Kultur

Millionen für die Staatsbibliothek

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Max Horn

Geld vom Bund: Stiftung sieht dem Jahr 2017 optimistisch entgegen

Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf ist sehr zufrieden. Der Grund ist eine finanzielle Unterstützung des Bundes in Höhe von 7,75 Millionen Euro für die Staatsbibliothek. Bei der Jahrespressekonferenz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz konnte Schneider-Kempf verkünden, „dass 2017 ein gutes Jahr wird“. Jetzt sitzt sie in ihrem Büro am Kulturforum mit Blick auf die Philharmonie. Nach Ostern wird sie ins frisch sanierte Haus Unter den Linden umziehen. Dieses Haus ist einer der Gründe für die schlechte Finanzlage der Staatsbibliothek in den vergangenen Jahren.

Zwar muss die Staatsbibliothek die Baukosten des Kolosses in Höhe von 434 Millionen Euro nicht selbst tragen. Das wäre bei einem Grundetat von knapp vier Millionen Euro auch nicht möglich. Wohl aber muss die Bibliothek für die Betriebskosten des Hauses Unter den Linden aufkommen – und die sind hoch. Denn in den Tresormagazinen der Bibliothek müssen eine bestimmte Temperatur (18 Grad Celsius) und eine Luftfeuchtigkeit von 50 Prozent konstant gewährleistet sein. Ist dies nicht der Fall, nehmen die jahrhundertealten Bestände Schaden. Während aber die Betriebskosten der Staatsbibliothek stiegen, blieb ihr Grundetat unverändert. Die Konsequenz der unzureichenden Finanzierung: Erwerbslücken im Archivbestand. Das liegt auch am Preisanstieg im Zeitschriftengeschäft: „Ganz extrem ist es bei naturwissenschaftlichen Zeitschriften“, sagt Direktorin Schneider-Kempf.

In der Konsequenz hat sich die Staatsbibliothek aus dem naturwissenschaftlichen Bereich zurückgezogen. Ein Abonnement ohne das Versprechen eines langfristigen Bezuges kommt für die Direktorin nicht infrage: „Bei einer Forschungsbibliothek ist es schlichtweg unvorstellbar, dass man eine wissenschaftliche Zeitschrift für ein Jahr hat, und dann bestellt man sie wieder ab. Wir müssen für unsere Leser verlässlich sein“, sagt Schneider-Kempf.

Bei den 7,75 Millionen Euro für den Ausbau des Bücherbestands handelt es sich allerdings um eine Einmalzahlung des Bundes. Mit dem Geld sollen einerseits die historischen Sammlungen ergänzt werden. So kann sich die Staatsbibliothek nun eine Bach-Kantate leisten, die sie schon länger erwerben wollte. Andererseit werden die Lücken in der modernen Wissenschaftsliteratur gestopft und die Digitalisierung vorangetrieben.

Der politische Wille zur Förderung scheint vorhanden

Trotz der nun vom Bund bewilligten Millionen sind die Finanzprobleme der Staatsbibliothek für Direktorin Schneider-Kempf erst überwunden, wenn ihr regulärer Haushalt (drei Viertel kommen vom Bund, ein Viertel von den Ländern) dauerhaft erhöht wird. Erst dann mache es auch wieder Sinn, Zeitschriften zu abonnieren: „Denn ansonsten ist nach einem Jahr wieder Schluss“, sagt Schneider-Kempf.

Die Kulturbeauftragte der Bundesregierung, Monika Grütters, hat gerade eine Million Euro für die Erhaltung von Altbeständen ausgeschrieben. Der politische Wille zur Förderung des Archivwesens scheint vorhanden. Mit Blick auf die Baukosten des Hauses Unter den Linden, die der Bund tragen wird, wäre es ein großer Fehler, beim eigentlichen Schatz der Staatsbibliothek, nämlich ihren Büchern, zu sparen.