Neue ARD-Krimireihe aus dem krisengeschüttelten Barcelona

Es ist kein Zufall, dass im Vorspann des ersten Barcelona-Krimis „Über Wasser halten“ die Flagge Kataloniens munter im Wind flattert. Barcelona ist nun mal, wie die derzeitigen politischen Ereignisse bestätigen, Macht- und Identitätszentrum einer selbstbewussten autonomen spanischen Region. Bei der Wahl des neuen Verbrechensschauplatzes kommt der ARD zugute, dass sie als eine der spannendsten Metropolen Europas so attraktiv wie eigenwillig ist. Der Krimi allerdings wurde vor den aktuellen Unruhen gedreht, die Konflikte haben Sendepause. Stattdessen: Postkartenidylle. Der Berg Montjuic, die Kathedrale Sagrada Familia, die Meile Las Ramblas. Und wie bei den anderen Auslandskrimis von Bozen bis Kroatien, mit denen die ARD donnerstags einen Hauch Exotik in die deutschen Wohnzimmer bringt, schlüpfen wieder deutsche Mimen in die Rollen der lokalen Ermittler.

Kommissarin Fina Valent (Anne Schä­fer) hat sich versetzen lassen, zieht mit ihrer 15-jährigen Tochter von Palma nach Barcelona. Schon am Ankunftstag wird sie vom neuen Kollegen Xavi Bonet (Clemens Schick) eingespannt. Am Strand wurde ein Mann überfallen, schwer verletzt und hat keine Erinnerung an das Geschehen. Außerdem ist da der Mord an einem jungen, illegal eingewanderten Pakistaner, dessen Leiche vor ei­nem muslimischen Gebetshaus gefunden wurde. Bonet nutzt seine Kontakte in das Nachtleben der Stadt und ist sicher, dass beide Fälle zusammenhängen. Nur wie?

Der Zuschauer muss aufpassen, bei der spannenden Geschichte (Regie: Jochen Alexander Freydank) den Überblick nicht zu verlieren. Bonet wird durch seine Ermittlungen zur Bedrohung für Izar Ochoa (Ilona Grandke). Die Unterweltbraut ist offenbar verstrickt in Machenschaften von Drogenschmuggel bis Menschenhandel. Viel Stoff also. Mit weniger hätte das Autorentrio auch bei der psychologischen Ausgestaltung und sozialen Einbindung der Figuren mehr erreicht. Manches wird nur behauptet, dann fallengelassen. Etwa der verbale Geschlechterkampf zwischen Xavi und der alleinerziehenden Fina, der vermutlich erotisches Versprechen bleibt. Denn Xavi ist bisexuell, weshalb der autoritäre Politiker-Vater um seine Chancen bei der Bürgermeisterwahl fürchtet. Vielleicht wird im zweiten Barcelona-Krimi „Tod aus der Tiefe“ vieles klarer.

ARD, 20.15 Uhr