Komödie am Kurfürstendamm

Ein alter Liebhaber fordert seinen Lohn

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Peter Hans Göpfert

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Carl-Hermann Risse inszeniert den Beziehungsklamauk "Fisch zu viert" an der Komödie am Kurfürstendamm. Das von Wolfgang Kohlhaase und Rita Zimmer zunächst als Hörspiel, dann fürs Theater geschriebene Stück erfreut die Zuschauer auch fast vier Jahrzehnte nach seiner Dresdner Uraufführung.

Wer hätte das gedacht: dieses lustige Stückchen, das Wolfgang Kohlhaase und Rita Zimmer zunächst als Hörspiel, dann fürs Theater geschrieben haben, macht auch beinahe vier Jahrzehnte nach der Dresdner Uraufführung den Zuschauern noch und wieder einen Heidenspaß!

"Fisch zu viert" ist jedenfalls taufrischer als die Schwestern Heckendorf, die alljährlich von Charlottenburg in ihr Sommerhaus bei Neuruppin übersiedeln. Alle drei, Charlotte, Cäcilie und Clementine, haben mit ihrem gemeinsamen Diener Rudolf zärtliche Stunden genossen. Jede hat ihm ein hübsches Erbe versprochen. Aber als das treue und ergraute Faktotum nach dreißig Jahren von den Damen vorzeitige Auszahlung erbittet, um eine Weltreise zu unternehmen, stellt sich heraus: Rudolf bekommt weder Cent noch Pfennig. Na, sagt er, er könnte ja mal den konkurrierenden Damen flüstern, dass keine von ihnen die exklusive Nutznießerin seiner sündigen Liebesdienste gewesen ist...

Altmodisch und verrückt

C&C&C sind von dieser Ankündigung begreiflicherweise nicht eben begeistert. Eine Flasche Arsen kommt ins nächtliche Spiel. Verwegene Pläne mit raffinierten Blitzableitern werden ausgeheckt. Und der Domestik seinerseits, persönlich eher ein Verächter von Fischgerichten, bereitet seinen Arbeitgeberinnen ihre Leibspeise, einen gefüllten Hecht, der es gleich doppelt in sich hat. Mehr wird hier nicht verraten.

Die Geschichte ist naturgemäß etwas altmodisch. Und daraus macht die Inszenierung von Carl-Hermann Risse auch gar keinen Hehl. Wir sind schließlich im 19. Jahrhundert. Die verrückte Handlung kennt keinen Stillstand. Die drei Ladys sind so unterschiedlich wie witzig besetzt. Die unverwüstliche Judy Winter spielt Charlotte, die Älteste. Die hält das väterliche Brauerei-Erbe strikte zusammen und zuckt mit keiner Wimper, wenn sie Rudolfs sanfte Erpressung abweist.

Die Mittlere wird von Walfriede Schmitt gespielt; sie hat es schon dicker, und nicht nur hinter den Ohren. Die Naschkatze greift tags gern zur Schokolade und nachts zur Peitsche. Ein verflüchtigter Kavallerist ist bei ihr nicht ohne Spuren geblieben. Als Jüngste im Neuruppiner Trio sehen wir Rita Feldmeier (auch sie hat mal wie Judy Winter auf der Bühne Marlene Dietrich verkörpert). Die vielseitige Schauspielerin vom Potsdamer Hans Otto Theater macht hier einen Abstecher zum Kurfürstendamm und ist darstellerisch gleich die Anspruchsvollste. Clementines von Alkohol beflügelte Schicker, von hohen unfreiwilligen Baldriandosen gesteigerte Nebellaute wecken unmittelbare Heiterkeit. Allein schon, wie sie auf dem Allerwertesten die feudale Treppe hinunterrodelt, lohnt die Besichtigung.

Der Glückstreffer und eigentliche Hecht dieses Kabinettstückchens ist Achim Wolff. Diener Rudolf erledigt seine beruflichen Aufgaben mit derselben trockenen Noblesse, mit der er den drei ehemaligen Nutznießerinnen seiner Manneskraft den Wunsch nach Bargeld und erotischem Ruhestand mitteilt.

"Fisch zu viert", Komödie am Kurfürstendamm 206/209, Charlottenburg. Tel. (030) 885 911 88, läuft bis zum 7. Mai.