"Let's dance"-Finalistin

Maite Kelly und die Angst vor der Hampelmann-Show

| Lesedauer: 4 Minuten
Astrid-Maria Bock

Wegen ihres Gewichts hat sie lange gezögert, überhaupt bei der RTL-Tanzshow "Let's Dance" mitzumachen. Heute Abend steht Maite Kelly im Finale – zu Recht!

Sie war Außenseiterin, Mutmacherin für alle Dicken, jetzt ist sie haushohe Favoritin. Als die aktuelle Staffel der RTL-Tanzshow „Let's Dance“ startete, hatte keiner Maite Kelly auf der Favoriten-Liste. Doch sie hat gekämpft, hat sich von Show zu Show gesteigert und ganz Deutschland gezeigt, dass die Sendung mehr sein kann als Promi-Dinner mit Zappeleinlagen.

„Let's Dance“ hat in Deutschland wie auch „Das perfekte Promi Dinner“ oder „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ einen zweifelhaften Ruf. Eine Show für verschollen geglaubte D-Prominente, die hoffen, mit Salsa und Quick Step ihrer Karriere einen letzten Kick geben zu können. Zu wenig Beachtung scheinen die meisten Teilnehmer dem zu schenken, worum es eigentlich geht – dem Tanzen.

Ein Grund, warum Maite Kelly zögerte, als RTL anfragte. „Ich schaue immer die amerikanische Ausgabe der Show, und ich liebe es“, sagt die 31-Jährige. „Die Promis dort nehmen die Sache viel ernster als bei uns.“ Aber sie hatte auch Bedenken, unter anderem wegen ihrer Figur: „Ich hatte Angst, dass es vielleicht eine Hampelmann-Show wird“, sagt sie. Ihre Liebe zum Tanzen – die Mutter tanzte Ballett, Maite hatte vor kurzem die Hauptrolle im Musical „Hairspray“ – und der Zuspruch ihrer kleinen Tochter überzeugten sie schließlich.

Jury-Kritik sportn sie an

Dass sie jetzt im Finale steht, wundert keinen mehr. Mit der gleichen Disziplin und Beharrlichkeit, mit der ihr Bruder Joey durch die Wüste läuft oder einmal quer durch Deutschland, hat Maite sich von Show zu Show gekämpft. Sie will tanzen – und sie will gewinnen.

Sie ist selbstkritisch, hadert, wenn es mahnende Worte von der Jury gibt. „Ich habe das Problem, dass sie dann jede Figur nicht gut findet und wir nicht weiterkommen, weil sie sich selbst im Weg steht“, sagt Tanzpartner Christian Polanc über das Training.

Die Jury-Kritik spornt sie an, noch härter an sich zu arbeiten: „Wir haben vertraglich einen Tag frei. Ich würde da auch trainieren, wenn es ginge“, sagt die Mutter zweier Töchter. Sie hat gelernt, dass man durch Leistung zu Erfolg kommt. Hat sich mit der Kelly Family von Straßenmusikanten zu gefeierten Popstars hochgearbeitet, und hat auch nicht aufgegeben als sie vor drei Jahren von Plattenfirmen weggeschickt wurde, weil der Name Kelly nur noch Schulterzucken hervorrief. Damals hat sie trotzdem gesungen, mal vor fünfzig, mal vor hundert Leuten.

Das Bedürfnis nach einer Umarmung

Im Moment ist Maite Publikums- und Medienliebling. Die Klatschblätter reißen sich um sie, seit Wochen ziert sie sämtliche Titelseiten. Vielleicht ist es ein Stück Bewunderung für ihren Mut als kräftige Frau aufs Parkett zu treten. Vielleicht ist es ein Stück Anerkennung ihrer Leistung und bestimmt ist es auch schlicht und einfach ein Stück Sympathie. Sie wirkt authentisch und glaubwürdig, wenn sie sagt, dass sie bei „Let's dance“ ist, weil sie tanzen will.

Sie sagt es mit der gleichen Überzeugung mit der sie bei einem ihrer Konzerte Anfang 2009 sagte: „Heute ist ein wundervoller Tag. Ich freue mich, denn zum ersten Mal sind mehr als 100 Leute bei einem meiner Solo-Konzerte.“

Damals hat sie gesungen, weil sie singen wollte. Heute tanzt sie, weil sie tanzen will. Und jedes Mal, wenn sie wie ein schüchternes Schulmädchen zitternd vor Horror-Juror Joachim Llambi steht, weckt das den Wunsch, sie in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen, dass es nicht schlimm ist, wenn sie mal eine schlechte Note bekommt.

Aber mit schlechten Noten gibt sich Maite Kelly nicht zufrieden. Sie will sich von Show zu Show steigern, sie will gewinnen. Mit diesem Ehrgeiz und ihrer eisernen Disziplin hat sie es ins Finale geschafft und „Let's Dance“ ein bisschen „amerikanischer“ gemacht.

Eine ausführliche Kritik des Finales lesen Sie nach der Sendung hier auf Morgenpost Online.