lötzchenform, Turm oder Glasriegel? Wie wird es aussehen das Museum der Moderne (M20) am Kulturforum, das der Brache dort endlich eine zukunftsträchtige Ordnung und der Nationalgalerie einen schillernden Erweiterungsbau bieten soll? Also, einen Gewinner gibt es nicht.
Diese Frage sollte man gar nicht erst stellen, meint Architekt Arno Lederer, der Ideenwettbewerb sei schlicht dazu da, „Möglichkeitsformen“ zu entwickeln, wie man auf dem schwierigsten aller schwierigen Grundstücke in Berlin bauen kann. Lederer, Vorsitzender des Preisgerichtes, sagt das so, als ob er von vornherein die Erwartungen niedrig halten wolle. „Auf dieses Bauvorhaben schaut die ganze Welt“, so hat es Monika Grütters, Deutschlands oberste Kulturchefin, ein paar Minuten vor ihm formuliert.
460 Entwürfe aus aller Welt wurden eingereicht
Die Krux an diesem Museum ist, dass es Städtebau, Architektur und Museumskultur gleichermaßen bedienen soll. Zumal hier mit der Nationalgalerie von Mies van der Rohe und Hans Scharouns Philharmonie „Diven“ am Platz sitzen, aber auch Staatsbibliothek auf der anderen Seite und die Gemäldegalerie mit einbezogen werden sollen.
Wie bedeutend der Bau ist, zeigt allein die Zahl der teilnehmenden Büros: 460 Architekten aus dem In- und Ausland haben ihre Entwürfe eingereicht. In einer ersten Runde wurden, von Montag bis Mittwoch dieser Woche, in einem Jury-Marathon zehn Entwürfe gekürt. Namen fehlen, die Büros bleiben anonym, die Kennung erfolgt über eine Nummerierungen. Alle Bewerber hätten versucht, städtebauliche Lösungen miteinzubeziehen, erklärt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher.
Kein Wunder, sie selbst hatte von Anfang an ganz klar gesagt: Ohne Städtebauvarianten läuft nichts. Wenn man so will, als Ersatz für einen Städtebauwettbewerb, den es gar nicht gab. In den Wettbewerbsausschreibungen wurde dies auch als Voraussetzung formuliert. Diese Vorgabe hat die teilnehmenden Architekten offenbar ausgebremst. Nun ja, Ansätze gibt es viele, einen kühnen, mutigen Entwurf, der architektonisch „weit über Deutschland“ hinausweist, wie Frau Grütters es hofft, den gibt es nicht – zumindest nicht unter den zehn Entwürfen.
Die Zeiten von exzentrischen Museumsbauten sind vorbei
Hier herrscht eher Pragmatismus und Sparsamkeit der Mittel. Ohnehin aber sind die großen Zeiten von exzentrischen Museumsbauten einer Zaha Hadid oder eines Daniel Libeskinds vorbei. Die kleine Lösung wird dem Kulturforum sicher nicht das geben, was es braucht: einen Gestus zur Einheit. Solitäre hätte es schon gegeben unter den 460 Einreichungen, erzählt Stadtbaudirektorin Regula Lüscher, aber städtebaulich funktionierten sie eben nicht. Behauptet sie.
So viel die einzelnen Entwürfe unterscheidet, so ähnlich sind sie im Aufbau: viele Module, multifunktional zu nutzen, Türme als „urbane Zeichen“ und die unterirdischen Geschosse, für die Ausstellungs- und Funktionsräume. Da gibt es Nr. 1361: der „Verweigerer“ unter den Bauten – man sieht kaum ein Museum von Außen. Das Areal besteht aus dem knapp 5000 Quadratmeter großen, lichten „Hof der Moderne“. Hier könnten raumgreifende Skulpturen stehen wie etwa eine der Riesenspinnen von Louise Bourgois, so hat es der Architekt jedenfalls eingezeichnet.
Das sieht durchaus großzügig aus, der Museumsbetrieb allerdings läuft weitgehend unter Tage, in drei Untergeschossen sind die Ausstellungsräume untergebracht. Übrigens setzen alle Entwürfe auf den unterirdischen Betrieb. Das käme auch daher, meint Lederer, dass der Verbindungsgang im ersten Untergeschoss zur Nationalgalerie – in Planung für 2027 – bauliche Prämisse ist.
Ein "Moderator" wird gebraucht
Museumsmann Udo Kittelmann, künftiger Nutzer des Gebäudes, allerdings ist kein Freund von rein unterirdischer Kunst. „Damit man das Museum oben bloß nicht sieht“, meint er ironisch, „und die Kunst ist dann aus dem Blickfeld verbannt“. Auf jeden Fall geht Nr. 1281 erfrischend spielerisch an den Start, wie auf einem Monopoly-Spielfeld werden bunte Würfel verschoben, die schwarzen Fassaden nehmen das Erbe Mies van der Rohes ernst: lauter Mies-Minis im freien Spiel vor der St. Matthäus-Kirche. Das hat etwas.
Im Grunde braucht es einen „Moderator an der freien Stelle“, meint Lüscher. „Nicht die Krone, sondern einen gleichwertigen Mitspieler“, findet Lederer. Ja, was denn nun? Wer sich am Ende mit seinem Entwurf für diesen Ort durchsetze, sagt Regula Lüscher, sei „eigentlich im Olymp“. Wir werden sehen.
Die zehn Entwürfe haben sich für den Realisierungswettbewerb qualifiziert, Mitte des Jahres soll er beginnen. Und der Zeitplan? Der ist durchaus ambitioniert. Der Architekt für das Museum der Moderne soll Ende des Jahres feststehen.