Nach fünf Jahren Pause feiert die Band a-ha ihr Comeback. Ein Interview über geklaute Songs, Nostalgie und die Wiedervereinigung.
Ein ungewohnter Anblick: Magne Furuholmen, 53, links, Morten Harket, 55, in der Mitte, Paul Waaktaar-Savoy, 53, rechts. Die drei Musiker von a-ha sitzen im Berliner „Regent“-Hotel zusammen. Norwegens erfolgreichste Popmusiker aller Zeiten, die seit „Take on Me“ vor 30 Jahren nie wirklich weg vom Fenster waren und wirklich nur sehr subtil gealtert sind, scheinen sich blendend zu verstehen.
Am 4. September kommt nach fünf Jahren Pause ihrComeback-Album „Cast in Steel“ auf den Markt, am 13. April 2016 werden sie in der Mercedes-Benz Arena auftreten.
Berliner Morgenpost: Außerhalb von Proben, Konzerten und Interviews treffen Sie sich nicht so oft, oder?
Morten Harket: Nein, wir hängen tatsächlich nicht miteinander ab. Das haben wir auch früher nie getan. Wir führen immer schon drei komplett separate Leben.
Paul Waaktaar-Savoy: Wir haben total unterschiedliche Interessen und Hobbys. Was uns verbindet, das ist a-ha.
Magne Furuholmen: Und wenn wir uns treffen, dann geht es meistens um die Musik und ums Geschäftliche.
Als Sie vor fünf Jahren das Ende für a-ha verkündeten, wirkte das sehr glaubwürdig und bestimmt.
Harket: Ich verstehe aber nicht, warum sich die Leute so schwer damit tun, dass wir zurück sind. Als wir auseinandergingen, war das echt. Die Trennung auf Zeit war notwendig für uns, wir wollten andere Erfahrungen sammeln und neue Möglichkeiten ausprobieren. Aus meiner Sicht hat uns die Pause gutgetan.
Furuholmen: Ich persönlich hätte sehr gut ohne a-ha weitermachen können und war auch der Letzte von uns, der an Bord kam. Aber nun bin ich zu hundert Prozent froh, mich für a-ha entschieden zu haben.
Wie muss man sich das konkret vorstellen? Gab es einen Anruf? Eine Rundmail?
Waaktaar-Savoy: Es war ein softer Start, und er ging von mir aus. Ich komponiere immerzu Musik, ich kann nicht anders, es hat Züge einer Sucht. Jeden Tag arbeite ich, wie ein Geschäftsmann, mein Sohn sagt immer: „Papa, gehst du wieder ins Büro?“ Lebensgenuss heißt für mich Songs schreiben, und so fragte ich Morten irgendwann, ob er sich mal ein paar Lieder anschauen möchte.
Harket: Ich hielt Pauls Songs für außerordentlich gut. Wir spürten, dass wir etwas damit machen wollten.
Furuholmen: Ich war zögerlich, weil ich in Norwegen gerade in der Jury von „The Voice“ saß und viel Spaß hatte an der Arbeit mit jungen Talenten.
Was ist eigentlich der Geist Ihrer Band?
Furuholmen: a-ha ist ein sehr, sehr starkes Gefühl, ein dicker Strang in unserer jeweiligen DNA. Zu dritt erreichen wir etwas, dass wir alleine nicht zu erreichen imstande sind.
Harket: Ich glaube, a-ha ist ein Organismus, der längst sein Eigenleben hat. Wir drei haben vor 30 Jahren etwas in die Welt gesetzt, und wir haben es dort gelassen.
Furuholmen: A-ha ist unser gemeinsames Schicksal.
Ist „Cast in Steel“ ein typisches a-ha-Album?
Waaktaar-Savoy: Das ist eine interessante Frage. a-ha, das bedeutet für uns an erster Stelle Melodien, dann der Rest: Mortens Stimme, die Synthesizer, die Gitarre.
Harket: Manchmal will einer mehr Retro, der andere weniger, der eine mehr Gitarre, der andere mehr Synthies. Wir reden bei der Produktion viel und kommen immer irgendwo in der Mitte an. Auf dem neuen Album haben wir nach langer Zeit wieder mit dem Produzenten Alan Tarney gearbeitet, der bei unseren ersten drei Platten dabei war. Alans Arbeit hat sicher zu dem Eindruck beigetragen, dass „Cast in Steel“ ein klassisches a-ha-Album ist.
Die Single „Under the Makeup“ hört sich so zeitlos an, dass sie auch 20 oder 30 Jahre alt sein könnte.
Harket: Es ist ein Song, den man als typisch für a-ha bezeichnen kann. Ich halte das Lied für ziemlich perfekt. Das ist ein Song wie „Hunting High and Low“, nur drei Jahrzehnte später. Was im Musikbusiness sonst los ist, das ist dem Song scheißegal. Ich bin stolz, Teil eines solchen Songs zu sein.
Ihr Debütalbum „Hunting High and Low“ von 1985 wird Mitte September in einer großen Jubiläumsedition wiederveröffentlicht. Spielt Nostalgie eine Rolle bei Ihnen?
Furuholmen: Nostalgie versuchen wir zu umgehen. Wir beschäftigen uns, gerade bei einer Albumproduktion, natürlich mit unserer Vergangenheit und dem bisherigen Werk. Aber wir sagen nicht: „So, jetzt machen wir mal ein neues ‚Take on Me‘.“
Waaktaar-Savoy: Dazu wären wir auch nicht fähig. Wir sind keine klassischen Hitschreiber, wir denken nicht in kommerziellen Kategorien. Und die Zukunft interessiert uns stärker.
Sie bekommen doch bestimmt viele Anfragen von jungen Pop- und Dance-Produzenten, die mit Ihnen arbeiten möchten?
Harket: Ja. Meistens werde ich für Singles angefragt. Ich bin nicht grundsätzlich gegen solche Kollaborationen, sie müssen aber einen Sinn ergeben. Musik sollte keine Limits haben, alles erst mal möglich sein.
Täusche ich mich, oder klingt die Melodie von „Forest Fire“ nun wirklich sehr nach „Take on Me“?
Furuholmen : Das war Absicht. Wir wollten „Take on Me“ zurückklauen. Vor ein paar Jahren haben The Strokes eine Nummer gemacht, die „One Way Trigger“ heißt und in der sie heftig bei „Take on Me“ abgekupfert haben, sie spielen sogar dieselbe Akkordstruktur. Das haben wir nicht auf uns sitzen lassen und „Take on Me“ den Strokes quasi wieder entrissen. (lacht)
Ist es ein Kompliment, wenn andere Bands sich bei Ihnen bedienen?
Furuholmen: Coldplay machen das toll. Hat Chris Martin nicht auch gesagt, das nächste Coldplay-Album sei das letzte? Wenn sie sich in der Hinsicht auch von uns inspirieren lassen, machen sie noch lange weiter.
Wisst Ihr schon, wann Ihr die nächste Bandpause verkündet?
Harket: 2015 und 2016 werden ganz im Zeichen von a-ha stehen. Wir freuen uns sehr auf die Tournee, es wird großartig, das kann ich versprechen. Das Comeback ist aber zunächst zeitlich begrenzt. Was ab 2017 kommt, wissen wir noch nicht. Wir schließen nichts aus und haben nichts geplant.
Album „Cast in Steel“, ab 4. September