Kino

Kommt die Berlinale nächstes Jahr zurück in den Zoo-Palast?

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Sören Kittel

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Wenn das berühmte Kino in der City West eröffnet wird, könnten dort auch wieder Wettbewerbsfilme Premiere feiern.

Beim Kassenhäuschen hört die Nostalgie auf. Natürlich ist es schön, diese Erinnerung an die ältere Frau, die dort sitzt und von einer großen Ticketrolle einen kleinen grauen Zettel abreißt. Die Zeit, als ein Ticket ein paar Groschen gekostet hat und man mit anderen Berlinern zusammen die „Wochenschau“ gesehen hat oder die „Feuerzangenbowle“. Das kleine Kassenhäuschen jedenfalls war letztlich auch zu eng und im Jahr 2013 gibt es schließlich arbeitsrechtliche Gesetze, die solche Räume nicht mehr zulassen.

Aber vieles andere im Zoo-Palast soll wieder genau diesen Charme aufnehmen. Sowohl das große Kino an der Hardenbergstraße als auch das benachbarte Bikini-Haus stehen unter Denkmalschutz und sollen im September dieses Jahres wieder eröffnet werden. Da ist sich Investor Jürgen Büllesbach, Vorsitzender der Geschäftsführung der Bayerischen Hausbau, sicher. „Zusammen mit all den anderen Attraktionen in unmittelbarer Nachbarschaft“, sagt er, „wird es auch das Interesse jener Menschen wecken, die es vorher nicht unbedingt in die City West gezogen hat.“

Ein Saal mit 850 Sitzen

In der Tat war in diesem Jahr der Westteil der Stadt während dieser Berlinale eher ein Ruhepol. Die meisten großen Veranstaltungen konzentrierten sich auf die Achse zwischen Haus der Kulturen der Welt, Potsdamer Platz bis hin zum Kino International. Die Hotelbars im Westen der Stadt wurden eher zu einem Geheimtipp für die Film-Prominenz, weil sie sich dort ungestört miteinander unterhalten konnten. Das soll wieder anders werden, wenn der Zoo-Palast mit neuer Belüftung und dem großen Kino 1 mit 850 Sitzen eröffnet hat. Es ist dann – nach dem Berlinale-Palast – das größte Kino der Stadt sein.

Zoo-Palast-Chef Hans-Joachim Flebbe freut sich schon jetzt auf die Eröffnung. „Wir wollen dem Kino wieder zu dem Glanz verhelfen, den es lange hatte“, sagt er. Viele Berliner haben eine emotional enge Verbindung zu dem Filmtheater. Die Renovierung soll deshalb so vorsichtig vonstatten gehen, dass auch der Charme des Hauses erhalten bleibt, der Original-Tresen aus den 50er-Jahren zum Beispiel oder die Decke in der Haupthalle. „Wir werden sowohl digitale Projektoren haben, als auch 70-Millimeter zeigen können“, sagt Flebbe. „Das sind beste Voraussetzungen, um wieder ein Berlinale-Kino zu werden.“

Berlinale-Anwohner wollen Ruhe

Das war das Kino nämlich über 40 Jahre. Als es 1957 neu eröffnet wurde, wurde es das Festival-Kino, in dem die Wettbewerbsfilme gezeigt wurden. Erst im Jahr 2000 zog die Berlinale an den Potsdamer Platz. Der Zoo-Palast und damit der gesamte Berliner Westen verlor den Status des Zentrums der Berlinale. Doch schon seit einiger Zeit sendet das Filmfestival Signale, dass die Berlinale gern wieder an den Zoo-Palast zurückkehren will. Aktuell hat Johannes Wachs, Festival-Manager der Berlinale, das bestätigt: „Wir interessieren uns für das Haus“, sagt er, „und ich bin mir sicher, dass es ein schickes Kino wird, in dem wir gern spielen würden.“ Ob und unter welchen Bedingungen sie aber dort auftreten werden, wollen sie von den Mietpreisen abhängig machen. „Wir stehen mit Herrn Flebbe in einem guten Kontakt.“ Dann aber gibt er noch ein weiteres positives Signal, auch wenn er das bewusst vorsichtig formuliert: „Es ist nicht ausgeschlossen, darüber nachzudenken, auch Vorstellungen des Wettbewerbs im Zoo-Palast stattfinden zu lassen.“

Diese Äußerung könne damit zu tun haben, dass in diesem Jahr bekannt wurde, dass einzelne Anwohner des Potsdamer Platzes sich über den Lärm der Premieren am Roten Teppich beschwert haben, vor allem wegen der Spätvorstellungen nach 22 Uhr. Die Wohnungen um den Marlene-Dietrich-Platz sind teuer, haben oft Luxusausstattungen wie einen Kamin und manche der wohlhabenden Berliner wollen zwar zentral wohnen, trotzdem aber ihre Ruhe haben. Genervte Anwohner gibt es rings um den Zoo-Palast jedenfalls nicht, ohnehin hat die gesamte Gegend in den letzten ein, zwei Jahren einen Modernisierungsschub durchlaufen, der mit der Eröffnung des Hotels Waldorf Astoria gekrönt wurde.

Hans-Joachim Flebbe jedenfalls könnte sich schon vorstellen, dass es im kommenden Jahr einen Roten Teppich direkt vom Waldorf Astoria über die Straße in das Kino geben könnte. „Das wäre für die Party-Veranstaltungen doch sehr praktisch“, sagt er und meint damit nicht nur die Feste während der Berlinale. „Wir wollen darauf hinarbeiten, dass der Zoo-Palast auch außerhalb der Berlinale ein Zentrum der Filmkunst wird.“ Dass er rechtzeitig fertig werde, bezweifelt er nicht. „Wir bauen schließlich keinen Flughafen.“