Im grasgrün-schwarz gestreiften Kleid sitzt sie in Halbrückenansicht auf dem Sofa. Die Beine stecken in blau-schwarzen Ringelsocken und sind angewinkelt, der Kopf im Profil ist gelangweilt auf den Ellenbogen gestützt, der Blick geht melancholisch-trotzig ins Leere. Neben dem Mädchen sitzt eine helle Katze auf dem grünen Sofa. Das Bildnis von Marcella malte der Expressionist Ernst Ludwig Kirchner 1910. Es gehört zum großen Bestand des Brücke Museums in Dahlem und ist nun in einer Ausstellung über die Künstlergruppe zum 50. Geburtstag des Hauses zu sehen. Hier kann der Besucher einen Überblick über die schönsten Hauptwerke bekommen.
Die Natur war eine wichtige Inspiration für die Künstler
Seit der Eröffnung 1967 hat das Brücke Museum die umfangreichste Sammlung der Künstlergruppe „Die Brücke“ aufgebaut und sich der Bewahrung, Erforschung und Vermittlung bedeutender Werke des Expressionismus gewidmet. Den Grundstock dafür legte noch Karl Schmidt-Rottluff. Als ihm 1964 zu seinem 80. Geburtstag in der Akademie der Künste eine große Ausstellung ausgerichtet wurde, schenkte er dem Land Berlin 74 seiner Werke und stellte für die Zeit nach seinem Tod weitere Schenkungen in Form einer Stiftung in Aussicht. Gemeinsam mit Leopold Reidemeister, der später auch der erste Direktor des Hauses wurde, entstand die Idee, ein Museum für die Schenkungen zu errichten und dort nicht nur Arbeiten von Schmidt-Rottluff, sondern auch von den anderen Brücke-Künstlern auszustellen. Noch Ende 1964 wurde der Bau eines Museums beschlossen. Nach Wunsch Schmidt-Rottluffs sollte es still im Grünen liegen, war doch die Natur stets eine wichtige Inspirationsquelle für die Brücke-Künstler gewesen.
Erich Heckel wurde ebenfalls für die Idee begeistert und begann 1966 mit seinen Schenkungen an das Land Berlin, die von seiner Frau Siddi nach seinem Tod fortgesetzt wurden.
Insgesamt 1500 Werke gelangten so in die Sammlung, darunter eigene Werke, Gemälde, Plastiken und Arbeiten auf Papier, aber auch wichtige frühe Druckgrafiken der anderen Brücke-Mitglieder, Jahresmappen der Künstlergruppe, wichtige Einzelwerke sowie zahlreiche Dokumente. Schmidt-Rottluff schenkte schon zu Lebzeiten weitere Werke und kaufte außerdem für die im Aufbau befindliche Sammlung Arbeiten aller Brücke-Künstler an. Nach seinem Tod 1976 ging sein künstlerischer Nachlass in die Karl und Emy Schmidt-Rottluff-Stiftung ein, die sämtliche Werke als Depositum dem Brücke Museum übergab. Aus dem Stiftungsvermögen konnte die Sammlung weiter ausgebaut werden.
Leopold Reidemeister (1900–1987), der erste Direktor des neuen Museums in Dahlem, konzentrierte sich auf den Ankauf vor allem von Gemälden. Der Aufbau des Hauses war für ihn, der sich schon zuvor für Künstler eingesetzt hatte, die von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert worden waren, der krönende Abschluss seines Lebenswerkes. Nach seinem Tod übernahm interimsweise Eberhard Roters (1929–1994) die Leitung. Er war es auch, der Magdalena M. Moeller als seine Nachfolgerin vorschlug. Mit dieser Jubiläumsausstellung des Brücke Museums, das sie fast 30 Jahre leitete, verabschiedete sie sich in den Ruhestand.
Mit ihrer Nachfolgerin Lisa Marei Schmidt, Jahrgang 1978, gibt es nun einen Generationswechsel am Haus. Schmidt kommt als Kuratorin vom Hamburger Bahnhof und möchte den Standort im Südwesten, also eher am Rande der Stadt, attraktiver machen – und vor allem jüngere Besucher ins Haus holen, mit neuen Themenausstellungen locken. Damit das klappt, ist geplant, auch junge Künstler mit ihren Werken zu präsentieren.
Brücke Museum, Bussardsteig 9, Dahlem.
Tgl. außer Di. 11–17 Uhr. Bis 7. Januar 2018