Morgenpost Online: Herr Llambi, stimmt es tatsächlich, dass Leute nicht tanzen können, weil sie die Natur mit zwei linken Füßen bestraft hat?
Joachim Llambi: Ach, zwei linke Füße sind keine Entschuldigung, sondern eine faule Ausrede. Die ist besonders bei Männern beliebt. Besonders Promis sind nicht so leicht für „Let's Dance“ zu begeistern. Viele haben Angst, sich zu blamieren.
Morgenpost Online: Verständlich, wo die Show doch eine ehemalige Ministerpräsidentin zur Witzfigur gemacht hat. Haben Sie sich den Namen „Hoppe-Heide“ ausgedacht?
Llambi: Nee, das war die Zeitung mit den vier Buchstaben. Ich bin der Meinung, man muss den Kandidaten mit einem gewissen Respekt begegnen. Unsere sind prominent, die haben natürlich einen anderen Status als die „No Names“ bei „Deutschland sucht den Superstar“.
Morgenpost Online: Sie spielen den Dieter Bohlen in der Jury von „Let's Dance“. Hatten Sie in der letzten Staffel keine Skrupel, talentfreien Teilnehmern wie dem Boxer Arthur Abraham verbal auf die Füße zu treten?
Llambi: Nee, eigentlich nicht. Unsere Kandidaten haben wochenlang Zeit, um zu trainieren. Sie bekommen Aufmerksamkeit und Geld dafür. Dafür erwarte ich Leistung. Und wenn einer wie Arthur Abraham meint, die La-Paloma-Nummer schieben zu müssen, ist das unfair gegenüber den anderen.
Morgenpost Online: Dann gibt es Haue vom Llambi?
Llambi: Wenn er in den Ring steigt und seine Rübe nicht rechtzeitig wegzieht, kriegt er auch was auf die Nase.
Morgenpost Online: Wie Heide Simonis schob auch Herr Abraham gesundheitliche Gründe für seinen vorzeitigen Ausstieg aus der Show vor. Ein eleganter Abgang?
Llambi: Nö, das war einfach nur eine Ausrede. Wenn ich in einer solchen Show auftrete, muss ich was dafür tun. Ich respektiere, wenn sich einer wirklich bemüht und es nicht besser kann. So wie Heide Simonis.
Morgenpost Online: Was wäre die Alternative gewesen – schwer stürzen und sich den Oberschenkelknochen anknacksen wie Hillu Schwetje?
Llambi: Die arme Frau hat mir wirklich Leid getan. Die hatte Spaß am Tanzen und auch ein gewisses Bewegungstalent. Aber nach ihrem Sturz ging wirklich nichts mehr.
Morgenpost Online: Wer nur mal wieder seine Nase in die Kamera halten möchte, kann sich beim „Perfekten Promi-Dinner“ müheloser blamieren. Was suchen die Teilnehmer auf dem Parkett?
Llambi: Wenn ich die Kandidaten der neuen Staffel nehme, dann wollen die sich alle in irgendeiner Form beweisen. Die Schauspielerin Andrea Sawatzki oder der Stabhochspringer Tim Lobinger haben es nicht nötig, da mitzumachen. Aber den gefällt das Format. Und die wollen zeigen, dass sie auch eine andere Seite haben.
Morgenpost Online: Bei Hoppel-Heide dürften noch andere Motive eine Rolle gespielt haben, oder?
Llambi: Ja, da spielte der Charity-Aspekt eine Rolle. Sie war ja damals Präsidentin von Unicef. Für sie stand von vornherein fest, dass sie ihre Summe für einen sozialen Zweck spenden würde.
Morgenpost Online: Eitelkeit war kein Thema?
Llambi: Kann ich nicht beurteilen. Wissen Sie, letztendlich hat die Boulevardpresse da immer einen großen Einfluss darauf, wie einer wahrgenommen wird. Natürlich hat der Llambi auch etwas dazu beigetragen.
Morgenpost Online: Je größer der Bekanntheitsgrad, desto größer die Fallhöhe. Gab es schon Kandidaten, bei denen Ihr Mitleid stärker war als die Schadenfreude?
Llambi: Nö, ich habe ja keine Schadenfreude. Ich spreche nur aus, was sich andere nicht zu sagen trauen würden. Es ist ja noch keiner demontiert worden in dieser Show. Viele haben mir sogar hinterher schon gesagt: Ich schätze drei Punkte von dir mehr als eine Zehn von unserem Christbaum, Harald Glööckler.
Morgenpost Online: Christbaum?
Llambi: Na ja, wenn er seine gefühlten 2523 Schmuckstücke anlegt, glitzert der schon. Er legt natürlich mehr Wert auf die Optik als auf den Tanz.
Morgenpost Online: Heißt das, es hat sich noch nie ein Teilnehmer über Ihre Bewertung beschwert?
Llambi: Doch, Margarethe Schreinemakers. Ich habe zu ihr gesagt, sie und ihr Partner sähen beim Tanzen aus wie zwei aufgedrehte Ecstasy-Pillen. Hinterher saß sie heulend da und behauptete, ich hätte sie in die Drogen-Ecke geschoben. Am nächsten Tag stand es in der „Bild“-Zeitung. So hatte ich das natürlich nicht gemeint.
Morgenpost Online: Ach, kommen Sie. Solche Schlagzeilen sind doch die beste PR.
Llambi: Natürlich, jede TV-Show reißt sich um solche Schlagzeilen, für eine gewisse Quote sind die unabdingbar. Ehrlichkeit ist aber das A und O. Ich lasse mich nicht verbiegen, um die Quote anzukurbeln.
Morgenpost Online: Als Mutter Teresa hat RTL für diese Staffel Sylvie van der Vaart als neue Moderatorin engagiert. Was setzen Sie der Barmherzigkeit entgegen?
Llambi: Ich werde nicht bissiger, nur weil die Sylvie so nett ist.
Morgenpost Online: Musste der Sender Sie eigentlich dazu überreden, die Rolle des Giftzahns zu spielen – oder sind Sie von Haus aus zynisch?
Llambi: Ich bin von Haus aus geradeaus. Im Gegensatz zu vielen anderen kann ich mir diese Unabhängigkeit im Urteil auch leisten, ich lebe ja von meinem Job als Wertpapierhändler an der Frankfurter Börse.
Morgenpost Online: Haben Sie sich dort auch Ihre blumige Ausdrucksweise antrainiert?
Llambi: Ganz bestimmt. Bis der Handel vor fünf Jahren großenteils auf den PC umgestellt wurde, stand vor mir immer eine Traube von Menschen. Verrückte. Paradiesvögel. Möchtegern-Schauspieler. Die mussten ihre Aktien an den Mann bringen. Das war ja eine Verkaufsshow. Irgendwie muss man da mithalten.
Morgenpost Online: In der neuen Staffel müssen Regina Halmich, Kristina Bach, Maite Kelly, Andrea Sawatzki und Liliana Matthäus vor Ihrem Urteil in Deckung gehen. Welche der Damen würden Sie gerne mal übers Parkett wirbeln?
Llambi: Schwer zu sagen, aber den meisten Spaß hätte ich wohl mit Maite Kelly. Das ist eine Frau, die sich ihrer weiblichen Rundungen nicht schämt und sich unglaublich gut bewegt.
Morgenpost Online: Sie würden sie zu einem Tango Argentino auffordern?
Llambi: Nee, eher zu einem Quickstepp oder zu einem Cha-Cha-Cha, ich glaube, das liegt ihr mehr. Diese knisternde Nummer könnte ich mir eher mit der Schlagersängerin Kristina Bach vorstellen.
Morgenpost Online: Nicht mit der Boxerin Regina Halmich?
Llambi: Mmmh, die würde ich eher zu einem Paso Doble auffordern. Allerdings hätte ich Sorge, dass Sie Ihre Aggressivität aus dem Boxring nicht ins Prinzessinnenkleid retten kann.
Morgenpost Online: Müssten Sie nicht eher fürchten, dass sie die Führung übernimmt?
Llambi: Nein, in dem Moment, wo sie es versuchen würde, würde ich sie stoppen und sagen: Ich bin der Chef – jaaa! Das ist einer der letzten Männerdomänen: die Führung beim Tanz.
Morgenpost Online: Und wenn Sie ausrutschen?
Llambi: Ach, das ist mir früher schon häufiger passiert. So was nehme ich mit Humor.
Das Interview führte Antje Hildebrandt.