So viel wird selten gelacht im Museum: Der US-Maler mischt seine grotesken, bösen Figuren zwischen Picasso & Co. in der Sammlung Berggruen
Darf man das – Picasso, Cézanne & Co., die Ikonen der Moderne, mit George Condo aufmischen? Der 59-jährige US-Maler, hierzulande noch wenig populär, ist bekannt für seine deformierten, sexistischen und schlüpfrigen Figuren, die recht schamlos die Kunstgeschichte durcheinanderschütteln.
Ganz schön mutig, denn das Museum Berggruen hat sich auf das ungewöhnliche Experiment namens „Confrontation“ eingelassen – das Ergebnis ist erstaunlich, das Haus landet einen musealen Treffer. In keinem Museum wird derzeit so viel gelacht wie in der Sammlung im Stüler-Bau am Schloss Charlottenburg. Die Besucher sind entzückt ob dieser wilden, grotesken Kombinationen, die den Blick auf die Klassiker der Moderne mit viel Witz und Hintersinn erweitert. Condos Bildnisse sind unverkennbar: Da pumpen sich die Wangen auf, die Nasen werden zu Clownskugeln, Gebisse sind löchrig wie Käse. In 26 Räumen haben Condos „unheilige“ Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen – aus den 80er-Jahren bis heute – ein Rendezvous mit den „Heiligen“ des Stüler-Baus. Und ja, man darf seine aufgemotzten Popeyes kitschig und doof finden. Condo geht es immer um die Möglichkeiten von Malerei, ja ihr Grenzgängertum.
Da sitzt Picassos steifer, melancholischer „Harlekin“ im roten Outfit. Zur Seite steht ihm der mickymousige „Multi-Colored Pod“. Gleich daneben Condos glotzender „Clown“, der so wirkt, als ob er sich gerade fragt, warum er so irre sein muss. Und Condos blasse „Windswept figure“ sieht bald aus wie Picassos kubistisches Porträt seiner Muse Dora Maar. Ganz klar, der US-Maler flirtet in seinen Werken offensiv mit den Einflüssen von Surrealismus, Expressionismus, Pop-Art und Comic.
Er macht deutlich: Künstler bedienten sich immer schon an den Vorbildern und den Einflüssen ihrer Künstlerkollegen. Und so bekommen Picasso und seine Kollegen auf wahnwitzige Weise bei Berggruen eine Art Frischzellenkur verpasst, die ihnen guttut. Condo hat mal gesagt, er liebt es, Menschen zu schockieren, in dem man das, was sie zu kennen glauben, verfremdet.
Museum Berggruen, Schloßstr.1. Di, Mi, Do, Fr 10–18 Uhr, Sa/So 11–18 Uhr. Bis 12. März. Katalog: 40 Euro. Führung: Sonntag, 4.12., 15 Uhr. Kuratorenführung: Do, 9.2.2017, 16 Uhr