Seit Mitternacht ist er online: der Webcomic Das Hochhaus. Katharina Greve erzählt und zeichnet darin Geschichten rund um Liebe und Hass. Alle, die schon mit ihrem Partner zusammengelebt haben, wissen, dass folglich Geschirrabwasch und Mordgelüste vorkommen müssen. 102 Wochen lang will die Berliner Künstlerin eine neue Etage mit Kurz-Drama bauen.
Der erste Bauabschnitt ist bereits angelegt: ein dunkler Keller mit dunklen Gedanken. Zu Greves Seite geht es hier.
Das Hochhaus, so Greve, wird jede Woche um ein weiteres Stockwerk erhöht; das Haus ist wie bei einer technischen Zeichnung aufgeschnitten: "Wir blicken ins Innere der Wohnungen und sehen eine Momentaufnahme des Lebens der Bewohner zu ein und demselben Zeitpunkt. In jeder Etage spielt sich eine kleine Szene ab, von alltäglich über dramatisch bis zu komisch oder absurd. Mal sind die Klein-Dramen in sich geschlossen, mal haben die Mieter über die Stockwerke hinweg etwas miteinander zu tun."
Die Bauzeit beträgt 102 Wochen. In der zweiten Woche folgt das Erdgeschoss und dann weitere 100 Etagen in 100 Wochen. Das Ergebnis soll ein üppiger, collageartiger Hausroman werden.
Rücktritt des Papstes vorhergesagt
Häuser baut Greve heute nur noch auf dem Papier für ihre Comic-Figuren, da sie hier weder Naturgesetze, noch Bauvorschriften und fast keine Kostenpläne einhalten muss. Katharina Greve, 1972 in Hamburg geboren, hat an der TU Berlin Architektur studiert. Sie lebt als Cartoonistin, Comic-Zeichnerin, Künstlerin und Autorin in Berlin und zeichnet für Titanic, Das Magazin, Psychologie Heute Compact und das Online-Portal www.electrocomics.com.
2013 sagte sie per Cartoon den Rücktritt von Papst Benedikt voraus. Bisher veröffentlichte sie vier Bücher: die Graphic Novels „Hotel Hades“, „ Patchwork – Frau Doktor Waldbeck näht sich eine Familie“ und „Ein Mann geht an die Decke“ (ausgezeichnet mit dem ICOM Independent Comic Preis in der Kategorie „Herausragendes Artwork“) sowie den Cartoon-Band „Eigentlich ist Wurst umgestülptes Tier“.
2010 erhielt Greve als erste Frau den Deutschen Cartoonpreis für neue Talente, der von der Frankfurter Buchmesse und dem Carlsen Verlag verliehen wird, 2013 den Sondermann Förderpreis.