Massen von Menschen strömten auf das Festivalareal an der altehrwürdigen Zitadelle und wirbelten eine Menge Staub auf - nicht im wörtlichen Sinne, die vor dem Eingang postierte Polizei hatte einen ruhigen Abend.
Nein, vor der Bühne flog feinkörnige Materie durch die Luft, was die Sicht auf die Bühne schwer beeinträchtigte. Der Veranstalter hatte das Gelände mit Baumrindenresten übersät, die von den Fans prompt in kleinste Partikel zerlegt wurden. Man tanzte, hüpfte und balgte sich genüsslich zu den Rockfetenhits der Band aus Los Angeles und machte dem Motto des Abends damit alle Ehre - es lautete "The Battle Of Berlin".
Gekommen war man aber nicht, um zu kämpfen, sondern um zu feiern. Rage Against The Machine war stets die beste aller Bands, die sich in den Neunzigerjahren an der Fusion aus hartem, rhythmusorientiertem Rock und rap-artigem Gesang versuchten. Anfang des Jahrzehnt hatte Einpeitscher Zack de la Rocha die Idee, eigene Musik zu machen und sich politisch gegen die Bush-Administration zu engagieren.
Seine Soloplatte kam nie auf den Markt, dafür hielten sich die drei verbliebenen Mitglieder um Gitarrist Tom Morello an der Seite von Ex-Soundgarden-Sänger Chris Cornell unter dem Namen Audioslave fit. Diese Band gibt es nun auch nicht mehr, der Weg für eine Rückkehr von Rage Against The Machine war somit frei. Zuerst wollte man es bei einem Auftritt in Kalifornien belassen, aber jetzt ist doch eine richtige Tournee daraus geworden.
Es war ein kurzes Wiedersehen. Schon nach einer Stunde verließ die Band zum ersten Mal die Bühne, ohne auch nur einen neuen Song gespielt zu haben. Das auffallend junge Publikum begeisterte sich für die Klassiker "Testify", "Bombtrack", "People Of The Sun" oder "Bullet In The Head", Morello erzeugte Geräusche wie ein DJ - oder eine Zwitscherschwalbe. Zack de la Rocha dagegen wirkte auffallend unmotiviert.
Nur einmal raffte er sich zu einer Ansage auf, als er erklärte, George W. Bush bei dessen Abschiedstour durch Europa mit lautstarken Protesten begleiten zu wollen. Ob Rage Against The Machine in ihrer augenblicklichen Verfassung mehr Staub aufwirbeln können als die Fans an der Zitadelle zum Abschluss bei "Killing In The Name", darf indes bezweifelt werden.