Isabel Osthues inszeniert Lutz Hübners Baugemeinschafts-Komödie „Richtfest“ am Potsdamer Hans Otto Theater. Das Stück macht Spaß - und dürfte für neue Bauanträge nicht sorgen.
Eine Familie zu gründen ist eine der großen Herausforderung des 21. Jahrhunderts, mit anderen Menschen gemeinsam ein Haus zu bauen, wahrscheinlich eine noch größere. Eine Baugemeinschaft ist ja auch ein bisschen so etwas wie eine Familie: Man prüft, an wen man sich bindet und hofft, dass das Zusammenleben möglichst lange gut geht.
Bei Lutz Hübner („Frau Müller muss weg“), der lebensnahe Stücke so verlässlich liefert wie ein Erdnussautomat die Hülsenfrüchte, kommt es erst gar nicht so weit. In seinem „Richtfest“, das Isabel Osthues mit Mut zum Klischee am Potsdamer Hans Otto Theater inszeniert hat, scheitern die elf Interessenten frühzeitig. Sie müssen ihren Traum vom Haus, ihre Utopie von einer gelebten Solidarität begraben, lange bevor auch nur die Grube für den Keller ausgehoben ist.
Dabei sind sie so optimistisch gestartet. Ludger, der stets verständnisvolle Professor (Peter Pagel), bringt eine Kiste Prosecco mit, das Vorhaben muss gefeiert werden. Architekt Philipp („Räume machen Menschen“), bei Friedemann Eckert ein hipper Typ, der an seiner Filzumhängetasche klebt, präsentiert stolz seine Entwürfe. Endlich kann er, der sonst in einem Büro arbeitet und viel mit Sanierungen beschäftigt ist, mal was Eigenes realisieren.
Die Eltern bewegen sich zwischen Todernst und Komik
Aber es haben sich längst Untergruppen gebildet, der angestrebte Sozialmix funktioniert nicht. Das junge Paar Christian (Florian Schmidtke mit schöner Wandlungsfähigkeit) und Mila (Zora Klostermann) bekommt überraschend noch ein zweites Kind, was die Baufinanzierung gefährdet; in einer zwischen Todernst und Komik pendelnden Szene kämpfen die beiden mit sich und dem Aufbau eines Laufstalls.
Klar, die beiden brauchen einen Rettungsschirm und es entsteht ein amüsanter Wettbewerb auf der Bühne, wer denn nun den größten hat. Bühnenbildner Jeremias Böttcher kommt mit wenigen Requisiten aus, eine Tür samt Rahmen markiert eine Wohnung, der Kronleuchter über dem Tisch den Traum vom neuen Heim. Erwähnt werden muss Mascha Schubert, die den Figuren charakterisierende Kostüme auf den Leib geschneidert hat, und das wohlsituierte, ältere Paar – den Professor und die PR-Frau (Melanie Straub spielt die statusverlustbeängstigte Vera) – natürlich in sandfarbenen Variationen auftreten lässt.
Das Ensemble (Rita Feldmeier, René Schwittay, Meike Finck als besorgte Übermutter, Janina Stopper, Wolfgang Vogler und Eddie Irle) zeigt sich spielfreudig, der Abend macht Spaß, dürfte aber wohl nicht zu mehr Bauanträgen führen.
Hans Otto Theater, Schiffbauergasse 11. Karten: 0331-98118. Termine: 25. & 26. Oktober