Ein Lächeln wie das von Penelope Cruz ist doch ein sicheres Ticket ins Filmbusiness. Stimmt nicht, sagt die temperamentvolle Spanierin, zur Anfang ihrer Karriere habe sie sehr kämpfen müssen. Im Interview auf Morgenpost Online verrät sie zudem, warum sie sich nur ungern selbst auf der Leinwand sieht.

Wie kein anderer Star steht Penélope Cruz in bei der diejährigen Berlinale für Schönheit und Glanz. Überall plakatiert als schmückende Werbeträgerin für eine Kosmetikmarke und als Schauspielerin zu sehen in der Philip Roth-Verfilmung "Elegy". Darin spielt sie eine junge Studentin, die sich in ihren Professor (Sir Ben Kingsley) verliebt. Zwar bietet die Literaturadaption von Regisseurin Isabel Coixet weniger Sex und Provokation als Roths Buch, aber trotzdem noch einige freizügigen Blicke auf Penelope Cruz.

Morgenpost Online: Was empfinden Sie, wenn Sie sich so freizügig auf der Leinwand sehen?

Penelope Cruz: Ich spreche da nicht so gerne drüber, weil das oft aus dem Zusammenhang gerissen wird. Ich bin aber grundsätzlich immer sehr hart im Urteil mit mir selbst und deswegen macht es mir oft Probleme, mir meine Filme anzuschauen. Bei "Elegy" aber ist es mir gelungen, mich wie jemand anderen auf der Leinwand zu sehen und den Film genießen zu können. Ich finde den Film sehr bewegend und sehr ehrlich. Überhaupt nicht aufgesetzt.

Morgenpost Online: Sie entblößen Sich im Film nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. War das manchmal schwierig bei den Dreharbeiten?

Cruz: Emotional schon. Ja. Da gibt es verschiedene Szenen wie zum Beispiel wenn ich im Film nach zwei Jahren wieder im Leben von Kingsleys Kepesh auftauchte. All die Dinge, die da im Raum stehen, die nicht ausgesprochen wurden bei ihrer Trennung stecken in dieser Szene, und dann eröffnet sie ihm, dass sie Brustkrebs hat, dass sie vielleicht sterben muss. Diese Szene hatte fünf Seiten Dialog und Isabel hat sehr lange Einstellungen gewählt. Manchmal hat Sie vier Minuten am Stück gedreht. So arbeiten zu können war toll für uns. Es gab keine Eile, keine Hetze, kein Ziel, dass auf den Punkt erreicht werden musste. Es war eine Suche nach der Wahrheit dieses Moments und wir durften dafür unser eigenes Tempo und unseren eigenen Rhythmus wählen. So ist diese Szene sehr natürlich entstanden und war eine sehr bewegende und emotionale Erfahrung für mich.


WELT ONLINE: Philip Roth lässt einen seiner Charaktere sagen: "Schöne Frauen sind unsichtbar, weil man sie nicht sieht, sondern nur ihre schöne Hülle." Denken Sie, dass das stimmt?


Cruz: Die Art wie Phillip Roth darüber redet ist wunderbar. Sehr poetisch. Wenn in Presse oder in Interviews darüber gesprochen wird, hat das meist eine andere Anmutung. Ich spreche nicht so gerne darüber, weil ich immer das Gefühl habe, man erwartet von Schauspielerinnen, dass sie über ihre Jugend jammern. Wie hässlich sie doch in der Schule waren, dass sie zu große Füße hatten oder sonst irgendeinen Makel, der dann ganz dramatisch war. Ich finde das ziemlich dämlich und ich halte nichts davon, mich als Opfer zu sehen. Jede Person ist einzigartig. Schönheit kann vieles sein und alles was man dazu sagt, lässt es dann wie ein Thema klingen. Außer wenn Philip Roth darüber spricht. (lacht) Ich fände es auch ziemlich egozentrisch, wenn ich darüber reden würde, ob und was für Probleme ich meiner Schönheit habe. Ich bin nur eine Schauspielerin. Aussehen ist eines der Werkzeuge, das einem Schauspieler zur Verfügung steht. Nicht mehr und nicht weniger.

Morgenpost Online: Auf die Idee, Sie als Opfer Ihrer Schönheit zu bezeichnen, würde wohl niemand kommen. Eher würde man denken, dass Ihnen Ihre Schönheit immer geholfen hat?

Cruz: Nein, da stimme ich nicht zu. Besonders in den ersten Jahren musste ich für alle meine Rollen vorsprechen. Da ist man in einem Raum und kämpft wie jede andere Frau um eine Rolle. Jede Frau hat die gleiche Möglichkeit zu zeigen, was sie kann. Ich halte das für einen sehr viel faireren Prozess als die meisten Menschen denken.

Morgenpost Online: Nun sind sie aber nicht nur Schauspielerin, sondern beispielsweise auch Loreal-Gesicht. Wie fühlt es sich an, überall Plakate von sich zu sehen?

Cruz: Ich sehe nicht mich, sondern das Plakat. Die Ausleuchtung, das Make-up, die Frisur. Für mich ist das meine Arbeit und nicht die Verewigung meiner Schönheit.

Morgenpost Online: Was hat Sie an der dramatischen, provokanten Liebesgeschichte "Elegy" besonders gereizt?

Cruz: Für mich ist der Film und das Buch eine Studie menschlicher Ängste. Die Geschichte handelt davon, wie sehr man sein eigenes Glück sabotieren kann, wie sehr man sich selbst im Weg stehen kann. Um Problemen aus dem Weg zu gehen, macht man sich völlig unnötige Probleme. Das ist das was Ben Kingsleys Kepesh in der Beziehung macht. Aus Angst vor der Trennung sorgt er für das Scheitern der Beziehung. Dann macht das Leben eine überraschende Wende und alles ist auf einmal anders.

Morgenpost Online: Der Film und das Buch sprechen auch über die Endlichkeit von Leben und die Vorstellungen und Ängste, die damit einhergehen. Haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass Ihnen die Zeit davonläuft?

Cruz: Nein. Wenn man glücklich ist, dann gibt es dieses Gefühl nicht. Wenn man im Jetzt lebt. Zeit ist etwas, dass einen einschränken kann, wenn man das zulässt. Darüber spricht dieser Film. Als Sie nach der Trennung wieder zu ihm kommt und ihm mitteilt, dass sie Krebs hat, sagt sie auch, dass sie sich älter als er fühlt. Und vorher war er so sehr von diesem Gedanken besessen, dass er so viel älter als sie ist.

Morgenpost Online: Es geht um die Frage, ob man im Zusammensein Angst vor der Trennung hat oder sich am Zusammensein freuen kann.

Cruz: Ich habe mir diese Frage nicht gestellt, um diese Rolle spielen zu können. Mir reicht es, dass ich beide Charaktere verstehe.

Morgenpost Online: Aber stellt man sich diese Frage nicht automatisch?

Cruz: Vielleicht, aber manchmal möchte ich die Antwort nicht mit jemand anderem teilen.

Morgenpost Online: Sie kannten das Buch von Philip Roth natürlich vorher. Wie sehr hat Sie der Roman beim Drehen begleitet?

Cruz: Ich habe es immer irgendwo im Set-Mobiliar versteckt. Unter dem Sofa, unter dem Bett. Dann wurde natürlich ständig umgebaut und immer wieder musste ich mich auf die Suche nach meinem Buch machen. Ich hatte mir unendlich viele Notizen im Buch gemacht und es hat mich die ganzen drei Monate bei den Dreharbeiten begleitet.

Morgenpost Online: Hatten Sie die Gelegenheit Philip Roth zu sprechen?

Cruz: Ja, einmal. Am Telefon. Ich war unglaublich nervös, weil ich ihn so sehr bewundere. Er war sehr nett und hat mir Mut gemacht, aber ich weiß nicht, ob er den fertigen Film schon gesehen hat.

Morgenpost Online: Bei "Elegy" saß mit Isabel Coixet eine der immer noch sehr seltenen Filmemacherinnen auf dem Regiestuhl. Macht es einen Unterschied für Sie, ob Sie mit Männern oder mit Frauen zusammenarbeiten?

Cruz: Es gibt Unterschiede, aber die haben nichts mit dem Geschlecht zu tun. Jeder gute Regisseur hat einen einzigartigen Blick und unterscheidet sich allein dadurch von allen anderen. Wie gesagt, ich glaube nicht, dass es so eine große Rolle spielt, ob ein Mann oder eine Frau einen Film macht.

Morgenpost Online: Und vielleicht versteht ja Pedro Almódavor die Frauen sogar besser als eine Regisseurin.

Cruz: Vielleicht. Er liebt Frauen. Er ist sehr neugierig auf alles Weibliche. Ihn scheinen alle Seiten des weiblichen Wesens zu faszinieren. Nicht nur die Schönheit, sondern auch die Neurosen, die Gefühle. Er versucht all das immer wieder zu entdecken. Er bewundert Frauen, weil sie ihm so viel Stoff für seine Geschichten geben.


WELT ONLINE: Werden Sie bald wieder mit ihm arbeiten?


Cruz: Ich fange nächste Woche mit den Proben an.

Morgenpost Online: Können Sie etwas über die Rolle erzählen.

Cruz: Es ist etwas völlig anderes, aber Pedro hat mich gebeten, nichts zu erzählen.