Einmal, kurz vor der Ankunft, sagt Marcus den wichtigen Satz: „Jetzt kann ich sagen, ich hab’s versucht!“ Marcus (38) und seine Elke (24) wollen weg aus Deutschland. Dahin, wo die Sonne scheint, das Meer glitzert, die Menschen freundlich sind. Kurz: wo das Leben lebenswerter ist. Ihr Plan: mit Kind und Kegel nach Teneriffa. Dort möchten sie ganz von vorne anfangen. Es ist die erste von sieben Folgen einer neuen Doku-Soap auf RTL mit dem schönen Titel „Umzug in ein neues Leben“.
Wer hat noch nicht mit dem Gedanken gespielt, schlicht und einfach alles hinzuschmeißen, die wichtigsten Sachen zu packen und in ein neues Leben aufbrechen, diesen Traum haben viele. Doch meist bleibt es bei den Träumereien, selten wird es konkreter. Nur wenige trauen sich einen so großen Schritt zu, der das ganze Leben auf den Kopf stellen wird.
Während auf dem Bildschirm Marcus und Elke ihr Hab und Gut packen, wird man langsam neidisch. Auch wenn Elke, die wie ihr Partner kein Spanisch spricht, sich nicht sicher ist: „Es wird erst mal schwer.“ Und Marcus bekennt auf der Abschiedparty, die seine Freunde für ihn organisiert haben: „Es tut richtig weh!“ Als Zuschauer mit dem Hintern auf dem Sofa kann es einem passieren, dass das Hirn anfängt abzuheben: Du Depp, wie oft hast Du Dir das schon vorgestellt! Und warum sitzt Du immer noch hier – statt im nächsten Flieger Richtung Indien!
Diese Selbstanklage wird moderater, als Marcus und Elke sich im Laufe des Umzugs in die Haare kriegen. Als Elke nicht in der Nähe ist, offenbart Marcus den Zuschauern: „Sie steht mir bis hier – aber so richtig!“ Marcus bleibt in der hessischen Kleinstadt und wird den Hausrat per Lkw nachbringen. Keine guten Vorraussetzung fürs Auswandern.
Elkes Mutter, die schon auf Teneriffa wohnt, ist zu spät am Flughafen. Elke weiß nicht wohin. Auch diesmal ist RTL treffsicher: „Zum Glück gibt es auf Teneriffa überall Deutsche – und die sind hilfsbereiter als zu Hause.“ Derweil scheint Marcus mit dem Umzug komplett überfordert. Seine Situation garniert er noch mit Sprüchen wie: „Keine Frau im Haus! Ich muss sogar Wäsche waschen!“ Oder: „Ich hab die Schnauze gestrichen voll!“ Der Stress nagt an ihm.
Die Kamera ist natürlich auch dabei, als Marcus endlich auch auf Teneriffa ankommt und er mit Elke ein, so der RTL-Kommentar, „Krisengespräch“ führt. Marcus kann es nicht leiden, wenn sie ihn morgens mit zärtlichen Worten weckt. „Vor dem Frühstück, vor der Zigarette mag ich das nicht so.“ Das versteht sie. Na, wenn’s weiter nichts ist.
Aber: „Wagenden hilft das Glück“, dichtete Vergil. Und auch unsere RTL-Familie kommt langsam in ihrem neuen Leben an. Es läuft überraschend gut. Elke verkauft in ihrem neuen Appartement Kosmetika, Marcus findet Arbeit bei einem deutschen Bauunternehmer, Belara fühlt sich im zweisprachigen Kindergarten wohl. Als die kleine Familie schließlich am Meer entlangspaziert, hört man plötzlich wieder die eigene Stimme, laut und deutlich: Und warum Du nicht, Angsthase?