In diesem Jahr hat es nicht geklappt. Das Stasidrama „Zwei Leben“ kam nicht unter die fünf Nominierten für den besten Nicht-englischsprachigen Film. Aber nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Das gilt auch für die Oscars. Deshalb schaut man jetzt schon auf die 87. Verleihung des begehrtesten Filmpreises der Welt, die am 22. Februar 2015 verliehen werden. 15 Filme wurden von deutschen Produzenten bei German Films, dem nationalen Informations- und Beratungszentrum für den weltweiten Export deutscher Filme, eingereicht.
Darunter so honorige Werke wie Dominik Grafs jüngst angelaufenes Schiller-Drama „Die geliebten Schwestern“, Edgar Reitz’ mit drei Lolas ausgezeichnete Lebenswerkabrundung „Die andere Heimat“, Christian Schwochows ebenfalls preisgekrönter DDR-Ausreisefilm „Westen“, Pepe Danquarts „Lauf Junge Lauf“ über ein jüdisches Kind, der sich in den Wäldern vor dem Holocaust versteckt, bis zu Feo Aladags kontrovers diskutiertem Afghanistan-Drama „Zwischen Welten“. Mit dabei sind aber auch Unterhaltungsfilme wie Ralf Westhoffs Generationenkomödie „Wir sind die Neuen“ oder gar die Neuverfilmung der untotbaren Operette „Im Weißen Rössl“. Was Regina Ziegler angetrieben hat, diesen Film einzureichen, bleibt ihr Geheimnis.
Keine Einreichung ohne Untertitel
Aber erst einmal kann jeder Produzent einen Film einreichen, es hätten also genauso gut 20 oder 40 Filme sein können. Er müssen nur den Zulassungsvoraussetzungen der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die am Ende die Oscars vergibt, entsprechen. Demnach muss der Film zwischen Oktober 2013 und September 2014 gestartet sein, das „kreative Talent“ sollte mehrheitlich, wenn nicht überwiegend von Deutschen besetzt sein, die Kategorien Produktion, Drehbuch, Regie, Besetzung, Kamera, Schnitt, Produktionsdesign, Ton und Musik sollten ebenfalls zu einem überwiegenden Teil von Deutschen besetzt sein, der Film darf vor dem nationalen Kinostart keine kommerzielle Auswertung erfahren, also keine DVD- oder Internet-Veröffentlichung.
Und: Der Film muss über korrekte englische Untertitel verfügen, sonst wird die Academy ihn sich nie ansehen. Die deutsche Sprache ist dabei nicht zwingend, „Lauf Junge lauf“ etwa wird zu großen Teilen auf Polnisch und Hebräisch gesprochen, das Nachkriegsdrama „Wolfskinder“ auf Litauisch, Russisch und Ukrainisch.
Die Jury-Entscheidungen sind nicht immer unumstritten
Am 27. August wird eine neunköpfige Fachjury darüber entscheiden, welcher Titel von Deutschland ins Rennen geschickt wird. Diese Jury ist nicht immer unumstritten: So wurde „Die Fälscher“ 2007 etwa nicht vorgeschlagen, aber dafür von den koproduzierenden Österreichern. Am Ende bekam „Die Fälscher“ den Oscar – für Österreich. Die deutsche Jury hat nur ein Vorschlagsrecht. Bewerben können sich alle Filmnationen, die Academy in Hollywood wählt davon eine Short List aus, aus der dann wieder die fünf Nominierten gekürt werden. Ein langer Weg also. Der letzte deutsche Film, der als Bester Auslandsfilm gekürt wurde, war 2007 „Das Leben der anderen“.
Alle Kandidaten auf einem Blick
DIE ANDERE HEIMAT – CHRONIK EINER SEHNSUCHT von Edgar Reitz
DIE GELIEBTEN SCHWESTERN von Dominik Graf
FINSTERWORLD von Frauke Finsterwalder
HANNAS REISE von Julia von Heinz
IM WEISSEN RÖSSL – WEHE DU SINGST von Christian Theede
KREUZWEG von Dietrich Brüggemann
LAUF JUNGE LAUF von Pepe Danquart
DER LETZTE MENTSCH von Pierre-Henri Salfati
STEREO von Maximilian Erlenwein
WESTEN von Christian Schwochow
WIR SIND DIE NEUEN von Ralf Westhoff
WHOAMI von Baran Bo Odar
WOLFSKINDER von Rick Ostermann
ZEIT DER KANNIBALEN von Johannes Naber
ZWISCHEN WELTEN von Feo Aladag