Lützow am Lützowplatz

Eine Ausstellung rund um den preußischen Guerillakämpfer

| Lesedauer: 3 Minuten

Foto: Emmanuel Bornstein

Norbert Bisky, Gerhard Richter und Jonathan Meese – sie alle erinnern in einer Schau am Lützowplatz an Ludwig Adolph Wilhelm Freiherr von Lützow.

Mit einem Knall wird die Ausstellung „Black Bandits" im Haus am Lützowplatz eröffnet, und der kommt aus der bunten Fantasiekanone von Uwe Henneken. Überhaupt geht es hier recht kriegerisch zu. Denn es wird Ludwig Adolph Wilhelm Freiherr von Lützows (18. Mai 1782 – 6. Dezember 1834) gedacht. Mit seinem 1813 gegründeten Freicorps, einer Freiwilligenarmee, welche die Preußische Armee im Krieg gegen Napoleon unterstützte, führte von Lützow mit seinen Mannen – und Frauen – eine Art Guerillakrieg hinter den Frontlinien, schnitt Versorgungswege des Feindes ab und führte Gefechte mit kleineren Verbänden wie Vor- und Nachhut. Die Kleidung der Freiwilligen wurde schwarz eingefärbt, damit eine gewisse Einheitlichkeit herrschte. Dadurch erhielten sie den Beinamen „Schwarze Jäger“, die Franzosen nannten sie „brigands noirs.

Expressiv grelles Selbstporträt

Rund um diese Schwarzen Banditen oder „Black Bandits“ spannt die Ausstellung mit Werken von 18 Künstlern – darunter Norbert Bisky und Gerhard Richter – einen weiten Assoziationsraum, der von den Befreiungskriegen 1812-1815 bis in unsere Gegenwart reicht. Auch Jonathan Meese, ein Künstler, der die dunkle Seite der deutschen Geschichte provokativ thematisiert hat, steuert ein expressiv grelles Selbstporträt bei, mit schwarzer Hose und Hemd, der Uniform für seine Künstlerrolle. Zwei hundeartige Wächterskulpturen flankieren das Porträt, mit Monokel und Eisernem Kreuz ausgestattet erinnern sie an Karikaturen von Dix und Grosz. Jenny Löbers Gemälde einer Frau in schweren Soldatenstiefeln und Uniformjacke über der Schulter ist eine Hommage an Eleonore Prochaska und Anna Lührung, beides Frauen, die sich als Männer verkleidet den Lützowern anschlossen. Von einer Vinylplatte erklingen Kosakenlieder, die der litauische Künstler Deimanteas Markevicius als „Sad Songs of War" aufgenommen hat. Die Lieder handeln vom Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung. Mit den Kosaken trat der Lützower Freicorps in Russland gegen Napoleon an, ein Grund, warum letztere in der DDR verherrlicht wurden.

Als Freiheitskämpfer in einer anderen Zeit stellt der französische Künstler Emmanuel Bornstein in seinem expressiven Gemälde seine Großeltern dar, die sich als polnisch-jüdische Immigranten und Mitglieder der Résistance gegen Hitler und seine Schergen stellten. Auf dem Bild ist auch Klaus Barbie zu sehen, der als Gestapo-Chef von Lyon brutal gegen den französischen Widerstand vorging und dafür 1987 zu lebenslanger Hat verurteilt wurde. Jeanno Gaussi zeigt in ihrer Installation „Perran-e-Tombaan" (Hose und Hemd) traditionelle afghanische Männerkleidung, die aus unterschiedlichen Armeestoffen geschneidert wurde und mit unzähligen militärischen Abzeichen benäht ist. Damit verweist sie auf die Militarisierung der afghanischen Gesellschaft und den damit einhergehenden Verlust von Kultur. Von Lützow und den Befreiungskriegen bis nach Kabul reicht der Resonanzraum dieser Ausstellung, die viele Fäden rund um die abenteuerliche Geschichte des Lützower Freicorps aufgreift. Das ist gelungen und und verbindet auf spielerische Weise Geschichte und ihre Konstruktion.

Black Bandits. 24.04.-21.06.2015, Di-So 11-18 Uhr. HAL Haus am Lützowplatz, Lützowplatz 9, 10785 Berlin.

( Angela Hohmann )