Kulturpolitik

Neues Filmhaus soll am Martin-Gropius-Bau entstehen

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Gabriela Walde
Ständige Ausstellung, „Zeittunnel Fernsehen“, die am Potsdamer Platz zu sehen ist.

Ständige Ausstellung, „Zeittunnel Fernsehen“, die am Potsdamer Platz zu sehen ist.

Foto: Marian Stefanowski / Deutsche Kinemathek

Zwei Berliner Kulturorte: Der Bund plant das neue Filmhaus am Martin-Gropius-Bau, beim „House of Jazz“ will das Land Berlin nicht mitziehen.

Dass sie die Idee für ein neues, internationales Filmhaus unterstützt, daran lässt Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) seit knapp zwei Jahren keinen Zweifel. Das Medium Film ist populär, wirtschaftskräftig und das bewegte Bild an sich zukunftsmächtig. Auch Rüdiger Kruse, der einflussreiche, für Kulturbelange zuständige CDU-Haushaltspolitiker im Bundestag, gern der Möglichmacher genannt, gibt ein positives Signal: „Ich teile die Ansicht von Monika Grütters, dass Berlin der richtige Standort für einen solchen Ort des Films wäre.“ In dieser Institution könne sich Berlin „weiter als Filmstandort Nr. eins in Deutschland und Europa profilieren und seine internationale Konkurrenzfähigkeit entscheidend stärken“, so steht es in einem Antrag der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Mitte Januar.

Der Mietvertrag der Kinemathek läuft 2025 aus

Der Ort für den Neubau steht fest – auf dem Parkplatz am Gropius-Bau, dort, wo einst das Völkerkundemuseum stand. Der Weg zum Potsdamer Platz ist kurz, die Nähe zum Ausstellungshaus attraktiv, hier sind junge, mediale Ausstellungskooperationen gut vorstellbar. Die Planungen für einen Neubau des Hauses schreiten voran. „Bis Sommer wollen wir ein erstes Konzept vorlegen“, sagt Rainer Rother, Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen.

Rother sitzt mit seiner Einrichtung am Potsdamer Platz, der Mietvertrag läuft 2025 aus, ähnlich geht es Dieter Kosslick, Chef der Berlinale. Dass auch er mit den Büros umziehen würde, hat er kürzlich im Interview mit der Morgenpost gesagt. Im neuen Haus soll wie jetzt auch das Arsenal Platz finden und die Deutsche Film- und Fernsehakademie (dffb), die im 8. und 9. Stock des Gebäudes am Potsdamer Platz sitzt.

Denkbar wäre, dass auch andere filmaffine Institutionen eine Präsenz erhalten. Zu Berlinale-Zeiten wäre dort auf den Ausstellungsflächen auch Platz für Veranstaltungen wie den European Film Market – der findet derzeit im Gropius-Bau statt und in Containern auf ebendiesem benachbarten Parkplatz.

Die Idee für das Filmhaus ist nicht neu, vor zwei Jahren begann im Stiftungsrat der Kinemathek die Diskussion, ob eine Weiterführung des Mietvertrages eine Option sei, zumal mit einer Mietsteigerung nach 2025 zu rechnen ist. Die Miete liegt bei fast drei Millionen Euro. Ausschlaggebend war auch, dass das Gebäude im Sony-Center ursprünglich nicht als Museum geplant war, folglich hätte dies Nachteile für einen vernünftigen Rundgang, erklärt Rother. „Wenn eine Wechselausstellung stattfindet auf drei Stockwerken, macht das für den Besucher den Zusammenhang der Präsentation schwer nachvollziehbar.“

Erstaunlicherweise hat sich auch herausgestellt, dass die Lage des Filmhauses für Besucher nicht die attraktivste ist. So begann die Suche nach einer dauerhaften Alternative, doch die landeseigenen und bundeseigenen Immobilienanstalten Bim und Bima, so Rother, hätten keine geeigneten Bauten im Bestand. Nach einer Untersuchung durch die Kinemathek war klar, für einen Neubau wäre der Standort am Gropius-Bau ideal. Als Baukosten kursiert eine Summe in der Größenordnung von 100 Millionen Euro.

Für die Kinemathek veranschlagt Rainer Rother samt Unterbringung der Magazinbestände, derzeit ausgelagert, 18.000 Quadratmeter. 25.000 Quadratmeter würde die Nutzfläche am Gropius-Bau umfassen. Gleich nach der Berlinale will er mit Kosslick & Co. „Hausaufgaben“ machen. Es geht um die Klärung des Raumbedarfes und gemeinsame Infrastruktur. Noch sind es acht Jahre bis 2025. Noch steht die Finanzierung nicht, vermutlich heißt es warten bis nach der Bundstagswahl.

Ein Aushängeschild für den Jazz

Gar nicht so gut steht es indes um das geplante „House of Jazz“, ein Lieblingsprojekt des ehemaligen Kulturstaatssekretärs Tim Renner. Die Bundeshaushälter hatten Ende letzten Jahres 12,5 Millionen Euro für die Sanierung der Alten Münze am Molkenmarkt zugesagt: Unter der Initiative von Musiker Till Brönner sollte als Institution ein Aushängeschild für den Jazz in der Hauptstadt entstehen.

Doch Klaus Lederer (Linke) bremste nun das Vorhaben, er will, dass stattdessen ein Konzeptverfahren über die Zukunft des Hauses entscheidet. „Für alle Beteiligten die gleichen Startbedingungen“, heißt es aus Lederers Büro. Es gibt neben Brönner noch andere Initiativen. Offenbar schwebt Lederer eine gemischtere Nutzung des Gebäudes für den Bezirk vor.

Bundespolitiker Rüdiger Kruse bleibt angesichts der Berliner Zurückweisung wortkarg: „Ich bin überrascht, dass der neue Kultursenator, ohne diesen Prozess abzuwarten und ohne das Gespräch zu suchen, dieses Projekt absagt.“