Das erste Mal – das darf man hier ruhig verraten, es ist ja in jedem Trailer zu sehen – treffen sie sich in Zivil. Da hat Batman klar den besseren Auftritt: Als Milliardär Bruce Wayne fährt er standesgemäß mit Edelkarosse zum Empfang. Superman darf nur dabei sein, weil er für seine Tarnidenität Clark Kent ein Journalisten-Badge auf der Brust trägt.
Das zweite Mal begegnen sie sich dann in Kampfmontur: Der Kryptonier in seinen engen blauen Leggins, die Fledermaus in einer Rüstung, die fast schon ein Panzer ist. Und da ist Superman mit seinen Übermächten ganz klar im Vorteil, während Batman mit seinen Hilfsmitteln tricksen muss. Beide wirken dabei indes so muskelaufgebläht, dass sie bei jeder Bewegung platzen müssten.
Warum sie aufeinander losgehen, wird nicht recht klar
Es ist ein Aufeinandertreffen, auf das Comic-Fans, das darf man ruhig so pathetisch formulieren, seit Jahrzehnten gewartet haben. In den Comicheften des DC Verlags wurden die beiden Vorzeigehelden schon öfter vereint, im Fernsehen auch. Auf der großen Kinoleinwand aber hat man die beiden Ausnahme-Helden, seltsam genug, noch nie vereint, obwohl sie schon beachtliche Filmographien vorweisen können.
Es dauert zwar recht lange, bis die beiden in „Superman v Batman: Dawn of Justice“, der am Donnerstag ins Kino kommt, aufeinandertreffen. Aber dann geht es zur Sache. Statt gemeinsam für das Gute zu kämpfen, sind sich die beiden nämlich spinnefeind. Das „v“ im Titel meint „versus“. Und sie gehen aufeinander los wie Godzilla und King Kong in den niedlichen japanischen Filmen der 60er-Jahre. Nur warum sie eigentlich aufeinander los gehen, das wird nicht so recht klar.
„Dawn of Justice“ beginnt da, wo der letzte „Superman“-Film 2013 endete: Da haben sich die Kryptonier Superman und General Zod bekämpft und halb Metropolis in Schutt und Asche gelegt. Hier setzt der neue Film, wieder von Zack Snyder inszeniert, an: Auch Bruce Wayne, eigentlich in Gotham City ansässig, ist in Metropolis. Wird Zeuge, wie auch sein Konzernhaus zerlegt wird und ein Kind seine Mutter verliert. Die Bilder von wegknickenden Hochhäusern und Staubwolken erinnern nicht von ungefähr an das Trauma vom 11. September 2001.
Das muss als Begründung reichen: Der Mann aus dem All ist unberechenbar. Das findet auch eine Senatorin, die Superman deshalb vor den Kongress zwingt. Batman ist also wie dieser Frauke-Petry-Verschnitt ein Fremdenfeind, ein Alienhasser. Ist es in Wirklichkeit nicht einfach Eifersucht, die ihn so sauer macht? Die Fledermaus muss ja täglich mit enormen Hanteln trainieren, der Kryptonit hat die Kraft einfach im Gen. Neben Superman wirkt Batman wie sonst Robin neben der Fledermaus: bloß als Adlatus, als Luftikus.
Auch sonst hat Batman das Nachsehen.„Superman v Batman“ schließt zwar nahtlos an den letzten „Superman“-Film an, die grandiosen vier „Batman“-Filme von Christopher Nolan werden dagegen vergessen gemacht und deren abgründige Tiefen nie erreicht. Auch darstellerisch unterliegt die Fledermaus. Zwar ist auch Henry Cavill immer dann am besten, wenn er nur seinen Prachtbrustkorb zur Schau stellen darf.
Ben Affleck aber, der sich nun erstmals in den Batsuit zwängt, kommt in keiner Weise an seinen Vorgänger Christian Bale heran und gibt wie so oft nur den einen, verbissenen Gesichtsausdruck. Der vermutlich erste Batman-Darsteller, bei dem man sich freut, wenn er endlich die Maske aufzieht. Die kann auch nicht starrer sein.
Dass Affleck zur Fledermaus wurde, hat vorab für viel Unmut bei den Fans gesorgt. Affleck hatte ja schon 2003 mit „Daredevil“ eine Comicfigur verkörpert, dafür desaströse Kritiken kassiert und verkündet, nie wieder in ein Superheldenkostüm zu schlüpfen. Als das Batman-Angebot kam, meinte er noch, er sei doch viel zu alt für die Rolle. Aber man soll hat nie nie sagen.
Viel zu jung ist dagegen Jesse Eisenberg als Lex Luthor, der einen eher hippeligen Start-Upper mit Sneaks und Löckchen spielt und die beiden Superhelden aufeinander treibt, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Nein, für den „größten Gladiatorenkampf der Weltgeschichte“, wie Luthor das selbst bezeichnet, ist er ein viel zu kleines Würstchen, ein Himbeerbubi.
Aber die eigentlichen Gegenspieler liegen ja ganz woanders. Sie kommen aus dem Marvel-Universum, dem anderen großen Comic-Lager. Sie heißen Iron Man, Thor und Captain America. Und sie haben nicht nur alle große eigene Filme, sie machen als „The Avengers“ auch gemeinsame Sache. Und haben damit bei den Box-Office-Einnahmen die Nase vorn.
Das ist die eigentlich schmerzliche Pille für die Herren Bat- und Superman. Dass sie einzeln als Zugpferde nicht mehr taugen. Sie werden hier gezwungen, gemeinsame Sache zu machen: Jungs, vertragt euch doch! Und auch da verraten wir nicht zu viel, wenn wir erwähnen, dass immer wieder eine ominöse Frau auftaucht (die unter all den Stars noch weithin unbekannte Gal Gadot), die am Ende ihr Zivilkostüm fallen lässt und als Kampf-Amazone in etwas peinlichem Dress erscheint: Wonder Woman.
Die eigentlichen Kämpfe heißen „DC v Marvel“
Eine Figur, von der seit 1996 immer mal wieder ein Film angekündigt wurde. Den kriegt sie nun auch, im Sommer 2017. Und dann kommt auch bald der erste Teil von „Justice League“, der die drei mit weiteren DC-Helden vereint. „Dawn of Justice“ ist also nur das Scharnierstück zwischen Einzel- und Ensemblefilm. Die „Justice League“ werden dann der Gegenentwurf zu den „Avengers“, und die eigentlichen Superhelden-Kämpfe heißen „DC v Marvel“.
Für den gemeinen Kinogänger heißt das noch mehr Comicfilme. Noch mehr hochgepumpte Männer in seltsamen Gewändern, noch mehr seelenlose Kämpfe, bei denen immer die Kulissen zu Bruch gehen, nie aber die Helden. In dieser Liga führt Marvel allerdings 1:0. Weil dort die vorhersehbaren Plots durch reichlich Humor aufgelockert wird. „Superman v Batman“ dagegen erstarrt in allzu hohlem Pathos.