in der Philharmonie bei seinem Auftritt beim Gastkonzert des Dirigenten Michael Sanderling mit seiner Dresdner Philharmonie. Schlaginstrumente aus aller Welt sind aufgereiht – vom tibetischen Tam-Tam über die afrikanische Trommel, die Djembé bis zu Marimba und Vibrafon, und Martin Grubinger geht in eine sprinterähnliche Startposition, bevor er zum nächsten Instrument hechtet.

Schon Grubingers gewichtige erste Schläge wirken im Zusammenspiel mit seinem durchtrainierten Körper wie eine Mischung aus sportlicher Übung, kultischer Handlung und Musizieren. Das eigentlich Berückende am gut halbstündigen Stück „Sieidi“ des finnischen Komponisten Kalevi Aho ist allerdings nicht die Virtuosität des Solisten oder die Vielfalt der Schlaginstrumente, sondern die Korrespondenz mit dem Orchesterklang. Aho schafft es am Ende gar, das Orchester als Ganzes zu einem einzigen Schlaginstrument werden zu lassen, das Grubingers Kaskaden beantwortet und weiterführt.

Wo hört punktuelles oder flächiges rhythmisches Geräusch auf und fängt instrumentale Melodie an? Fast mit musikphilosophischer Pointierung fragt Komponist Kalevi Aho danach – das Publikum dankt es ihm mit großem Appla­us. Aho packt jedes Instrument des Orchesters und von Grubingers Schlagwerkbatterie förmlich genau in der Mitte und schüttelt es, bis das Letzte an Schönklang daraus entlockt ist.

Schönklang ist zweifellos auch ein zentrales Anliegen der Dresdner Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Michael Sanderling. Beethovens Vierte Sinfonie nach der Pause ist ein Musterbeispiel für die Mischung von inhaltlicher Ernsthaftigkeit und klanglicher Ausgewogenheit. Sanderling nimmt sich dabei aus jeder Epoche, was er braucht: Sorgen schon die harten Schlegel des Paukers oberflächlich für eine historische Anmutung des Gesamtklangs, so ist diese Intention auch bei den danebensitzenden Trompetern zu sehen, die auf den ventillosen Naturtrompeten der klassischen Epoche spielen. Bei den Hörnern, bei dem wendig und zugleich mit vollem Ton musizierenden Solo-Klarinettisten Fabian Dirr sieht und hört man dagegen moderne Instrumente. Solche Inkonsequenzen mindern nicht die Seriosität des Anliegens, so in der verstörenden langsamen Einleitung dieser Sinfonie. Die Dresdner Philharmonie zeigt mit diesem Berliner Gastauftritt einmal mehr, dass in der Hauptstadt mit ihren vielen sinfonischen Klangkörpern auch orchestrale Klangeindrücke aus anderen Städten nicht überflüssig sind.