"Ananas Express"

Ein filmisches Plädoyer fürs Kiffen

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Thomas Lindemann

Foto: dpa / DPA

Als Kiffer Dale zufällig Zeuge eines Drogen-Mordes wird, ist es für die Killer kein Problem seine Spur bis zu seinem Dealer Saul zurück zu verfolgen. Stoff für eine Slapstick-Komödie, die sich allerdings selbst nicht ganz traut.

Dass diese Komödie sich selbst nicht ganz traut, merkt man gleich an der Anlage der Hauptfigur: Irgendwie passt nicht alles zusammen - jedenfalls nicht für einen reinen Slapstick neuen Stils. Denn Dale (Seth Rogan) gibt sich einerseits lässig und ist stets bekifft, andererseits aber unbeliebt von Berufs wegen.

Er stellt Ladungen und Strafbefehle des Gerichts zu. Alle hassen ihn - außer seinem Gras-Dealer Saul (James Franco). Diese zwei antisozialen Gesellen dürfen einander bald menschlich näher kommen.

Dale wird bei einem Job Zeuge eines besonders perfiden Mordes: Eine korrupte Polizistin und ein Mafiaboss bringen einen Konkurrenten um. Es geht um Drogen - genau die, die Dale gerade raucht. Und er wird erkannt. Mit Dealer Saul tritt er eine irre Flucht an.

Sogar das alte Muster "Ein Mann wird gejagt" taugt hier zur Kulisse für eine überdrehte Komödie über unreife Männer. Dafür hat Dale eine 20 Jahre jüngere Freundin, die er nicht liebt, zwei dumme Killer auf den Fersen, und seine einzigen Freunde benehmen sich wie Zwölfjährige. In diesem spätpubertären Universum kann es passieren, dass einer offensichtlich stirbt und hinterher doch noch als Retter wiederkommt.

Der irre Slapstick kann trotzdem zum Nachdenken anregen. Von den USA haben Deutsche sich am Ende der Ära Bush das Bild eines prüden, beengten Überwachungsstaates gemacht. Ausgerechnet dieser Film straft das aber auch Lügen: Mit solcher Selbstverständlichkeit wird der fröhliche Marihuana-Konsum hier zu Lande nie dargestellt. "Ananas Express" ist ein Plädoyer für freies Hanfrauchen - und dabei so offen, wie das noch kein deutscher Film gewagt hat. Verantwortlich für den mutigen Blödsinn ist vor allem Judd Apatow, Filmproduzent aus New York und neuer Humorkönig des US-Kinos. Und Apatow-Filme beruhen alle auf derselben Formel: Sie pfeifen auf Scheinmoral und basteln aus Analfäkal-, Sex- und Drogenhumor eine hirnlos schöne Party zusammen.

In ihrer Welt sind alle geil, high und ziemlich egoistisch - damit dürfte sie der wirklichen durchaus nahe kommen. "Nur für Fans", müsste man bei diesem Film eigentlich dazusagen - für die wird's dann aber auch ein Hochgenuss. Andererseits sind sie ja vielleicht längst die Allgemeinheit. "Ananas Express" hat seine 25 Millionen Dollar Produktionskosten in den USA schon am Startwochenende reingeholt.

Ananas Express

USA 2008

112 min., ab 16 Jahren

Regie: David Gordon Green

Darsteller: Seth Rogen, Rosie Perez, James Franco

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