Berlin bekommt sensationelle Leihgabe aus dem Sudan
Neues Museum
Berlin bekommt sensationelle Leihgabe aus dem Sudan
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Gabriela Walde
Im Neuen Museum werden künftig auch 2000 Jahre alte Tempelreliefs aus dem Sudan zu sehen sein. Die 74 äußerst zerbrechlichen Sandsteinblöcke sind bereits angeliefert worden. In Berlin kommen die kostbaren Stücke in ein ganz besonderes Regal.
Archäologen sind manchmal die besseren Politiker, findet Dietrich Wildung, Chef des Ägyptischen Museums. Denn Archäologie, beziehungsweise deren Ausgrabungen in Ländern wie Ägypten, Irak oder dem Sudan tragen nicht selten als „stabilisierende Faktoren“ zu einem kulturpolitischen Dialog bei. Und so ist für Wildung die Übergabe des dreiteiligen meroitischen Tempelreliefs – vorerst auf Basis eines Leihvertrages – schlichtweg „sensationell“ und ein „Zeichen der Hoffnung in diesem geschundenen Land, dass sich die Verhältnisse bessern“. Das Kulturministerium des Sudans hat den Staatlichen Museen 74 fragile Sandsteinblöcke aus einer Wand des Naga-Tempel 200 übergeben. Die Teile stammen ursprünglich aus einem Verbund von rund 1600 Blöcken und Fragmenten. Eine Geste des Dankes für das Engagement der Berliner Museen um die kulturelle Wiedergewinnung der Wüstenstadt Nada, eine der wichtigsten Denkmalstätten des Landes, rund zwei Stunden von der Hauptstadt Khartum entfernt. Der Hintergrund: Seit 1995 gräbt ein Berliner Archäologenteam in der ehemaligen Königsstätte.
Die drei relativ gut erhaltenen, 2000 Jahren alten Wandabschnitte des Naga-Tempels werden ab 16. Oktober in der Sudan-Abteilung im neu eröffneten Neuen Museum zu sehen sein. In den letzten Monaten wurden sie aufwendig in den Kreuzberger Werkstätten „Restaurierung am Oberbaum“ rekonstruiert und konserviert. Etwa acht Wochen hingen sie wie Patienten am Tropf einer Infusion, die das fragile Material festigen soll. Die Präsentationsform ist außergewöhnlich: um die Last der oberen auf die unteren Steine zu reduzieren, haben sich die Restauratoren für eine Stahlregal entschieden, in das die Originale und die Inlays (Ersatzsteine) eingelegt sind. Für die Besucher wird das Gerüst im Museum nicht mehr sichtbar sein: Mit Mörtel wird das Regal zu einer durchgehenden Schauwand modelliert.