Unterschriftenaktion

Braucht Deutsch Schutz des Grundgesetzes?

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Ob Frankreich, die Türkei oder Korea – viele Länder haben in ihrer Verfassung einen Passus zur Landessprache stehen. Gleich zwei Vereine setzen sich nun dafür ein, dass bald im Grundgesetz der Satz steht: „Die Sprache der Bundesrepublik ist Deutsch." Was meinen Sie?

Der Verein Deutsche Sprache und der Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland starteten am Mittwoch in Berlin eine Unterschriftenaktion mit dem Ziel, das Grundgesetz zu ändern. Der Artikel 22 soll um den Zusatz ergänzt werden: „Die Sprache der Bundesrepublik ist Deutsch". Sie wollen damit dem „schleichenden Bedeutungsverlust der deutschen Sprache entgegenwirken“.

Zum Vergleich führten die Vereine an, dass 18 europäische Staaten einen Passus über die Landessprache in der Verfassung hätten, aber auch Länder wie die Türkei und Korea. Bürger mit Migrationshintergrund könnten eine solche Ergänzung im Grundgesetz als Ansporn begreifen, die deutsche Sprache als Schlüssel für eine erfolgreiche Integration zu verstehen. „Des Weiteren würde man der berechtigten Forderung nachhaltig Gewicht verleihen, dass in der Europäischen Union Deutsch als Arbeitssprache endlich gleichberechtigt neben Englisch und Französisch Verwendung findet“, heißt es in einer Erklärung der Vereine, die gemeinsam rund 40.000 Mitglieder haben.


Hintergrund ist ein anhaltender Streit zwischen Deutschland und der Europäischen Union (EU), die ihre Dokumente bisher nur in zwei Sprachen anfertigt. Und das, obwohl Deutsch von der zahlenmäßig größten Gruppe in Europa gesprochen wird. SPD, Union, FDP und Grüne im Bundestag haben gerade gemeinsam einen 'Antrag' verfasst, in dem sie die Brüsseler Gesetzesbehörde auffordern, ihre „Übersetzungsstrategie“ zu überarbeiten. Chancen werden der Initiative allerdings nicht kaum eingeräumt.

Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach zeige, dass viele Bürger ähnlich denken. „Die Mehrheit der Bevölkerung fordert eine stärkere Verwendung der deutschen Sprache in der EU“, heißt es. Die Umfrage hatte vor zwei Wochen ebenfalls die Gesellschaft für deutsche Sprache und der Deutsche Sprachrat vorgestellt. 1820 repräsentativ ausgewählte Personen waren nach ihren Ansichten über die deutsche Sprache befragt worden.


Nach Ansicht von zwei Dritteln der Bundesbürger (65 Prozent) droht demnach die deutsche Sprache „mehr und mehr zu verkommen“. Als Ursachen dafür werden in einer Umfrage unter anderem genannt dass weniger gelesen und mehr ferngesehen wird, der Einfluss anderer Sprachen auf die deutsche Sprache stark zunimmt und ganz allgemein weniger Wert gelegt wird auf eine gute Ausdrucksweise.


An die zunehmende Verwendung englischer Ausdrücke wie Kids, Event oder Meeting haben sich inzwischen viele Deutsche gewöhnt, aber 39 Prozent – vor allem Ältere – stören sich daran. Bei der Frage, welche Sprache Kinder heutzutage in der Schule vor allem lernen sollten, folgt überraschend nach Englisch, Französisch und Spanisch das Chinesische bereits an vierter Stelle.


Nicht nur die deutsche Sprache soll im Grundgesetz verankert werden. Gestern forderte der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar, den Datenschutz als Grundrecht in der Verfassung zu verankern. Bislang sei es immer das Bundesverfassungsgericht gewesen, das wesentliche Impulse gegeben habe, sagte er am Dienstag bei einer Tagung der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin.

( AP/dpa//str )